Anlässlich
seines 80-jährigen Bestehens gab der Österreichische Schachbund (kurz ÖSB) eine
Broschüre heraus, die erstmalig eine Dokumentation der Schachgeschichte in
Österreich bietet. Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Kurt Jungwirth, und
-hoffentlich- im Sinne aller Beteiligten, haben wir diese Dokumentation für das
Internet aufbereitet.
Das
einleitende Vorwort besteht natürlich aus...
ERÖFFNUNG
Im Österreich der alten Monarchie und im Österreich
der neuen Republik hat sich im Schach enorm viel ereignet. Bei frühen
internationalen Begegnungen fiel mir auf, daß wir darüber keine umfassende
Darstellung hatten. Einzelne Beiträge, die im Laufe der Zeit von Wilfried
Dorazil oder Leopold Wiesinger erschienen, waren hilfreich, aber wir brauchten
noch mehr. Es gab also Handlungsbedarf.
Ich traf den unvergessenen Egon Spitzenberger,
Österreichs „Mister Fernschach“, der auch historisches Interesse hatte. Er
lieferte mir in Raten auf Bestellung umfangreiches Material über die
Entwicklung des Schachs in Österreich von den Anfängen bis 1970. Damit wurde es
möglich, bei bestimmten Anlässen gegenüber der Öffentlichkeit das
österreichische Schach besser als zuvor zu präsentieren.
Noch fehlte der große Wurf. Da traf ich Michael Ehn,
einen Mann von umfassendem Horizont und profunder Kenntnis von Mensch und
Gesellschaft. Er war der ideale Fortsetzer dieser Nachforschungen. Da der
Österreichische Schachbund seinen Sitz in Graz hat, war die Steiermärkische
Landesregierung bereit, einen Forschungsauftrag zu finanzieren, der es Ehn
ermöglichte, eine weitgespannte Materialsammlung zu erstellen. Sie reicht von
den Anfängen des Spiels bis zum heutigen Tag. Sie wird Quelle für eine zu
publizierende österreichische Schachgeschichte mit allen dazu gehörenden Texten
und Bildern, Partien und Tabellen sein.
Hier lege ich ein Gerüst von Personen, Ereignissen,
Daten vor, wie es bisher nicht bestanden hat. Unmittelbarer Anlaß ist der 80.
Geburtstag des ÖSB. Nachdem frühere Versuche Johann Bergers im Sande verlaufen
waren, gründete am 12. Dezember 1920 im Hotel Palace in Wien Josef Krejcik den
Österreichischen Schachverband. Daran wollen wir uns heute in Dankbarkeit
erinnern.
Ich danke allen Beiträgern, deren Informationen in
diesem Produkt stecken, namentlich auch der unermüdlichen Statistikerin
Gertrude Wagner für manche Anregung. Ich danke Christa Kaufmann für viel
geduldige Arbeit in der Erzeugung dieses Textes, den sie im Laufe von Jahren in
ihren Textautomaten gehütet und großgezogen hat.
SCHACH
IN ÖSTERREICH
Kurt
Jungwirth
Das Schachspiel entstand in Indien als
„tschaturanga“ und wurde von den Persern angenommen, von denen auch sein Name
in verschiedenen Sprachen herrührt (Schah = König). Die Araber übernahmen es
von Persien und transportierten es als „schatrandsch“ weiter (daher im
Spanischen „ajedrez“). Im Zug der islamischen Expansion gelangte das Spiel um
das Jahr 800 über den Süden auf zwei Wegen nach Europa: über Spanien durch die
arabische Besetzung der Iberischen Halbinsel und über Sizilien durch die
Herrschaft der Sarazenen. Ein dritter Weg führt über den Norden - auch in den
russischen Raum- durch die Wikinger, die als kühne Seefahrer mit der arabischen
Welt in Verbindung standen. Alles spricht dafür, daß das Spiel über die
italienische Halbinsel in den heutigen österreichischen Raum einwanderte. Ab
dem 11. Jahrhundert dürfte in Mitteleuropa die Verbreitung beginnen. Frühe
Nachrichten stammen von Fürstenhöfen, wo das Schachspiel auch im ritterlichen
Minnedienst eine Rolle spielt, und aus Klöstern. Eine ganz frühe Beschreibung
des Schachs auf österreichischem Boden findet sich in der Handschrift der
Carmina Burana, die 1937 von Carl Orff vertont worden sind. Dieser Text wird um
1230/40 niederge-schrieben, nach dem heutigen Stand der Forschung entweder in
der Steiermark am Hofe des Bischofs Heinrich von Seckau oder aber im Raum von
Kärnten bis Südtirol. In dieser mittelalterlichen Zeit ist das Spiel auch an
populären Orten zu finden, in Tavernen, Herbergen und auf Marktplätzen. Hier
wird auch um Geld gespielt, was längere Zeit von kirchlichen Autoritäten
bekämpft wird.
Zwischen 1400 und 1500 gehen in Mitteleuropa
gewaltige geistige, gesellschaftliche, technische Umwälzungen vor sich. In
dieser Zeit der Renaissance lösen neue Spielregeln das bisherige langsame
arabische Spiel ab. Die neue, mächtige Figur der Dame, stärkere Läufer, die
Einführung der Rochade, neue Bauernregeln machen Schach wesentlich beweglicher
und schneller. Ab Kaiser Maximilian I. (1493-1519) interessiert sich auch der
Hof der Habsburger in Wien für das Spiel.
1616 erscheint in Leipzig das Buch "Das
Schach-oder Königs-Spiel". Unter dem Decknamen Gustavus Selenus berichtet
darin Herzog August II. von Braunschweig-Lüneburg über die Schachregeln, die am
kaiserlichen Hof zu Wien üblich sind. Auch hier hat sich das neue,
beschleunigte Schach durchgesetzt.
Eine Sensation schafft in Wien Baron
Wolfgang von Kempelen (1734-1804) mit einem Schachautomaten (siehe Bild). In Gestalt eines Türken spielt das
Gerät sehr starke Partien - in Wahrheit ist darin jeweils ein Spieler
verborgen. Der Automat wandert durch Europa, wo er unter anderem in Paris gegen
den großen Meister Philidor spielt, und landet schließlich in Amerika, wo er
1854 in Philadelphia einem Brand zum Opfer fällt. Sein berühmtester Gegner ist
1809 im Schloß Schönbrunn der Franzosenkaiser Napoleon Bonaparte, der zwar eben
den Krieg gegen Österreich gewonnen hat, aber seine Schachpartie gegen den in
dem Türken verborgenen Meister Allgaier verliert.
Kaiser Joseph II. (1780-1790) ist selbst ein guter
Spieler und fördert das Schach, auch um verderbliche Glücksspiele zu
verdrängen. Auch Kaiser Franz, der 1804 das Österreichische Kaiserreich gründet,
ist am Schach interessiert. Er läßt seine Brüder von Johann Allgaier im Spiel
unterrichten.
Um 1800 setzt sich das Spiel auch in der
aufstrebenden Schichte des Bürgertums in größeren Städten durch. Spielort wird
eine neue Institution, das Kaffeehaus. In Paris und London finden erste
Zweikämpfe und Turniere statt. Im 19. Jahrhundert wird Wien die Hauptstadt der
neuen Donaumonarchie und damit eines großen Einzugsgebiets für schöpferische
Geister. In diesem kosmopolitischen Zentrum eines weiten mitteleuropäischen
Territoriums beginnt Turnierschach sich zu entwickeln und Fuß zu fassen. So
zieht Wien viele Schachmeister an aus dem deutschsprachigen Raum und aus Ländern,
die heute Ungarn,Tschechien, Slowakei, Polen, Rußland, Ukraine, Rumänien,
Slowenien, Kroatien, Italien heißen. Es ist bemerkenswert, daß dabei Spieler
und Förderer jüdischer Herkunft eine starke Rolle spielen.
Schon 1795 veröffentlicht Johann Allgaier aus
Württemberg (1763-1823) in Wien seine "Neue theoretisch-praktische
Anweisung zum Schachspiel", das erste originale Schach-lehrbuch in
deutscher Sprache, das sieben Auflagen erleben sollte. Zur ersten großen Wiener
Schachgeneration zählen neben Allgaier noch Ernst Falkbeer aus Brünn
(1819-1885), der 1855 einen ersten kurzlebigen Versuch unternimmt, eine
Schachzeitung in Wien zu begründen, der in der Schweiz gebürtige Carl Hamppe
(1814-1876), der Schöpfer der Wiener Partie, etwas später Adolf Schwarz aus Ungarn
(1836-1910), Adolf Albin (1848-1920) aus Bukarest, der wie Allgaier und
Falkbeer ein noch heute bekanntes Gambit erfindet, aus Schlesien Berthold
Englisch (1851-1897).
Der Größte dieser Periode ist Wilhelm Steinitz (1836-1900, siehe Foto), der von Prag
nach Wien kommt, um an der Technischen Hochschule zu studieren. Er hat hier
bald seine ersten Schacherfolge und übersiedelt 1862 als Berufsspieler nach
London. Dort beginnt er vier Jahre später mit seinem Wettkampfsieg über Adolf
Anderssen, der als der stärkste Spieler der Welt gilt, seine große Karriere.
1886 wird er mit seinem Sieg über Zukertort in den USA zum ersten offiziellen
Schachweltmeister gekrönt. Er kehrt zwischendurch zu Turnieren nach Wien
zurück. Hier ist ein erster großer Höhepunkt das internationale Turnier im
Rahmen der Weltausstellung 1873. Steinitz siegt nach Stichkampf vor Blackburne
und Anderssen. Dieser Sieg ist ein weit sichtbares Zeichen für den Aufstieg der
neuen Schule des analytisch-wissenschaftlich betriebenen Positionsspiels und
für seine Überlegenheit gegenüber der auf riskanter Kombinatorik aufbauenden
romantischen Schachschule. Steinitz propagiert diese Spielweise und ist damit
einer der bedeutendsten Neuerer der Schachgeschichte.
