Schach Aktiv 03/2010 - Leseprobe: Partie des Monats

Erschienen und versendet ist die März Ausgabe der Verbandszeitung des ÖSB, Schach Aktiv. Großteils Verständnis, vereinzelt aber auch Kritik brachte die Zusendung der Hefte an die Vereine. Wir danken allen, die diese Aktion mittragen und hoffen, dass das Schach Aktiv auf diese Weise als offizielles Verbandsorgan weiter aufgewertet wird. Themenschwerpunkte im März Heft sind das Villacher Open, die 2. Bundesliga West und ein Portrait über den neuen Österreichischen Meister im Fernschach, Rüdiger Löschnauer. Er gewinnt den Titel übrigens zum dritten Mal in Folge. Unsere Leseprobe bringt diesmal die Österreicherpartie des Monats. In der Rolle des Hauptakteurs ist Kärntens Hoffnung Georg Halvax. (wk)
Schach Aktiv

Österreicherpartie des Monats

 

Schach-Aktiv präsentiert monatlich eine ausgewählte Partie eines österreichischen Spielers. Diesmal ist es der Sieg von Georg Halvax gegen IM Leon Mazi beim Villacher Open 2010.

Weiß: IM L. Mazi (SLO/2370) 
Schwarz: G. Halvax (AUT/2265)

Sizilianisch (B31)               P 24

Open Villach, 6. Runde

Anm.: Georg Halvax

Dies war meine bereits dritte Partie gegen Leon Mazi, die ersten zwei Duelle gingen an ihn, obwohl ich in der zweiten Begegnung total auf Gewinn stand, also war ich auf Revanche aus.
1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 g6 4. 0–0.
Eigentlich hatte ich ja mit dieser Variante gerechnet, da diese mir als gewinnversprechender als die anderen scheint. 4. Lxc6 dxc6 5. d3 Lg7 6. h3 Sf6 7. Sc3 0–0 8. Le3 b6 9. Dd2 e5 10. Lh6 (10. Sxe5?! Sxe4!) 10. – Dd6. Hier kann nun alles passieren und die Stellung bietet Gewinnchancen für beide Seiten.
4. – Lg7 5. Te1 Sf6 6. e5. Auch 6. c3 wird häufig gespielt. Nach 6. – 0–0 7. d4 d5 8. exd5?! (8. e5 Se4 9. Lxc6 bxc6 10. Sbd2 cxd4 11. cxd4 c5 mit beiderseitigen Chancen) 8. – Dxd5 9. c4 Dd6! 10. dxc5 Dxd1 11. Txd1 Se4 ist Schwarz leicht im Vorteil.
6. – Sd5 7. Sc3 Sc7 8. Lxc6 dxc6. Eine meiner Lieblingsvarianten für Schwarz. Ich kann ohne größere Probleme meine Pläne durchsetzen und komme fast nie in Verlustgefahr.
9. d3.
9. Se4 Se6 (9. – b6 10. Sf6+ Kf8 11. Se4 Lg4 ist unklar) 10. d3 ergibt Zugumstellung.
9. – b6. 9. – Se6 ist vermutlich um eine Spur cleverer, aber es macht keinen großen Unterschied.
10. a4 a5 (10. – Se6?! 11. a5) 11. h3 Se6 12. Se4 0–0 13. Sed2!?. 13. Le3 wäre der normale Zug gewesen, Sed2 ist aber interessanter.
13. – Sd4. 14. Sc4. 14. Sxd4 ist nicht der klügste, denn nach 14. – cxd4 hat Schwarz keine Probleme mehr.
14. – Le6 15. Lf4 b5!? 16. Scd2. 16. axb5? cxb5 und hier spielt nur mehr Schwarz auf Gewinn.
16. – Dd5. mit der Idee c5–c4.
17. Sg5 f6!?.
Es ist einer der Grundpläne, durch den Vorstoß des f-Bauern die beiden e-Bauern zu tauschen und eine ausgeglichene Stellung zu erreichen. Nach Sg5 bietet sich f6 perfekt an.
18. Sge4?!.
18. c4!? verkompliziert die Stellung, was beide Spieler erreichen wollen: 18. – bxc4 19. dxc4 Dd7 20. exf6 exf6 21. Sge4 Lf7.
18. – fxe5 19. Lg3 Sf5. 19. – c4! 20. dxc4 bxc4. Nun ist zwar die Bauernstellung ein wenig unsicher, aber Schwarz besitzt einen soliden Mehrbauern und ist daher im Vorteil.
20. Sc3 Dd6 21. Lh2. 21. Sce4 Dd4. Natürlich will ich kein Remis! (21. – Dd5 22. Sc3 Dd6 23. Sce4 Dd5=) 22. Sf3 Dxb2 23. Tb1 Da3 24. Ta1 Db2 25. Tb1 Da3, aber auch hier kann sich die Dame der ewigen Verfolgung nicht entziehen, daher Remis.
21. – Sh4!?. Baut den Angriff auf.
22. Te4.
22. Sde4 Dd7 23. Sxc5 Dd4 24. S3e4 Lf5 mit unklarem Spiel.
22. – g5 23. axb5 cxb5 24. Sxb5?! Dc6 25. Sc3 Lf5 26. Dh5. Hier bot mein Gegner Remis, aber mit der Mehrqualität fühlte ich mich ziemlich sicher und da er nur mehr wenig Zeit hatte, dachte ich mir, wenn dann bringt mir nur ein Sieg etwas. In der häuslichen Analyse zeigte mir allerdings der Computer, dass da wohl nichts zum Holen gewesen wäre.
 26. – Lxe4 27. Scxe4 h6 28. Sc4 Sg6 29. Dg4 a4 30. Te1 (30. g3!=) 30. – Tad8 31. Lg3 (31. f3=) 31. – Td4.
32. h4?. 32. Dd1 Sf4 33. Da1 Tb8 34. f3 und Weiß sollte keine Probleme haben.
32. – Sxh4 33. Lxe5??. Nach 33. Sxe5 Dc8 34. De2 Sf5 hält sich der weiße Nachteil noch in Grenzen. 
33. – Txc4! 34. Lxg7. 34. dxc4 Lxe5 35. Sxg5 Tf4 36. De6+ Dxe6 37. Sxe6 Tg4–+.
34. – Tf4 35. De2 Tcxe4 36. dxe4 Kxg7 37. Dc4 Tg4 38. Dc3+ Df6 39. Dxc5 Sf3+. Die Revanche ist geglückt: 0–1.

