Olympia-Tagebuch 

SPECIAL


Schach-Olympiade Turin
21.05.-04.06.2006

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Tag 12


Das Olympia-Tagebuch von K.H. Schein
Tag 12
- 10. Runde



Gestern ging es heiß her in der sog. „Hiroshima-Discothek“! Die von SchachspielerInnen aus aller Welt schon herbeigesehnte Bermuda-Party war angesagt. Und tatsächlich sah man ab 23.00 Uhr auf der Tanzfläche und beim Small-Talk alles, was in der Schachwelt Rang und Namen hat. So mancher Weltklassegroßmeister stellte sich als durchaus umgänglich heraus; als Sonja Sommer den russischen Superstar Peter Svidler um ein Autogramm bat, lächelte er freundlich: „Sure, if you hold my whiskey..!“

Nach Mitternacht hörte man plötzlich eine fröhliche GM-Runde, angeführt von Joel Lautier ein lautstarkes „Happy Birthday“ anstimmen: Nigel Short feierte seinen 41. Geburtstag. Schwer hatte es Vladimir Kramnik. Als er auf der Tanzfläche erschien, stürmten zig SpielerInnen bewaffnet mit Digicams auf ihn ein. Daraufhin trat er schleunigst den Rückweg an. Die feuchtfröhliche Party hielt bis in die frühen Morgenstunden an, deshalb war es heute den ganzen Tag über im olympischen Dorf auffallend ruhig. Vielleicht ist es jetzt der richtige Moment, über die nun in Turin anstehenden Dopingkontrollen zu sprechen:

Ab 30. Mai gibt es hier bei der Schacholympiade die Dopingkontrollen. Ärzte des italienischen Sportkomitees (CONI), des Olympischen Komitees (IOC) und des internationalen Schachverbandes (FIDE) werden in einer festgelegten Prozedur per Losentscheid ermitteln, wer kontrolliert wird. Zuerst wird entschieden, ob die Kontrolle im Herren- oder im Frauenturnier durchgeführt wird. Die zweite Ziehung wird die Begegnung, die dritte die Brettnummer ermitteln und schlussendlich wird gezogen, ob der Weiß- oder Schwarzspieler kontrolliert wird.

Die Namen der Spieler, die für die Dopingkontrollen ermittelt werden, bleiben geheim. Der Schiedsrichter informiert den entsprechenden Spieler direkt im Anschluss an seine gespielte Partie. Bis zur Schlussrunde werden pro Tag zwei Spieler gezogen, in der Schlussrunde werden es acht sein. Zusätzlich  müssen die Spieler in den Medaillenrängen mit Dopingkontrollen rechnen.



Doch nun in die Turnier-Arena.


15.00 - Runde 10


Damen:
Österreich - Venezuela  2:1


Das Hoch der österreichischen Damenmannschaft hält an. Gegen das starke Team aus Venezuela wurde ein beachtlicher 2:1 Sieg eingefahren. es ist an der Zeit den Kampfgeist der Damen besonders hervorzuheben. Bislang wurde kein einziges (!) Kurzremis gespielt. So gingen auch heute wieder alle 3 Partien über die volle Distanz. Helene Mira auf Brett 1 nahm volles Risiko, wählte bewusst eine halsbrecherische Variante aber meisterte leider den akrobatischen Hochseilakt nicht ganz.

Nun lag es an den Brettern 2 und 3, den 0:1 Zwischenstand wettzumachen. Dies gelang in vorbildlicher Weise. Sonja Sommer spielte eine Glanzpartie mit Schwarz in der schottischen Eröffnung. Als unsere Top-Scorerin kristallisiert sich Maria Horvath heraus. Heute gab es mit Weiß für ihre Gegnerin nichts zu bestellen. Fazit: 5/7 ist der hervorragende Zwischenstand der Wienerin.

Daumendrücken für die letzten drei Runden ist angesagt. Der nächste Gegner nach dem zweiten Ruhetag ist Bosnien-Herzegowina.


Top-Scorerin Maria Horvath (Mitte) bei der abendlichen Analyserunde



Herren:
Österreich - Turkmenistan 1,5:2,5

Einen bösen Auftakt erwischte das Herrenteam gegen Turkmenistan. Aco Alvir passiert ein Blackout in der Eröffnung und musste als Weißer schon nach 13 Zügen die Segel streichen. Von diesem Schock musste sich das rot-weiß-rote Team erst einmal erholen. Georg Danner, wie immer akribisch vorbereitet, neutralisierte seinen großmeisterlichen Gegner auf Brett 2. 

Die erste Niederlage im fünften Olympiaeinsatz musste Teamneuling Robert Kreisl hinnehmen. Die unkonventionelle Antwort auf seine grünfeldindischen Verteidigung brachte Schwierigkeiten, die zu Bauern- und Partieverlust führten. Der Lichtblick der Runde war der Sieg von Martin Neubauer auf Brett 1.


Solider Ausgleich mit Schwarz gegen einen GM.


Unglücksrabe Alvo Acir mit Kurzniederlage.



Foto-Highlights des Tages:


Die Wahl zum FIDE-Präsidenten steht unmittelbar bevor.


Herausforderer Besel Kok gibt ein Interview.


Am Abend folgen Präsentationen von Olympia-Bewerbern für 2010.


Kurt Jungwirth im Gespräch mit einem russischen Vertreter.


Das Bewerbungsteam aus Sibirien zeigt den Delegierten...



... was sie zu erwarten haben.


Zurück im olympischen Dorf, das abends...


... einen eigenen Charme entwickelt.


Spät bevölkert ist noch der Wireless-Internet-Point.


Weniger der Platz zwischen den einzelnen Häusern.


Ein letzter Blick aus dem Fenster...


... dann wird es Zeit.




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