Schon 1857 wird die Wiener Schachgesellschaft
gegründet, der erste Schachverein Österreichs, dessen Klubleben sehr dynamisch
ist. Um 1880 beginnt eine prächtige Blütezeit im Wiener Schach. 1882 gewinnt
Steinitz das große Jubiläumsturnier der Schachgesellschaft punktegleich mit
Winawer vor Mason, Mackenzie und Zukertort. Das stärkste Turnier dieser Zeit
findet 1898 zum 50-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Franz Josephs statt.
Tarrasch siegt nach Stichkampf gegen Pillsbury vor Janowski, Steinitz und
Schlechter. Zwei Jahre später stirbt Steinitz als amerikanischer Staatsbürger
in New York.
1897 entsteht durch eine Fusion der neue, große
Wiener Schachklub, der viele Turniere organisiert. Vor dem Ersten Weltkrieg
zählt er um die 600 Mitglieder. Das Café Central wird ein Mittelpunkt des
österreichischen, ja des europäischen Schachgeschehens, eine Art
Schachhochschule, die es bis zu seiner Zerstörung durch Bomben 1944 bleibt.
Dort verkehren auch Intellektuelle wie Lew Trotzky und Schriftsteller wie
Stefan Zweig, dessen "Schachnovelle" wohl das berühmteste Werk der Weltliteratur
zum Thema Schach ist. 1898 erscheint zum erstenmal die Wiener Schachzeitung,
die durch Georg Marco ein führendes Organ der Schachwelt wird. Schachmäzene
ermöglichen das aufkommende Berufsspielertum: Ignatz von Kolisch (1837-1889),
der selbst 1867 in Paris ein Turnier vor Winawer und Steinitz gewinnt, Leopold
Trebitsch (1842-1906), der einen Fonds hinterläßt, mit dem von 1907 bis 1938
zwanzig Gedenkturniere finanziert werden, und der hochherzige „Schachbaron“
Albert von Rothschild (1844-1911).
Zur Schachelite, die damals ganz oder zeitweise in
Wien wohnt und spielt, gehören der Russe Simon Alapin (1856-1923), Georg Marco
aus der Bukowina (1863-1923), Max Weiss aus Ungarn (1857-1927) und vor allem
der Wiener Carl Schlechter (1874-1918). Weiß, der sich nur kurze Zeit intensiv
dem Schach widmet, gewinnt 1889 ein großes Turnier in New York punktegleich mit
Tschigorin vor Gunsberg und Blackburne. Er gilt als erster Anreger der Wiener
Schachschule. Marco ist als Publizist und zentrale Persönlichkeit des
Schachlebens, Inspirator für die Spitzenklasse. Schlechter ist wohl der größte
Spieler, den das Österreich in seinen heutigen Grenzen bisher hervorgebracht
hat. Er ist der stärkste Vertreter der Wiener Schachschule, die sich zu dieser
Zeit entwickelt. In ihr dominiert das Prinzip der Sicherheit mit solider
Behandlung der Eröffnung und einer Spielweise, die das Remis in Reichweite hält
und nicht leichtfertig einen Verlust riskiert. Diese Strategie entspricht unter
anderem dem Grundsatz, den zu gleicher Zeit die bedeutende Wiener medizinische
Schule vertritt: primum non nocere, in erster Linie nichts Schädliches
riskieren. Schlechter ist ein hervorragender Theoretiker und universeller Spieler.
Er leitet ab 1912 von Wien aus die Deutsche Schachzeitung und bringt 1916 mit
der achten Auflage von "Bilguers Handbuch des Schachspiels" ein
Standardwerk heraus.
Seine größten Erfolge hat er in München 1900
(geteilter Erster mit Pillsbury), in Ostende 1906 (Erster vor Maróczy und
Rubinstein), in Wien 1908 (geteilter Erster mit Duras und Maróczy), in Prag
1908 (geteilter Erster mit Duras), in Hamburg 1910 (Erster vor Duras und
Nimzowitsch). Der Höhepunkt seiner Karriere ist das Match um die
Weltmeisterschaft mit Emanuel Lasker 1910. Es endet nach dramatischem Verlauf
5:5. In Wien gibt es vier Remisen und einen Sieg Schlechters, darauf in Berlin
vier Remisen. In der zehnten und letzten Partie überzieht Schlechter seine
Stellung unnötig. Lasker gewinnt und bleibt Weltmeister. Dies ist das einzige
Match um die Weltmeister-schaft, in dem ein auf dem Territorium der heutigen
Republik gebürtiger Österreicher mitspielt. Dieser Wettkampf inspiriert den
jungen österreichischen Autor Thomas Glavinic zu seinem Roman „Carl Haffners
Liebe zum Unentschieden“, Berlin 1998, der auch ins Englische übersetzt ist.
Zum Verständnis: Carl Haffner war das Pseudonym, unter dem Schlechters Großvater
das Libretto zur „Fledermaus“ von Johann Strauß schrieb.
10 Rudolf
Spielmann, der letzte Romantiker und die ersten Neuerer
Mit vielen Turnieren bleibt Wien bis zum
Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 ein europäisches Zentrum des Schachspiels.
Neue Spieler tauchen auf, die sich für kurze oder lange Zeit in Wien
niederlassen: Der Pole Julius Perlis (1880-1913), der Österreicher Rudolf Spielmann (1883-1942, siehe Foto), der viele Turniererfolge
hat. Sein größter ist 1926 auf dem Semmering der erste Platz vor Aljechin,
Vidmar und Nimzowitsch.Mit seinem phantasievollen Stil - er schreibt ein Buch
"Richtig opfern", Leipzig 1935 - gilt er als letzter großer Vertreter
des romantischen Schachs. 1932 schlägt er mit 5 ½ : 4 ½ Punkten Boboljubow, der
seinerseits mit Aljechin zweimal um den Weltmeistertitel spielt. Drei
Weltklassespieler leben damals längere Zeit in Österreich: Tartakower, Vidmar,
Réti. Die Biographie des geistreichen Neuerers Savielly Tartakower ist typisch
für schachspielende Weltbürger dieser Zeit. Er kommt 1887 in Rostow am Don als
Kind polnisch-österreichischer Eltern zur Welt. Vater und Mutter fallen einer
Judenverfolgung in Rußland zum Opfer, er kommt als Kind nach Genf, studiert und
promoviert schließlich 1909 in Wien, kämpft im Ersten Weltkrieg als Offizier in
der österreichisch-ungarischen Armee, wandert 1924 aus wirtschaftlichen Gründen
nach Paris aus, nimmt am Zweiten Weltkrieg auf Seite der Alliierten teil und stirbt
1956 als französischer Staatsbürger. Der Slowene Milan Vidmar (1885-1962),
studiert von 1902 bis 1907 in Wien, ist anschließend als Ingenieur in Weiz bei
Graz tätig ist und hat von Österreich aus seine ersten großen Erfolge (San
Sebastian 1911, 2./3. mit Rubinstein hinter Capablanca). Der Slowake Richard
Réti (1889-1929) kommt als Kind nach Wien und übersiedelt nach Ende des ersten
Weltkrieges nach Prag. Als Spieler und Schachkomponist leistet er Großes. Seine
originellen Ideen führen zur Réti-Eröffnung.
Außerhalb der Kaiserstadt Wien entsteht in Graz eine
zweite Schachhochburg. 1795 veröffentlicht dort Joseph Karl Kindermann eine
"Vollständige Anweisung", das Schachspiel zu erlernen, die 1801 und
1819 eine zweite und dritte Auflage erlebt. 1842 publiziert Victor Käfer in
Graz eine "Vollständige Anweisung zum Schachspiele". Schon 1870 gibt
es dort den ersten österreichischen Schachkongreß mit einem internationalen
Turnier. 1877 entsteht die Grazer Schachgesellschaft, die heute der älteste
noch bestehende Schachklub Österreichs ist. Internationale Turniere folgen 1880
und 1890 (wo der kommende Weltmeister Lasker nur Dritter wird). Nach ähnlichen
Versuchen 1870 und 1880 wird bei diesem Turnier 1890 ein erster
österreichisch-ungarischer Schachbund gegründet, der aber nur bis 1892 hält.
Motor für diese Aktivitäten in Graz ist eine der schöpferischesten Gestalten
der österreichischen Schachgeschichte, Johann Berger (1845-1933).
Berger (siehe Foto) ist ein sehr starker
Spieler, der in vielen internationalen Turnieren bedeutende Erfolge erzielt.
Dazu ist er ein hervorragender Theoretiker. Er schafft mit seinem Werk
"Theorie und Praxis der Endspiele", Leipzig 1890, die Grundlagen der
modernen Endspieltheorie (2.Auflage 1922). Darüber hinaus ist er ein
hervorragender Kunstschachexperte. Beim Problemturnier in Paris 1877 siegt er
vor dem großen Sam Loyd. Sein Buch "Das Schachproblem und dessen
kunstgerechte Darstellung", Leipzig 1884, ist die Basis der Altdeutschen
Problemschule. Von Graz aus redigiert er den Problemteil der Deutschen
Schachzeitung in Berlin. Das System Sonneborn-Berger, das Bergersche Quadrat
und die Berger-Auslosungstabellen tragen seinen Namen. 1900 kommt es nach einem
Turnier in München zur Gründung eines ersten Schachmeister-bundes, der die
Interessen der Schachspieler fördern, zum Beispiel Titelverleihungen festsetzen
soll. Berger ist sein erster geschäftsführender Vorsitzender bis 1902. Diese
Initiative ist ein erster Versuch eines internationalen Zusammenschlusses, wie
er schließlich 1924 mit der Gründung der FIDE Wirklichkeit wird.
In anderen österreichischen Städten und Orten werden
erste Schachklubs gegründet. Zu den wichtigsten zählen der Innsbrucker
Schachklub 1903, der Linzer Schachverein 1907, die Salzburger
Schachgesellschaft 1909 und der Salzburger Schachklub 1910.