 

Interview mit Georg Halvax

GM Markus Raggers Cousin möchte noch in diesem Jahr
alle Erfordernisse für den IM-Titel erfüllen

Bist du ein guter Schüler?

Ja und Nein. Es hängt von meiner Einstellung ab. Wenn ich Lust habe, dann bemühe ich mich ein wenig. Probleme habe ich allerdings keine.

Was sind deine Lieblingsfächer in der Schule?

Mathematik, Sport und Religion.

Muss man in Mathematik gut sein, um besser Schach zu spielen?

Nein, aber ich glaube, dass man Vorteile in Mathematik hat, wenn man das Schachspiel ausübt. Durch das Berechnen von Varianten trainiert man natürlich Fähigkeiten an, die helfen, besser im Fach Mathematik zu sein.

Wann und wie bist du zum Schachsport gestoßen?

Mit 5 Jahren besuchte ich mein erstes Schachtraining. Damals stieß ich hauptsächlich wegen meines Cousins Markus Ragger, der schon damals beeindruckende Erfolge feierte, zum Schachklub Maria Saal. Aber auch durch meine Großeltern, die jeden Tag nach dem Frühstück und nach dem Mittagessen ein paar Partien spielten. Ich war als Kind sehr oft bei ihnen.

Wie lange trainierst du derzeit für Schach?

Ich trainiere im Moment 1 bis 2 Stunden pro Tag. Die Schule nimmt mich jetzt in Beschlag. Es gibt aber auch Tage, wo ich 5 bis 6 Stunden dafür investiere.

Was ist dein nächstes Ziel im Schach und privat?

Ich möchte noch dieses Jahr meine dritte IM-Norm erzielen und auch die 2400 Elo knacken. Zudem fehlt mir der Jugendstaatsmeistertitel. Privat steht die Matura im nächsten Jahr ganz oben.

Das Interview führte Alfred Eichhorn.