Das
Olympia-Tagebuch von K.H. Schein
Tag 2 - 1. Runde
08.30
Abgabe der Mannschaftsaufstellungen. Wenn 200 Mannschaftskapitäne
eine Schlange bilden, so dauert diese Prozedur länger, als man
das gemeinhin annehmen könnte. Ein kleiner Trost: Die Schlange
der Frühstückswilligen ist vielleicht dreimal so lang! Da sich
einige unserer Laptops nicht an die italienischen Steckdosen
anschließen lassen, wird die Zeit bis 11 Uhr (dann wird die
Auslosung bekannt gegeben) locker mit dem Suchen nach einem geöffneten
Elektrogeschäft (es ist schließlich Sonntag) überbrückt.
Eine Saturnfiliale erweist sich als Retter in der Not.
11.00
Der große Moment: Die Auslosungen sind da. Das Herrenteam wird
sich mit dem Außenseiterteam der Fidschiinseln messen, eine
recht harmlos scheinende Aufgabe. Ungleich schwerer sieht es für
die Damen aus. Gegen Ungarn geht es
vorderhand darum, sich achtbar aus der Affäre zu ziehen.
Nach einer kurzen Teambesprechung mit Playing-Captain Georg
Danner geht es zur Vorbereitung.
14.30
So gegen 14.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit bewegt sich eine
Menschenarmada vom Olympischen Dorf hin zum Oval, der
Spielstätte der Schach-Olympiade 2006.
Auf dem Weg zur Olympiade.
Über Brücken musst du geh´n...
Das "Oval"...
... bietet innen großzügig Raum.
15.00
- Runde 1
Herren:
Österreich
: Fidschi-Inseln 3:1
Die Herren starten mit
einem klaren Erfolg ins Turnier. Seinen ersten Einsatz als
Olympiaspieler hat Alvir Arco und er erfreut das Team mit einer
schönen positionellen Leistung und siegt ebenso souverän wie
Martin Neubauer und Herwig Pilaj. Ein Wehmutstropfen ist
allerdings die Niederlage von Georg, der sich in glänzender
Stellung einen vergifteten Bauern schnappt und sich von den
Folgewirkungen nicht mehr erholt. Am Ende liegen sich die
Fidschi-Insulaner in den Armen, als ob sie gerade ins Fussball-WM-Finale
eingezogen wären.
Fischi gegen Austria.
"Schorsch" Danner im Schatten des
Bundesjugendtrainers.
Damen:
Österreich-Ungarn:
0:3
Ein Papierformergebnis, das allerdings täuscht. So erreichte
Sonja Sommer nach tollem Kampf in einem Läuferendspiel eine
glatte Remisstellung, bloß um diese durch Zeitüberschreitung
zu verlieren. Die Bedenkzeit (90 min. für die gesamte Partie,
pro Zug gibt es eine Gutschrift von 30 sek.) sorgt überhaupt für
zahlreiche Partien, in denen die SpielerInnen aus permanenter
Zeitnot nicht mehr herausfinden. Helene "Felix" Mira
und Anna Christina Kopinits müssen nach harter Gegenwehr und
gutem Spiel die Stärke der ungarischen Legionärstruppe
anerkennen.
Es folgen erste Impressionen vom Turniergeschehen.
Indien wartet auf Anand und erlebt ein 1:3 Eröffnungsdesaster.
Superstar Iwantschuk.
Ex-Europameisterin Lahno hat mit der Ukraine in Runde 1 ...
... keine leichte Aufgabe
Team-Auftreten...
... doch eine tanzt aus der Reihe.
Ihr ist das egal.
Kosteniuk führt die russischen Damen an.
In Runde 1 schlägt Russland Portugal mit 3:0.
Multikulturell ist die Olympiade. Sogar innerhalb mancher
Teams...
Nein. Champagner gibt es keinen. Das sind die Wasserflaschen.
Und das sind die Deutschen mit schwerem Kopf aber leichtem
Spiel.
Dicht umringt sind stets die Bretter der russischen Favoriten.
Aber auch die Schiedsrichter. Alles ist nicht klar.
Neben dem Olympia-Areal ist Platz für weiter Turniere...
... und anderes.
Ob der Dame bald ein Licht aufgeht?
Oder einem Spieler?
Sehenswert ist vieles.
Doch für heute rollen wir das Brett zusammen.
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