Der Erste Weltkrieg zerschlägt den internationalen
Spielverkehr. 1918 zerbricht die österreichisch-ungarische Monarchie, es
entsteht die Republik Österreich in ihrer heutigen Form. Wien wird Hauptstadt
eines viel kleineren Landes, erlebt aber trotzdem eine neue Schachblüte. Starke Turniere werden
organisiert, neue Namen führen die Wiener Schachschule weiter: Ernst Grünfeld (1893-1962, siehe Foto), Hans Kmoch
(1894-1973), Albert Becker (1896-1984), Hans Müller (1896-1971), Josef Lokvenc
(1899-1974) und der Tiroler Erich Eliskases (1913-1997). Grünfeld hat seine
ersten großen Erfolge 1923 in Margate (Sieger vor Aljechin und Bogoljubow) und
1924 in Meran (Erster vor Spielmann und Rubinstein). In den zwanziger Jahren
zählt er zu den weltbesten Spielern. Grünfeld ist ein bedeutender
Eröffnungstheoretiker. Sein genialer Wurf ist die Verteidigung, die seinen
Namen verewigt. Grünfeld-Indisch, 1922 kreiert, hat in vielen Verzweigungen ein
intensives Nachleben. Kmoch, Autor des Klassikers „Die Kunst der
Bauernführung“, und Müller sind bedeutende Schachpublizisten.
Eliskases (siehe Foto) steigt in den
Dreißigerjahren raketengleich zur Weltklasse empor. Er ist unbestritten
stärkster Österreicher, besiegt seinen Konkurrenten Spielmann in drei
Wettkämpfen um die Vorkämpferschaft in Österreich (1932 inoffiziell in Linz,
1936 und 37 offiziell auf dem Semmering). Unter seinen internationalen Erfolgen
ragt sein Sieg in Noordwijk 1938 vor Keres und Euwe besonders
hervor. Im selben Jahr wird Österreich an Deutschland angeschlossen, Eliskases
gewinnt 1938 und 1939 die Großdeutsche Meisterschaft (1939 vor Lokvenc). 1939
schlägt er auch Bogoljubow, der als stärkster Spieler Deutschlands gilt, mit 11
½ : 8 ½. Er wird mit der deutschen Olympiamann-schaft auf Brett eins 1939 nach
Buenos Aires entsandt. Dort überrascht ihn der Ausbruch des Kriegs in Europa,
er verbleibt in Südamerika. 1937 unterstützt er als Sekundant Aljechin, der den
Weltmeisterschaftskampf gegen Euwe gewinnt. Aljechin bezeichnet Eliskases als
seinen möglichen, würdigen Nachfolger als Weltmeister. Ein Wettkampf kommt
jedoch nicht zustande. Eliskases kehrt nicht mehr nach Europa zurück und kann
an seine größten Erfolge nie mehr ganz anknüpfen. 1952 wird er noch im
Stockholmer Interzonenturnier als argentinischer Staatsbürger Zehnter und
verfehlt den Aufstieg ins Kandidatenturnier zur Weltmeisterschaft um zwei
Plätze. Der ÖSB pflegt bis zu seinem Lebensende Kontakt mit ihm. Er stirbt 1997
in Argentinien.
14 Der
Österreichische Schachbund erblickt das Licht der Welt
Am 12.12.1920 wird im Hotel Palace in Wien der
Österreichische Schachverband gegründet. Ihm gehören am Anfang 22 Vereine an.
Sein erster Präsident ist Josef Krejcik (1885-1957), eine umfassende
Schachpersönlichkeit, Motor für die Entwicklung des österreichischen Schachs in
der Zwischenkriegszeit. 1923 ersteht die Wiener Schachzeitung neu, die bis 1938
herauskommt. Ihre besten Tage hat sie unter Albert Becker und Josef Halumbirek.
Es gibt heftige Theoriediskussionen über die Neuerer und ihre Bücher: Réti mit
"Die neuen Ideen im Schachspiel", Wien 1922, und Tartakower mit
"Die hypermoderne Schachpartie", Wien 1924. Das Café Central ist
wieder ein internationaler Umschlagplatz für Schachspiel und Schachideen. 1926
wird Österreich Mitglied der FIDE. Unter vielen internationalen Turnieren sind
die bedeutendsten Semmering 1926 (Sieger Spielmann vor Aljechin, Vidmar,
Nimzowitsch und Tartakower) und Semmering-Baden 1937 (Sieger Keres vor Fine,
Capablanca und Reshewky). 1937 scheitert das Projekt, den Rückkampf um den
Weltmeistertitel zwischen Euwe und Aljechin auf dem Semmering auszutragen, nur
an der Frage des Termins.
In den Bundesländern bilden sich Landesverbände als
Teile des Österreichischen Schachverbandes, aber Wirtschaftskrisen und
politische Wirren behindern die Entwicklung des Spiels. Die Österreichische
Republik ist nach dem Wort des französischen Politikers Clemenceau „der Rest“
der großen österreichisch-ungarischen Monarchie. Sie scheint wirtschaftlich
nicht lebensfähig, ist eigentlich der „Staat, den niemand wollte“.
Dementsprechend unruhig ist die politische Situation und diese Unruhe spiegelt
sich in vielen Lebensbereichen wider, auch im Schach. Vier politische
Strömungen zeigen sich von Wien ausstrahlend im deutsch-nationalen
Schachverein, in der Arbeiterschachbewegung, im bürgerlichen Schachklub
Hietzing und in der Schachsektion des jüdischen Sportvereins Hakoah. 1925
spaltet sich der Arbeiterschachbund unter Josef Hanacik vom Österreichischen
Schachverband ab. Das Gros der Spieler ist an politischen Mauern nicht
interessiert, an der Funktionärsspitze jedoch herrscht Mißtrauen, ja
Feindseligkeit. In der Bürgerkriegsatmosphäre des Jahres 1934 wird der
Arbeiterschachbund aufgelöst. Mit dem Anschluß Österreichs an das Deutsche
Reich setzt 1938 eine unglückselige politische und rassische Verfolgung ein.
Spieler müssen fliehen, Kmoch geht über Holland in die USA, Glass landet in
China, Spielmann endet 1942 unter elenden Umständen im Exil in Stockholm. Der
Österreichische Schachbund wird aufgelöst, Schachpolitik macht jetzt Berlin.
Österreichische Spieler treten für Deutschland an. Mit Eliskases verbleibt auch
Becker nach Kriegsende in Südamerika. In Salzburg gewinnt 1942 und 1943 der
regierende Weltmeister Aljechin jeweils vor Keres internationale Turniere. 1943
siegt Lokvenc in Wien in der Meisterschaft von Deutschland.
Niemand zählt die Talente, die die Furie des Kriegs
und der Lager verschlungen hat. Nach dem Zusammenbruch Hitler-Deutschlands
beginnt in Österreich auf allen Gebieten der Wiederaufbau, auch im Schach. 1945
wird der Österreichische Schachbund neu gegründet, sein erster Präsident ist
Josef Hanacik. Neue Schach-zeitungen sind ab 1946 das
"Schachmagazin", ab 1952 die "Österreichische
Schachzeitung". Internationale Turniere werden wieder organisiert, als
erstes das Carl-Schlechter-Gedenkturnier Wien 1947 (Sieger Szabó). Der
Schachklub Hietzing beginnt unter Wilfried Dorazil eine dominierende Rolle in
Österreich zu spielen. Als erster Österreicher erhält Josef Hanacik 1951 den
Titel Internationaler Schiedsrichter. Auch in den Bundesländern gibt es immer
größere Schachereignisse: Gastein 1948 (Sieger Lundin), Kapfenberg 1955 (Sieger
Tröger), Graz 1961 (Sieger Pachman), Krems 1967 (Sieger Unzicker). Unter der
neuen Spielergeneration haben die größten internationalen Erfolge Karl Robatsch
(1929 - 2000) und Andreas Dückstein (geb.1927). Dückstein, aus Ungarn
zugewandert, ist mehrere Male dem Großmeistertitel nahe. Unter seinen
zahlreichen guten Ergebnissen sticht das beste Resultat auf Brett zwei bei der
Schacholympiade 1956 hervor. Besonders spektakulär ist sein Sieg über
Weltmeister Botwinnik bei der Olympiade in München 1958. Im Zonenturnier von
Berg en Dal 1960 wird Dückstein zusammen mit Teschner geteilter Zweiter/Dritter
vor Larsen.
Robatsch (siehe Foto) ist der stärkste Meister,
der seit 1945 in Österreich herauskommt. Er wird mit dem besten Ergebnis auf Brett
eins bei der Schacholympiade 1960 in Leipzig Großmeister. Er spielt dort eine
berühmt gewordene Kampfremise gegen Weltmeister Tal. Obwohl nicht Profi, hat er
zahlreiche internationale Erfolge und verfehlt 1963 den Aufstieg in das
Interzonenturnier erst nach Stichkampf mit Ivkov. Er tritt ab 1950 als Erster
mit dem Zug 1. - g6 gegen 1.e4 oder 1.d4 auf. Es entwickelt sich daraus in
internationaler Diskussion die Robatsch-Verteidigung, die wesentlich früher
anzusetzen ist als später folgende ähnliche Systeme.
International dominiert zu dieser Zeit die
Schachschule der Sowjetunion. Sie baut auf alter Schachkultur auf und wird -
ähnlich wie in anderen Ländern im Einflußgebiet der UdSSR - vom Staat kräftig
gefördert. Sportliche Erfolge sollen auch beweisen, daß das kommunistische
System dem Westen überlegen ist. Getragen wird diese Vorherrschaft von großen
Spielern, allen voran von der Phalanx imponierender Weltmeister: Botwinnik,
Smyslow, Tal, Petrosjan, Spasski, Karpow, Kasparow. Der einzige Einbruch
gelingt dem exzentrischen Amerikaner Bobby Fischer mit seinem Sieg über
Spasski, in der Sowjetunion eine nationale Katastrophe, in der Welt eine
gewaltige Werbung für das Schach. 1957 organisiert Österreich den 28.
FIDE-Kongreß und das Finale der Europa-Mannschaftsmeisterschaft in Wien (Sieger
Sowjetunion), 1967 die Studenten-Mannschaftsweltmeisterschaft in Ybbs (Sieger
Sowjetunion), 1969 das Zonenturnier in Raach (Sieger Uhlmann), 1970 in
Kapfenberg wieder das Finale der Europa-Mannschaftsmeisterschaft (Sieger
Sowjetunion).
Immer mehr Schach wird in allen Bundesländern
Österreichs gespielt. Diese Entwicklung findet ihren Ausdruck auch darin, daß
1971 der Österreichische Schachbund mit Präsident Kurt Jungwirth seinen Sitz
von Wien nach Graz verlegt. Eine neue Ära beginnt, die durch verstärkte
Jugendförderung und mehr internationale Kontakte gekennzeichnet ist. Besondere
Ereignisse sind die Studenten-Mannschafts-weltmeisterschaft 1972 Graz (Sieger
Sowjetunion mit Karpow), die Jugend-Weltmeister-schaft 1977 Innsbruck (Sieger
Jussupow), die Jugend-Weltmeisterschaft 1978 in Graz (Sieger Dolmatow), das
Kandidatenmatch Kortschnoi gegen Petrosjan Velden 1980, die
Computer-Weltmeisterschaft Linz 1980, die Jugend-Mannschaftsweltmeisterschaft
Graz 1981 (Sieger Sowjetunion mit Kasparow), die Kandidatenmatches Hübner gegen
Smyslow und Liu gegen Ioseliani Velden 1983, die Jugend-Weltmeisterschaft U 16
1987 in Innsbruck, die Jugend-Europameisterschaften U10-U18 1998 in Mureck, die
Senioren-Weltmeisterschaft 1998 in Grieskirchen. Viele offene Turniere zeugen
von neuer Vitalität des österreichischen Schachs. Als stärkste internationale
Turniere sind zu nennen: Sparkassenturnier Graz 1979 (Sieger Ree),
Tungsram-Turnier Baden 1980 (Sieger Spasski), Casino-Turnier Graz 1984 (Sieger
Smyslow), IBM-Turnier Wien 1986 (Sieger Kortschnoi), Afritsch-Gedenkturnier
Graz 1991 (Sieger Uhlmann), Ankerbrot-Turnier Wien 1991 (Sieger Christiansen).
1991 findet in Graz das Zonenturnier der Damen statt, das Lematschko gewinnt.
1993 gibt es abermals in Graz ein Zonenturnier der Herren (Sieger Eric Lobron)
und der Damen (Siegerin Vera Peitschewa-Jürgens). 1996 siegt Rechlis im Wiener
Bawag-Turnier. Im selben Jahr geht über Initiative Gerhard Bruckners unter dem
Titel "1000 Jahre Österreich" eines der bedeutendsten Ereignisse der
österreichischen Schachgeschichte über die Bühne. Im Wiener Millenniumsturnier
nehmen an 8 Opens rund 800 Spieler teil, zugleich siegt in einem GM-Turnier der
Kategorie 18 Gelfand vor Karpow und Topalow mit je 5 1/2 Punkten aus 9 Partien.
Ab 1951 gibt es jährlich
Jugendmeisterschaften für Burschen, für Mädchen werden sie 1985 eingeführt.
1981 wird nach internationalem Vorbild eine Jugend-Staatsmeister-schaft U16 installiert.
Dann explodiert die Geschichte: die FIDE führt 1989 Weltmeister-schaften für
Buben und Mädchen in den Altersstufen U10, 12, 14, 16, 18 und 20 ein. Das
Interesse ist gewaltig, Österreich zieht mit. Der ÖSB beschickt regelmäßig
Europa- und Weltmeisterschaften und andere internationale Bewerbe. Dort sind
Erfolge gegen schwerste Konkurrenz zu erspielen. Hans Holaszek,
Jugendstaatsmeister 1962, hat einige herausragende Ergebnisse. 1969 erzielt er
das beste Resultat auf Brett eins bei der Studenten-Mannschaftsweltmeisterschaft.
Egon Brestian, Jugendstaatsmeister 1983 (am Foto
links), schafft bei der Schacholympiade 1990 in Novi Sad die Goldmedaille auf
Brett drei. Alexander
Fauland (am Foto
rechts) landet beim Zonenturnier in Bern 1990 auf dem dritten Platz.
Ein großes Talent ist Josef Klinger (siehe Foto), geboren 1967 in St.Johann
im Pongau. Vom ÖSB früh begleitet, spielte er von Georg Danner trainiert, drei Jugend-Weltmeisterschaften.
1983 wird er in Belfort 7.-11. von 61 und schlägt u.a. Nigel Short. 1985 macht
er Bronze als Dritter von 69 in den Emiraten. 1986 spielt er in Gausdal in der
letzten Runde gegen den Kubaner Arencibia um den ersten Platz. Es ist so wie
bei Lasker gegen Schlechter anno 1910. Mit Remis wäre Klinger Weltmeister, aber
Arencibia gewinnt die Partie, Klinger ist Fünfter und liegt damit noch vor
Anand. Klinger wird 1985 Internationaler Meister, hat bei der Schacholympiade
1986 in Dubai auf Brett eins das zweitbeste Resultat hinter Kasparow. 1988 wird
er Großmeister und überspringt in der Elo-Liste der FIDE als erster
Österreicher die 2500-Punkte-Mauer. Ab 1990 zieht er sich aber vom
Wettkampfschach zurück.
Bei den Mädchen fällt in dieser Generation die
Tirolerin Karin Ladner besonders auf. Sie ist viermal Jugendstaatsmeisterin
zwischen 1986 und 1989. Sie verabschiedet sich mit Beginn ihres
Hochschulstudiums vom Schach. Das nächste Talent ist Eva Moser, geboren 1982 in
Spittal an der Drau. Sie setzt sich in Österreich früh spielend durch und
landet bei der Europameisterschaft U16 in Tallin 1997 auf Platz fünf unter 44
Teil-nehmerinnen. 1998 erringt sie im gleichen Bewerb in Mureck bei 49
Teilnehmerinnen die Silbermedaille. 1999 wird sie in der Weltmeisterschaft U18
in Oropesa Fünfte von 64. Als Elo-stärkste Österreicherin ist sie die erste
Frau, die bei Herren-Staatsmeister-schaften mitspielt. 1999 wird sie beim
Rundenturnier Zwölfte von 16, 2000 im offenen Turnier 22. von 72. Auf der
Schacholympiade 2000 erringt sie den Titel Internationale Meisterin und eine
erste Norm für die Frauen-Großmeisterin. In der Weltrangliste der Spielerinnen
unter 18 ist sie im selben Jahr auf Platz 10.
Wichtig ist für die Basisarbeit mit der Jugend die
Schule. Erste Initiativen für Schulschach gibt es 1949 in Wien mit Franz
Prochazka und der Schulgemeinde Mariahilf und im gleichen Jahr mit Schach als
Freigegenstand an Grazer Hauptschulen unter Anton Afritsch. 1976 wird Schach
unverbindliche Übung an österreichischen Schulen. Ab 1980 gibt es eine
Schülerliga für Schulmannschaften der Unter- und der Oberstufe, ab 1990 eine
für Mädchen, ab 1997 eine solche für Volksschulen. Diese Jugendinitiativen sind
nur durch verständnisvolle Förderung durch das Unterrichts-ministerium und das
Jugendministerium möglich. Die Fülle der Jugendbewerbe braucht die
Zusammenarbeit schachbegeisterter Kräfte. Erich Gigerl, selber
Jugendstaats-meister 1974, ist ein besonders intensiver Motor. Diese Tätigkeit
wird mit steigendem Reichtum schwieriger, die Ablenkung durch die Verlockungen
der Spaßindustrie belasten die Jugendlichen stark. Die Erwachsenen sind
aufgerufen, die jungen Leute zu fordern und die wirklich talentierten und
interessierten zu fördern.
24
Österreichische Funktionäre auf internationalem Parkett: Wilfried Dorazil
Internationale Beziehungen sind für Österreich im
Herzen Europas Chance und Aufgabe zugleich. Nach 1945 widmet sich Wilfried
Dorazil dieser Aufgabe mit Energie. Er organisiert mit 5
Carl-Schlechter-Gedenkturnieren die ersten bedeutenden Schachereignisse in
dieser Nachkriegszeit. Der Schachklub Hitzing dominiert unter seiner Leitung
lange Zeit in Österreich und betreibt über die Grenzen hinweg regen
Spielverkehr. Dorazil wirkt in der FIDE von 1966 bis 1981 als Zonenpräsident,
er ist als Schiedsrichter bei Olympiaden tätig und langjähriger Vorsitzender
der Qualifikations-kommission des Weltschachverbandes. Die FIDE ernennt ihn
1974 zum Ehrenmitglied.
Kurt Jungwirth ist 1978 bis 1986 Vizepräsident der
FIDE, 1990 bis 1998 Kontinental-präsident für Europa. 1985 organisiert der ÖSB
den 56. FIDE-Kongreß in Graz. Bei diesem Anlaß wird unter dem Schweden Rolf
Littorin die Europäische Schachunion (ECU) gegründet. Jungwirth ist ihr Präsident
von 1986 bis 1998. Ihre Aufgabe ist es, die Interessen Europas in einer enorm
gewachsenen FIDE zu bestimmen und zu vertreten, wie es in anderen Sportarten
Kontinentalverbände in Weltverbänden tun, zum Beispiel die UEFA in der FIFA.
Zur Zeit des politisch getrennten Europas gibt es Widerstände aus der
Sowjetunion und von der Führung der FIDE. Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs
jedoch gelingt sehr rasch die Einigung des Schachkontinents. Jungwirth kann
1998 seinem Nachfolger Boris Kutin eine starke ECU übergeben, die selbständige
Finanzen führt und die kontinentalen Bewerbe selbst organisiert. Er selbst wird
1998 Mitglied des Ehrenpräsidiums der FIDE.
Karl Wagner (+ 1993) und Gertrude Wagner sind das
erste Ehepaar, in dem beide Partner den Titel Internationaler Schiedsrichter
tragen. Sie leiten eine Unzahl von Bewerben. Die Leistungen von Gertrude Wagner
in einer stark von Männern dominierten Schachwelt sind imponierend. Sie ist
unter anderem Hauptschiedsrichter im Interzonenturnier der Damen in Rio de
Janeiro 1979 sowie Hauptschiedsrichter in den Zonenturnieren der Damen in Tel
Aviv 1979 und Graz 1991 und in den Zonenturnieren der Herren und Damen Graz
1993, ebenso Schiedsrichter beim WM-Match Karpow gegen Kortschnoi Meran 1981,
bei den Kandidatenmatches Kortschnoi gegen Petrosjan Velden 1980 und Liu gegen
Ioseliani Velden 1983. Sie ist Schiedsrichter bei sechs Schacholympiaden.
Zusammen mit ihrem Gatten gründet sie den Mitropacup. Von 1986 bis 1998 ist sie
Präsident der zweiten FIDE-Zone in Europa. 1998 wird sie Ehrenmitglied der
FIDE.
Werner Stubenvoll ist Generalsekretär der
Europäischen Schachunion von 1990 bis 1998. Er leitet in derselben Zeit den
Europacup der Vereine. Ab 1996 ist er Turnier-direktor des neu geschaffenen
Europacups der Damen. Als Spezialist für Regel- und Schiedsrichterfragen ist er
in FIDE Kommissionen ab 1992 tätig. Für 2001 bereitet er den ersten Grand Prix
der ECU vor.
Gerhard Radosztics ist ab 1984 im Internationalen
Fernschachverband (ICCF) führend tätig und ist Träger der höchsten Auszeichnung
des Verbandes, der Massow-Medaille in Gold.
Internationale Schiedsrichter sind mit dem Stand des
Jahres 2000 Albert Baumberger, Bernhard Biberle, Wilfried Dorazil, Rainer
Fahrner, Günther Führer, Otto Gutdeutsch, Gerhard Herndl, Grete Katholnig, Inge
Kattinger, Kaweh Kristof, Helmut Myslik, Andrea Prager, Gerhard Radosztics,
Irma Stubenvoll, Werner Stubenvoll, Ludwig Thaller.
Ab 1929 organisiert der Österreichische
Schachverband Meisterturniere. Sie sind Vorläufer der Staatsmeisterschaften,
allerdings nehmen an ihnen die Berufsspieler nicht teil. Sie sind daher nicht
repräsentativ: 1929 Sieger Eliskases (16 Jahre alt!) und Esra Glass, 1930 Franz
Kunert, 1931 Karl Palda und Heribert Berghofer, 1933 Immo Fuß, 1934 David
Podhorzer. 1936 siegt Eliskases gegen Spielmann in einem ersten offiziellen
Zweikampf um den Titel eines Meisters von Österreich 5 1/2 : 4 1/2. Er gewinnt
auch den Rückkampf 1937 mit 6 : 4 Punkten. Beide Wettkämpfe finden am Semmering
statt.
Ab 1947 organisiert der Österreichische Schachbund
regelmäßig Staatsmeisterschaften. Die Liste der Meister von Österreich sieht
wie folgt aus:
|
||
1936 Erich Eliskases |
1973 Karl Janetschek |
|
1947 Leopold Lenner |
1975 Franz Hölzl |
|
1948 Karl Galia |
1977 Andreas Dückstein |
|
1949 Josef Platt |
1979 Adolf Herzog |
|
1950 Rudolf Palme |
1981 Franz Hölzl |
|
1951 Thaddäus Leinweber / Josef
Lokvenc |
1983 Adolf Herzog |
|
1952 Karl Poschauko |
1985 Josef Klinger |
|
1953 Josef Lokvenc |
1987 Egon Brestian |
|
1954 Andreas Dückstein |
1989 Alexander Fauland |
|
1955 Franz Auer |
1991 Reinhard Lendwai |
|
1956 Andreas Dückstein |
1993 Josef Klinger |
|
1957 Franz Auer |
1994 Alexander Fauland |
|
1958 Alexander Prameshuber |
1995 Nikolaus Stanec |
|
1960 Karl Robatsch |
1996 Nikolaus Stanec |
|
1963 Wilhelm Schwarzbach |
1997 Nikolaus Stanec |
|
1965 Philipp Struner |
1998 Nikolaus Stanec |
|
1967 Karl Janetschek |
1999 Nikolaus Stanec |
|
1969 Karl Röhrl |
2000 Nikolaus Stanec |
|
1971 Karl Röhrl |
2001 Siegfried Baumegger |
|
Staatsmeisterschaft 2000
Wukits, Stanec,
Weiß
Mit dem Stand des Jahres 2000 sind Großmeister Karl
Robatsch und Josef Klinger, Internationale Meister Siegfried Baumegger, Egon
Brestian, Harald Casagrande, Georg Danner, Manfred Freitag, Andreas Dückstein,
Arne Dür, Alexander Fauland, Franz Hölzl, Reinhard Lendwai, Walter Pils,
Michael Schlosser, Gerhard Schroll, Nikola Stajcic, Nikolaus Stanec, Markus
Wach, Walter Wittmann. Nach Elo-Zahlen ist der stärkste Österreicher
Großmeister Stefan Kindermann, der seinen ständigen Wohnsitz in Deutschland
hat.
Ab 1975 wird eine Vereinsstaatsliga ausgetragen, an
der die stärksten Klubs Österreichs mit einem System von Auf- und Abstieg
teilnehmen. Am erfolgreichsten sind in den ersten 25 Jahren Merkur Graz (12 Mal
Staatsmeister), und VOEST Linz (4 Mal), Austria Wien und Margareten Wien (je 3
Mal). Margareten erreicht im Finale des Europacups 1993 den siebenten Platz.
Merkur Graz siegt im Europacup 1997 über die Meister von Irland, den
Niederlanden, England, Armenien und Israel, verliert nur gegen Ladja Asow
(Rußland) und landet im Finale auf Platz 5. Im Europacup 2000 erkämpft Merkur
Platz 4 unter 34 Teams.
In mittelalterlichen Handschriften sind auf
wunderschönen Miniaturmalereien vornehme Damen zu sehen, die Schach spielen.
Wettkampfschach ist aber bis weit in das zwanzigste Jahrhundert von Männern
dominiert. Erst mit Vera Menchik beginnt zaghaft eine neue Phase. Diese
Spielerin, die tschechisch-britischer Herkunft ist, dominiert vor und nach 1930
das internationale Damenschach total und liefert auch starken Männern harte
Sträuße. In dieser Zeit ist für Österreich die aus Zagreb gebürtige Paula
Wolf-Kalmar (1881-1931) sehr erfolgreich. Sie wird Dritte der WM 1927 in London
und Zweite der Weltmeisterschaften in Hamburg 1930 und Prag 1931, jeweils
hinter Menchik. Auch Gisela Harum wird Dritte der Weltmeisterschaft 1935 in
Warschau. Die nächste Spitzenspielerin ist Salome Reischer (1899-1980). Sie
wird als erste Österreicherin 1951 Internationale Meisterin.
Damenschach hat sowohl bei Männern als auch bei
Frauen mit Vorurteilen zu kämpfen und das bei weitem nicht nur in Österreich.
Etwa ab 1970 entsteht durch internationale Spielerinnenpersönlichkeiten neue
Bewegung, zuerst durch die über die UdSSR besonders erfolgreichen
Georgierinnen, in erster Linie die Weltmeisterinnen Gaprindaschwili und
Tschiburdanidse, dann aber vor allem durch das Auftreten der Polgar-Schwestern
aus Budapest. Die talentierteste der drei, Judit, spielt nur bei
Männerturnieren mit und kann dort an der Weltspitze jeden schlagen. Sie trägt
dazu entscheidend bei, daß Frauen ab nun wählen können, ob sie bei Herren- oder
Damen-turnieren mitspielen wollen.
In Österreich steigt die Zahl der Spielerinnen
langsam an. Derzeit sind in der nationalen Elo-Liste vier Prozent Frauen. In
der intensiven Jugendarbeit des ÖSB ist zu beobachten, daß von Kind auf Mädchen
mit ähnlicher Begeisterung und ähnlichem Talent wie Buben Schach spielen. Mit
der Pubertät setzt erfahrungsgemäß ein stärkerer Abfall ein. Dafür gibt es
verschiedene Erklärungsversuche. Sicher ist, daß Motivierung für Schach
spielende Frauen von verschiedenen Seiten kommen muß. Es liegt an Spielern,
Vereinen und Verbänden weitere Aufgeschlossenheit in dieser wichtigen Frage zu
entwickeln.
Langjährige Vorkämpferin für das
Damenschach ist die vierfache Staatsmeisterin Inge Kattinger. Helene Mira wird
1996 Internationale Meisterin. Sie verfehlt 1985 mit einem dritten Platz im
Zonenturnier knapp den Einzug in das Interzonenturnier. Sie gewinnt 1995 und
1996 als Gast die Schweizer Damenmeisterschaft. Eva Moser (siehe Foto), siehe oben, wird auf der Olympiade 2000
Internationale Meisterin. FIDE Meisterinnen sind Maria Horvath, die auf der
Olympiade 1988 die Goldmedaille auf Brett 3 schafft, und Jutta Borek.
Die Siegerinnen der Damen-Staatsmeisterschaften:
1950 Salome Reischer, 1951 Gertrude Wagner, 1952 Salome Reischer, 1953 Alfreda
Hausner, 1954 Salome Reischer, 1955 Berta Zebinger, 1956 Inge Kattinger, 1958
Inge Kattinger, 1960 Ida Salzmann, 1964 Ingeborg Kattinger, 1966 Wilma Samt,
1968 Hermine Winninger, 1970 Inge Kattinger/Wilma Samt, 1972 Wilma Samt, 1974
Gertrude Schoißwohl, 1976 Alfreda Hausner, 1978 Margit Hennings, 1980 Margit
Hennings, 1982 Margit Hennings, 1984 Helene Mira, 1986 Jutta Borek, 1988 Jutta
Borek, 1990 Maria Horvath, 1992 Jutta Borek, 1994 Jutta Borek, 1996 Helene
Mira, 1997 Sonja Sommer, 1998 Ursula Fraunschiel, 1999 Margit Krasser, 2000 Sonja Sommer (am Foto in der Mitte), 2001 Helene Mira (am Foto rechts).
Die Lebenserwartung steigt, immer mehr Senioren
spielen gutes Wettkampfschach. Es entsteht die Kategorie Seniorenschach, die
sich steigender Beliebtheit erfreut. Das erste Seniorenturnier findet 1974 in
Graz statt und kehrt dort, von Gertrude und Karl Wagner gemanagt, regelmäßig
als offizielle Landesmeisterschaft wieder. Ab den 80er Jahren gibt es
Seniorenturniere in Leutasch, Kirchberg am Wechsel und schließlich in Maria
Alm, wo Thomas Haslinger eine lange Serie von Staatsmeisterschaften einleitet.
Österreichische Senioren-Staatsmeister werden 1990
Karl Keller, 1991 Gerhard Kramer, 1992 Helmut Erhart, 1993 Gerhard Kramer, 1994
Heinz Baumgartner, 1995 Ernst Stöckl (mit 83 Jahren), 1996 - 1999 viermal Heinz
Baumgartner, 2000 Wolfgang Flecker. Bei den Damen ist in dieser Phase Maria Dür
die erfolgreichste.
Die FIDE veranstaltet ab 1991
Senioren-Weltmeisterschaften. 1991 wird dabei in Bad Wörishofen Andreas Dückstein (siehe Foto) hinter Smyslow und Geller
Dritter von 111 Spielern. 1995 erkämpft Heinz Baumgartner in Bad Liebenzell
ebenfalls Platz 3 unter 193 Teilnehmern. 1998 richtet der ÖSB selbst die
Senioren-WM in Grieskirchen aus.
Österreich nimmt regelmäßig an Schacholympiaden
teil. Die bisher besten Placierungen bei den Herren: den Haag 1928 4. von 17,
Hamburg 1930 4. von 18, Nizza 1974 18. von 73, Luzern 1982 14. von 92, Dubai
1986 14. von 108. Auffallend ist das explosionsartige Ansteigen der
Teilnehmernationen, ein Beweis dafür, daß Schach auf der ganzen Welt gespielt
wird. Gute Ränge sind sehr schwer zu erkämpfen, denn einerseits gibt es in der
Dritten Welt junge Föderationen mit hochmotivierten Spielern (China, Indien,
Vietnam u.a.), andererseits sind aus dem Zerfall der Sowjetunion und
Jugoslawiens zwanzig neue, starke Schachländer entstanden. Zum Vergleich:
Österreich liegt in der Wertungsliste des Weltfußballs im August 2000 auf Platz
42. Die Europa-Mannschafts-meisterschaften zeigen eine ähnliche Entwicklung.
Die beste österreichische Placierung ist Rang 22 von 42 Ländern im Jahr 1992.
Ähnlich ist die Lage bei den Damen. Nahmen an der
Olympiade 1966 erst 14 Länder teil, waren es 1996 bereits 74. Die beste
Placierung erreichten die Österreicherinnen 1986 in Dubai mit Platz 12 von 49
Nationen.
Erster Höhepunkt in Österreich ist das Schaffen
Johann Bergers in Graz (siehe oben). Gegen 1900 gibt es eine erste Wiener
Problemschule rund um Konrad Erlin, Maximilian Feigl, Ottmar Nemo und Rudolf
Weinheimer. Johann Kotrc, ein Hauptvertreter der Böhmischen Problemschule, lebt
ab 1900 in Wien. Hauptvertreter der Neudeutschen logischen Schule sind Josef
Halumbirek, Theodor Gerbec, Otto Trinks. Halumbirek ist auch in der
FIDE-Problemkommission (PCCC) führend tätig. Nach 1945 kommen dazu die
Internationalen Meister Friedrich Chlubna, Camillo Gamnitzer, Alois Johandl,
Hans Lepuschütz, Stefan Schneider, Klaus Wenda, Alois Wotawa. Chlubna ist auch
international als Publizist geschätzt. Die Synthese von Logik und Ästhetik bei
Lepuschütz wird als „Grazer Schule“ bezeichnet. Wotawa brilliert als
Studienkomponist. Internationale Preisrichter sind Friedrich Chlubna, Alois
Johandl, Klaus Wenda und Helmut Zajic, Mitglieder der FIDE-Problemkommission
(PCCC) sind Klaus Wenda und Helmut Zajic. Wenda wird 1986 zu ihrem Vorsitzenden
gewählt und bleibt es bis 1994. Er ist seit 1994 ihr Ehrenpräsident. Der
Internationale Problemistenkongreß findet 1980 in Wiener Neustadt, 1987 in Graz
statt, dort kombiniert mit der Weltmeisterschaft im Lösen von Problemen. Seit
1996 gibt es österreichische Meisterschaften im Problemlösen. Die hohe Kunst
der Komposition und des Lösens soll damit neu belebt werden.
Blinde und Sehschwache sind in der International
Blind Chess Association, IBCA, organisiert. Sie liefern hervorragende
Leistungen auf dem Schachbrett, die Besten von ihnen nehmen auch an Turnieren
gegen Normalsehende bis zur Schacholympiade teil. In Österreich gründet sich
1952 in Wien eine Schachrunde der Blinden. Aus ihr geht 1970 der
Österreichische Blindenschachverband hervor. Gründungspräsident ist Anton
Hartig, sein Nachfolger seit 1987 Gerhard Zipko. Der Verband organisiert
regelmäßig Staatsmeisterschaften. Seit 1970 gibt es solche auch für Schüler und
Jugend. Dominierende Spieler in dieser Phase sind der achtfache Staatsmeister
Walter Tiefenbacher sowie Johann Pasteiner, viermaliger Staatsmeister.
Österreicher nehmen auch an internationalen Bewerben teil. 1981 sponsert IBM
ein großes internationales Blindenturnier in Wien. Es siegt Baretic
(Jugoslawien) vor Weltmeister Krylow (Sowjetunion). Tiefenbacher landet als
bester Österreicher auf Platz 6.
In der Zwischenkriegszeit hat Österreich große
Erfolge durch Erich Eliskases, Franz Kunert und Hans Müller. Kunert ist auch
ein wichtiger Anreger im Internationalen Fernschachbund, der 1928 in
Deutschland gegründet wird (heute ICCF). In der ersten Fernschach-Olympiade
1936-39 wird Österreich Zweiter hinter Ungarn. Nach 1945 steigt die
Organisationsdichte im Fernschach kontinuierlich an. Egon Spitzenberger
(1917-1990) ist ein unermüdlicher Promotor. Österreich erzielt einige
exzellente internationale Ergebnisse: 1983 Dritter im Finale der 1. Europa-Mannschaftsmeister-schaft
hinter der UdSSR und der Bundesrepublik Deutschland, 1999 vierter Platz im
gleichen Bewerb. Bis in das Finale der Weltmeisterschaft gelangen bisher vier
Österreicher und eine Österreicherin: Leopold Watzl sechster Platz 1953, Kurt
Kaliwoda vierzehnter Platz 1959, Gertrude Schoißwohl zweiter Platz in der
Damen-Weltmeisterschaft 1972, Georg Danner dreizehnter Platz 1986, Tunc
Hamarat, Österreicher aus Istanbul zugewandert, dritter Platz 1999.
Internationale Großmeister im Fernschach werden 1997
Tunc Hamarat, 1998 Harald Tarnowiecki, Internationale Großmeisterin bei den
Damen 1997 Gertrude Schoißwohl. Max Aigmüller gewinnt 1995 die
Europameisterschaft im Fernschach, Siegfried Neuschmied im Jahr 2000.
Internationale Fernschachmeister sind seit der Existenz dieses Titels: Max
Aigmüller, Ulrich Altrichter, Georg Danner, Fritz Fleischanderl, Josef
Giselbrecht, Helmut Grabner, Werner Groiss, Kurt Kaliwoda, Oskar Kallinger,
Klaus Mayr, Siegfried Neuschmied, Max Pichler, Johann Pöcksteiner, Heinz
Polsterer, Franz Rupp, Wilhelm Rupp, Friedrich Schätzel, Norbert Sommerbauer,
Sven Teichmeister, Franz Thannhauser, Hans Eduard Ude, Werner Wakolbinger,
Günter Waldhauser, Kurt Wallner, Leopold Watzl, Herbert Wohlfahrt sen. und
Wolfgang Zugrav. Internationaler Schiedsrichter der ICCF ist Gerhard
Radosztics. Der Österreichische Schachbund organisiert den Internationalen
Fernschachkongreß in Krems 1967, in Bad Mitterndorf 1975 und in Graz 1992.
Die österreichische Fernschachmeisterschaft gewinnen
1952 Alexander Prameshuber, 1956 Andreas Dückstein, 1958 Oskar Kallinger, 1959
Alexander Schoißwohl, 1961 Eugen Helm, 1963 Engelbert Höllinger, 1965 Josef
Giselbrecht, 1967 Friedrich Schätzel, 1968 Egon Spitzenberger, 1970 Eduard Ude,
1972 Georg Danner, 1974 Oskar Kallinger, 1976 Egon Spitzenberger, 1978 Wilhelm
Rupp, 1980 Peter Roth, 1982 Johann Nußbaumer, 1984 Franz-Karl Juraczka, 1986
Anton Strauß, 1988 Josef Brandl, 1990 Norbert Sommerbauer, 1992 Wolfgang
Zugrav, 1994 Herbert Wohlfahrt, 1996 Siegfried Neuschmied, 1998 Sven
Teichmeister, 2000 Wolfgang Humer.
Der Einsatz moderner computerisierter Hilfsmittel
tut dem Interesse an Fernschach keinen Abbruch. Er wird im Gegenteil von einer
neuen Generation gerne angenommen. Die Möglichkeiten, die e-mail und Internet
eröffnen, sind in der Schachwelt bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
Auch das Interesse für Computer-Schachprogramme hält
in Österreich Einzug. Bei der ersten Computer-Weltmeisterschaft in Stockholm
1974 erreicht ein Team aus dem Grazer Rechenzentrum unter dem Namen
"Frantz" Platz 7 unter 13 Konkurrenten. 1980 zeigt der ÖSB Interesse
an diesen Entwicklungen mit der Organisation der Dritten
Computer-Weltmeisterschaft in Linz. In den neunziger Jahren hat Christian
Donninger mit seinem Programm „Nimzo“ bei Weltmeisterschaften überragende
Erfolge. 1993 wird er in München Vierter, 1995 ebenso in Paderborn, 1997 4.-8.
in Paris. Den größten Erfolg erringt „Nimzo“ 1996 mit dem dritten Platz unter
32 Programmen bei der Weltmeisterschaft in Djakarta. Donninger entwickelt sein
Programm mit Phantasie und philosophischer Gelassenheit ohne Rückhalt durch
irgendwelche mächtigen Firmen oder andere Organisationen weiter. Man darf von
ihm noch einige Überraschungen erwarten.
Ob in der großen Monarchie oder in der kleinen
Republik, Schach wurde und wird in Österreich mit Höhen und Tiefen gespielt.
Das Spiel fasziniert wie seit eh und je. Phantasie,
Kombinationsgabe, Konzentrationskraft bestimmen über guten Erfolg. Schach hat
eine ästhetische Komponente (sie kommt besonders stark im Problemschach
zutage), eine wissenschaftliche (analysierende Meister beweisen das seit jeher,
heute ziehen die Computer nach) und eine sportliche im Wettkampf. Dort zählen
Spieltraining, körperliche Fitness, mentale Einstellung, psychologische
Fähigkeiten. Seit der Einführung von Wertungsziffern nach Elo ist die Konkurrenz
schärfer denn je. Dazu hat die Öffnung der Grenzen nach Osten und Westen
Schacheuropa kräftig durchgerüttelt.
Die FIDE hat 159 Mitgliedsländer. Schach ist damit
nach Fußball der verbreitetste Sport auf der Welt. Es ist mit Stand des Jahres
2000 in 104 Staaten als Sport anerkannt. 1999 wurde die FIDE in das
Internationale Olympische Komitee aufgenommen.
In 87 Staaten ist der nationale Schachverband
Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees. Auf der Olympiade 2000 in Sydney
wird es zum ersten Mal im Rahmen-programm Schach geben. In der Europäischen
Union ist die Lage wie folgt. Schach ist als Sport von der jeweiligen Regierung
anerkannt in 10 Staaten: Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland,
Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal, Schweden, Spanien. In 8 Staaten ist
der nationale Schachverband Mitglied des Nationalen Olympischen Komitees:
Belgien, Frankreich, Italien, Luxemburg, Niederlande, Portugal, Schweden und
Spanien. Alle Staaten, an die Österreich grenzt, anerkennen - mit Ausnahme von
Liechtenstein - Schach als Sport. In Österreich ist der ÖSB nur seit 1977
außerordentliches Mitglied der Bundessportorganisation. Es ist höchste Zeit,
daß diese ihren verzweifelten Widerstand gegen die offizielle Mitgliedschaft
des ÖSB endlich aufgibt.
Die neueste Initiative in Richtung Sport ist ein
Programm des ÖSB für C- B- und A-Trainer. Um zu staatlicher Anerkennung für
diese Qualifikationen zu kommen, ist es nötig, dieses Programm mit den im Sport
gegebenen Stufen Übungsleiter - Lehrwart - Trainer abzustimmen. Die erste Stufe ist auf Ebene
der Bundesländer mit den Landessportorganisationen zu verwirklichen, die
nächsten beiden mit dem Unterrichtsministerium über die Bundesanstalten für
Leibesübungen. Die Arbeiten haben intensiv begonnen. Die ersten offiziellen
Ausweise für Übungsleiter = C-Trainer im Schach sind nach Blockkursen und
Prüfungen im Sommer 2000 in Graz von der steirischen Landessportabteilung
ausgestellt worden.
Die Basisarbeit mit der Jugend und für sie ist dem
ÖSB besonders wichtig. Die Grundwerte des sportlichen Wettkampfes auf den 64
Feldern den jungen Menschen zu vermitteln ist der Ausgangspunkt. Die
Interessierten zu fördern und Talente zu begleiten spielt sich auf der höheren
Ebene ab. Dabei geht es nicht nur darum, für Spielernachwuchs zu sorgen,
sondern vor allem auch um Verbreitung von mehr Schachkultur in Österreich.
Schachsport braucht Unterstützung bei Politik , Wirtschaft und Medien. Es ist
entscheidend, dort Partner und Partnerinnen zu finden, die zumindest eine
Grundinformation über diesen Sport und seinen Wert haben, und ihm dadurch
aufgeschlossen gegenüberstehen.
Das eigene Medium des Österreichischen Schachbundes
ist Schach Aktiv, 1979 gegründet. Im Internet ist der ÖSB über die Domain
www.chess.at vertreten. Die Präsenz in Medien ist wesentlich, um öffentliche
Förderung und private Sponserung zu erreichen. Sie ist umso eher gegeben, wenn
Spitzenleistungen gemeldet werden können. Das ist auf regionaler Ebene oft der
Fall. Auf der internationalen weht Österreich ein scharfer Wind ins Gesicht.
Die Konkurrenz ist gewaltig. Sie spielt sich in Bereichen des Professionalismus
mit allen seinen Licht- und Schattenseiten ab. Der Entschluß, Schachprofi zu werden,
ist eine ganz persönliche Entscheidung. Sie setzt sehr viel Können, sehr viel
Arbeit und starke Persönlichkeit voraus. Ein großes Zugpferd könnte für
Österreichs Schach Wunder wirken, wie das zum Beispiel bei Capablanca für Kuba
der Fall war oder bei Euwe für Holland, ganz zu schweigen von vielen östlichen
Beispielen. Es gibt dabei auch ein statistisches Problem. Ausnahmetalente
tauchen zumeist nur in mathematischen Mengen weit gestreut auf. Das heutige
Österreich hat acht Millionen Einwohner, weniger als eine Großstadt. An
Weltklassespielern sind auf seinem Territorium geboren worden: Carl Schlechter,
Erich Eliskases, Rudolf Spielmann, Ernst Grünfeld, Karl Robatsch und - mit
kurzen Ansätzen - Josef Klinger. Wann kommt die nächste Superbegabung? Ein Arnold
Schwarzenegger des Schachs täte uns jedenfalls gut.
Jedes Talent braucht aber auch gute
Umfeldbedingungen. Dafür hat das Beziehungs-netz des ÖSB zu sorgen. Vielen
ehrenamtlichen Funktionären in Vereinen, in Ländern und im Bund, allen
unterstützenden Partnern in Ministerien, Landesregierungen, Gemeinden, in
Medien und Firmen und - für die Jugend - in Schulen und Familien ist in einem
Jubiläumsjahr zu danken. Der Appell: Sie mögen für Österreichs Schachzukunft
weiterwirken !
Graz, 2000
ANHANG
48 Erfolge
österreichischer SpielerInnen bei offiziellen Welt- oder Europaturnieren
Paula Wolf-Kalmar Dritte der WM der Damen 1927
Zweite
der WM der Damen 1930
Zweite
der WM der Damen 1931
Gisela Harum Dritte der WM der Damen 1935
Josef Klinger Dritter der Junioren WM 1985
Andreas Dückstein Dritter der Senioren WM 1991
Heinz Baumgartner Dritter der Senioren WM 1995
Christian Donninger Dritter der Computer WM 1996
mit
Programm Nimzo
Gertrude Schoißwohl Zweite der Fernschach WM der Damen 1972
Tunc Hamarat Dritter der Fernschach WM 1999
Josef Klinger Silbermedaille Brett 1, Schacholympiade 1986
Andreas Dückstein Goldmedaille Brett 2, Schacholympiade 1956
Erich Eliskases Goldmedaille Brett 3, Schacholympiade 1935
Maria Horvath Goldmedaille Brett 3, Schacholympiade 1988
Egon Brestian Goldmedaille Brett 3, Schacholympiade 1990
Hans Holaszek Bestes Resultat Brett 1, Studenten WM 1969
Eva Moser Silbermedaille Jugend-Europameisterschaft
Mädchen
U16 1998
Team Österreich Zweiter der Fernschacholympiade 1936/39
Team Österreich Dritter der Fernschach-Mannschafts-EM 1983
Zonenturniere
Andreas Drückstein 2./3. Platz 1960
Karl Robatsch 3./4. Platz 1963
Helene Mira 3. Platz 1985
49 Österreicher nach Elowertung
im neuen Jahrtausend (Juli 2000)
1. |
Stanec Nikolaus |
51. |
Pils Walter |
2. |
Balinov Ilija |
52. |
Moser Eva |
3. |
Fauland Alexander |
53. |
Thallinger Harald |
4. |
Danner Georg |
54. |
Herndl
Harald |
5. |
Brestian
Egon |
55. |
Kaspret Guido |
6. |
Klinger Josef |
56. |
Fahrner Kurt |
7. |
Schroll Gerhard |
57. |
Wirius Stefan |
8. |
Miniböck Günter |
58. |
Vokroj Rene |
9. |
Weinzettl Ernst |
59. |
Opl Klaus |
10. |
Volkmann Friedrich |
60. |
Dür Werner |
11. |
Topakian Raffi |
61. |
Stummer Anton |
12. |
Gärtner Guntram |
62. |
Tabernig Bernhard |
13. |
Lehner Oliver |
63. |
Schröcker Hans Peter |
14. |
Hölzl Franz |
64. |
Herzog Heinz |
15. |
Ganaus Hannes |
65. |
Kraschl Jörg |
16. |
Penz Harald |
66. |
Scheichel Herbert |
17. |
Baumegger Siegfried |
67. |
Kotz Heinz Peter |
18. |
Sommerbauer Norbert |
68. |
Mayr Klaus |
19. |
Herzog Adolf |
69. |
Rolletschek Heinrich |
20. |
Felsberger Alfred |
70. |
Frosch Erich |
21. |
Kummer Helmut |
71. |
Dückstein Andreas |
22. |
Weiss
Christian |
72. |
Thoma
Robert |
23. |
Weber Gerold |
73. |
Pilz Dieter |
24. |
Wach Markus |
74. |
Kastner Walter |
25. |
Mahdi Khaled |
75. |
Stajcic Nicola |
26. |
Wittmann Walter |
76. |
Sinowjew Juri |
27. |
Eisterer Heinrich |
77. |
Roth Peter |
28. |
Neubauer Martin |
78. |
Neumeier Klaus |
29. |
Watzka Horst |
79. |
Krsnik Bozidar |
30. |
Dür Arne |
80. |
Titz Heimo |
31. |
Steflitsch Erich |
81. |
Swoboda Ernst |
32. |
Freitag Manfred |
82. |
Druckenthaner Andreas |
33. |
Schweda Roland |
83. |
Petschar Kurt |
34. |
Casagrande Harald |
84. |
Hofmair Klaus |
35. |
Lendwai Reinhard |
85. |
Singer Hans |
36. |
Schlosser Michael |
86. |
Maringer Walter |
37. |
Baumgartner Heinz |
87. |
Heimberger Reinhard |
38. |
Bawart Markus |
88. |
Holzer Gerhard |
39. |
Robatsch Karl |
89. |
Kwatschewsky Leo |
40. |
Wukits
Rene |
90. |
Neulinger
Manfred |
41. |
Staudner
Oliver |
91. |
Schneider-Zinner Harald |
42. |
Friesenhahn Harald |
92. |
Sandhu Mario |
43. |
Lambert Hans |
93. |
Hiermann Dietmar |
44. |
Brandner Stefan |
94. |
Wohlfahrt Herbert |
45. |
Moser Günter |
95. |
Ivancsics Michael |
46. |
Hangweyrer Manfred |
96. |
Mittelberger Peter |
47. |
Hanel Reinhard |
97. |
Gigerl Erich |
48. |
Singer Richard |
98. |
Janetschek Karl |
49. |
Strobel Ferdinand |
99. |
Karner Christoph |
50. |
Pilaj Herwig |
100. |
Pingitzer
Harald |
50 Der
Bundesvorstand des ÖSB Juli
2000 (aktuelle Besetzung)
|
|
Präsident |
Kurt Jungwirth |
|
|
Vizepräsidenten |
Albert Baumberger |
|
Heinz Baumgartner |
|
Herbert Dinhof |
|
Herald Piber |
|
|
Kassier |
Hermann Strallhofer |
Kassierstellvertreter |
Erich Haslinger |
|
|
Schriftführer |
Grete Katholnig |
Schriftführerstellvertreter |
Gertrude Wagner |
|
|
Beisitzer |
Thomas Brachtl |
|
Erich Gigerl |
|
Gerhard Herndl |
|
Kaweh Kristof |
|
Helmut Myslik |
|
Franz Modliba |
|
Gerhard Schroll |
|
Robert Zsifkovits |
Überwachungsausschuß |
|
Vorsitzender |
Clemens Leb |
|
Reinhard Walder |
|
Helmut Weiss |
Disziplinarrat |
|
Vorsitzender |
Peter Linnert |
Mitglieder |
Franz Hager |
|
Oliver Herzog |
|
Franz Kienast |
|
Klaus Wenda |
|
Herwig Wutte |
Ersatzmitglieder |
Josef Lautner |
|
Alois Pietersteiner |
|
Günther Schütz |
|
Klaus Stockinger |
Vorsitzender für das |
|
Berufungsverfahren |
Felix Winiwarter |
|
|
Fachgruppen |
|
Bundesspielleitung |
|
Vorsitzende |
Gertrude Wagner |
|
Bernhard Biberle |
|
Helmut Myslik |
|
Werner Stubenvoll |
|
|
Selektionskomitee |
|
Vorsitzender |
Heinz Baumgartner |
|
Gerhard Schroll |
|
Gertrude Wagner |
|
Walter Wallner |
Jugendschach |
|
Vorsitzender |
Erich Gigerl |
|
Andreas Kuthan |
|
Karl Metz |
|
Hans Stummer |
Schulschach |
|
Vorsitzender |
Eugen Jesser |
|
Karlheinz Archan |
|
Peter Lederer |
|
Karl Mantl |
|
Diether Stremitzer |
|
|
Seniorenschach |
Thomas Haslinger |
|
|
Damenschach |
Jutta Graf |
|
|
Staatsligen |
Walter Wallner |
|
|
Fernschach |
|
Vorsitzender |
Robert Felber |
|
Gerhard Radosztics |
|
Johann Wiesinger |
ELO-Referat |
|
Vorsitzender |
Thomas Brachtl |
|
Josef Wachlhofer |
|
|
Komposition |
Klaus Wenda |
|
Friedrich Chlubna |
|
|
Blindenschach |
Gerhard Zipko |
|
|
Schach Aktiv |
Hubert Ebner |
|
Siegfried Baumegger |
|
Erhard Lampersberger |
|
David Prabitz |
|
Pascal Prabitz |
|
Martin
Riedner |
51 Names, dates and facts of Austrian chess history
In 1795 Johann Allgaier
(1763-1823) published the first systematic book on chess playing in German
language, in Vienna.
In 1855 Ernst Falkbeer (1819-1885)
launched a first chess review in Vienna.
The Vienna Chess Society was
founded in 1857.
Wilhelm Steinitz (1836
Prague - 1900 New York) began his chess career in Vienna before settling in
London. First official World Champion through his victory over Zukertort in
1886, he is considered to have founded modern positional chess.
Carl Schlechter (1874 Vienna
- 1918 Budapest), played a title match against World Champion Lasker in 1910.
Won the first leg in Vienna 3:2, lost the last game in Berlin, total 5:5,
Lasker retained the title. He was the leading master of the Vienna chess
school, a quasi-scientific approach of the game keeping a draw in reach. The
period about 1900 was a first heyday of chess in Vienna with the Café Central
as a centre of European chess life.
Johann Berger (1845 Deutsch
Goritz - 1933 Graz), great endgame theoretician and composer. Invented the
Berger pairing tables, co-author of the Sonneborn-Berger system. His book on
„Endgames in theory and practice“ published in 1890 created the basis of modern
endgame theory.
In 1898 the Vienna Chess
Magazine was founded. Due to Georg Marco’s editorship it became a leading paper
in the world of chess.
Two outstanding books about
new conceptions of chess were published in Vienna: Richard Réti’s „Modern Ideas
in Chess“, 1922, and Savielly Tartakower’s „Hypermodern Chess“, 1924.
Rudolf Spielmann (1884
Vienna - 1942 Stockholm) was a grandmaster of the art of attack and sacrifice.
Erich Grünfeld (1893 Vienna
- 1962 Vienna) was a leading expert of his time on openings. He invented the
defence named after him which he applied for the first time in 1922.
Erich Eliskases (1913
Innsbruck - 1997 Cordoba, Argentina) rose to fame like a shooting star in the
1930s. Like other European players he was stranded in South America when World
War II broke out during the Chess Olympiad in Buenos Aires in 1939. The war
dashed his chances of playing a World Championship match against Alekhine.
Karl Robatsch (1929
Klagenfurt - 2000 Klagenfurt) achieved the title of grandmaster with the best
performance at board one at the Chess Olympiad in Leipzig 1960. He created and
developed the Robatsch defence beginning in the 1950s.
Josef Klinger (1967 Sankt
Johann im Pongau) third and fifth place at the World Junior Championships 1985
and 1986. Grandmaster in 1988.
Eva Moser (1982 Spittal an
der Drau) second at the European Girls Championship under 16 in 1998, fifth at
the World Girls Championship under 18 in 1999.
Women’s World Championships:
Paula Wolf Kalmar third place in 1927, second in 1930 and 1931. Gisela Harum
third in 1935.
World Senior Championships:
Andreas Dückstein third place in 1991, Heinz Baumgartner third in 1995.
World Correspondence Championships:
Gertrude Schoisswohl second place in 1972 (Ladies), Tunc Hamarat third in 1999.
Correspondence Team
Olympiad: Austria second in 1936/39.
European Correspondence Team
Championship: Austria third in 1983.
Computer World Championship:
Christian Donninger with program Nimzo third place in 1996.
Among many names of
excellent chess composers at least Johann Berger, Max Feigl, Josef Halumbirek,
Hans Lepuschütz, Stefan Schneider, Alois Wotowa as well as in recent times
Friedrich Chlubna and Klaus Wenda must be mentioned.
In 1920 the Austrian Chess
Federation was founded by Josef Krejcik in Vienna. It became a member of FIDE
in 1926.
Wilfried Dorazil was a
frontline organiser in Austrian chess life in the 1950s and 60s. He was a
pioneer in international relations and fulfilled important functions in the
world organisation. He has been honorary member of FIDE since 1974.
Kurt Jungwirth was Deputy
President of FIDE from 1978 to 1986 and Continental President for Europe from
1990 to 1998. Honorary Vice President of FIDE since 1998. During the FIDE
Congress 1985 the European Chess Union was founded in Graz by Rolf Littorin
from Sweden. From 1986 Jungwirth as President of the ECU had to surmount
numerous obstacles put in its way by the Chess Federation of the Soviet Union
and by the then leadership of FIDE. However, after the fall of the Iron Curtain
in 1989 European chess was quickly united. Now the ECU under Boris Kutin can
fulfil its tasks: it coordinates continental chess activities and it stands up
for European interests within FIDE.
Gertrude Wagner, chief
arbiter of innumerous national and international chess events, member of the
arbiters team in the World Championship Match Karpov-Korchnoi, Merano 1981, is
keeping Austrian chess moving in many respects. President of Zone 1.2 from 1986
to 1998, honorary member of FIDE since 1998.
Werner Stubenvoll was
Secretary General of the ECU from 1990 to 1998. He has been tournament director
of European Club Cups since 1996. In 2000 he is preparing the
1st European
Grand Prix 2001.
Klaus Wenda was chairman of
the Commission for Chess Compositions of FIDE from 1986 to 1994. Honorary
President since 1994.
Gerhard Radostics has
fulfilled international tasks in the field of correspondence chess beginning from
1985.
FIDE events in Austria
-
FIDE Congress Vienna 1957, Graz 1985
-
Final European Team Championship Vienna 1957, Kapfenberg 1970
-
Students World Team Championship Ybbs 1967, Graz 1972
-
Zonal tournaments Raach 1969, Graz 1991, 1993
-
World Youth Team Championship U26 Graz 1981
-
World Juniors Championship Innsbruck 1977, Graz 1978
-
World Youth Championships Boys and Girls U16 Innsbruck 1987
-
Candidates matches Korchnoi - Petrosyan and Ioseliani - Liu Shilan Velden
1980, Smysslov - Huebner Velden 1983
-
European Youth Championships 10-18 Mureck 1998
-
Computer World Championship Linz 1980
-
World Problemists Congress Wiener Neustadt 1980, Graz 1987
-
International Correspondence Chess Congress Krems 1967, Bad Mitterndorf
1974, Graz 1992
-
World Senior Championship Grieskirchen 1998