Olympia-Tagebuch 

SPECIAL


Schach-Olympiade Turin
21.05.-04.06.2006

=> Back to Olympia 2006

Tag 11


Das Olympia-Tagebuch von K.H. Schein
Tag 11
- 9. Runde



Ein Veranstaltung von dieser voluminösen Größenordnung kann nicht ohne die Hilfe von vielen, vielen freiwilligen Unterstützern funktionieren. Es ist an der Zeit, kurz über diese Helfer zu sprechen: Wenn man hier am Olympiagelände Hilfestellung benötigt, wendet man sich an die „guten Geister in den orangen T-Shirts“.

An die 300 freiwillige Helfer, die in der Mehrzahl aus Turin selbst stammen, arbeiten derzeit im Rahmen der Schacholympiade mit. Man erkennt sie an den leuchtend orangen T-Shirts. Sie sind ausgesprochen freundlich und immer bereit, mit einem sympathischen Lächeln weiterzuhelfen.

„Mehr als 450 Anmeldungen für diese Tätigkeit erhielt das Organisationskomitee und 300 wurden schließlich ausgewählt“, erzählt der Koordinator, Cesare Palenzona, ein früherer FIAT-Manager. Die meisten Freiwilligen sind Pensionisten, aber auch viele jüngere Leute, die sich für die Arbeit hier extra Urlaub genommen haben.

Die Tätigkeit der unermüdlichen Helfer wird übrigens nicht bezahlt. Alles, was sie erhalten, ist der kostenlose Transport mit öffentlichen Verkehrsmitteln von ihrer Wohnstätte zum „Arbeitsplatz“. Vielfältige Aufgabengebiete gibt es dann auszufüllen: Taxidienste, Securityaufgaben, Arbeiten im Restaurant und in den Sekretariaten sowie allgemeine Hilfestellung für die vielen, vielen Delegationen aus aller Welt und für die Journalisten im Pressezentrum. Auch von dieser Stelle aus ein ganz großer Dank an dieses tolle Team!

Gestern hatte ich die Möglichkeit, gemeinsam mit Walter Kastner der Übertragung zu lauschen, die Yasser Seirawan für „Radio Chessbase“ moderiert. Der charismatische  amerikanische Großmeister ist ein Ausnahmetalent, was die Fähigkeit betrifft, Schachpartien der Spitzenklasse auch für das breite Schachpublikum lebendig und instruktiv zugleich zu erläutern. In seinem improvisierten Studio begrüßte er uns freundlich und hatte nichts dagegen, dass wir während der Übertragung im Studio verweilen und seine Ausführungen mitverfolgen konnten.


Kastner lauscht Yasser Seirawan bei seiner Olympia-Sondersendung für TV ChessBase.

Hochinteressant verläuft auch die Computerweltmeisterschaft, die in einem separaten Bereich im Oval ausgetragen wird. 18 Programme ermitteln in einem 11-rundigen Turnier den aktuellen Computerweltmeister. Diese Meisterschaft wird bereits seit 1974 ausgetragen. Mit neuester Technologie im Hard- und Softwarebereich spielen die Maschinen mit unglaublicher Stärke. So meint z.B. Schiedsrichter van den Herik: „Einige dieser Programme sind wesentlich stärker als die besten der hier bei der Olympiade vertretenen menschlichen Großmeister.“ Und er fügt hinzu, dass aktuelle Software bereits eine ELO-Leistung von 4000 Punkten erreichen kann. (Im Vergleich dazu: Die besten menschlichen Leistungen bewegen sich im Bereich von 2850 ELO-Punkten.)

Das Computer-Turnier ist eine eigene Welt für sich. Während die Computer an ihren besten Zügen arbeiten, unterhalten sich die „Gegner“ (die jeweiligen Programmierer) über die Chancen, kein Handyläuten bringt die Geräte aus der Fassung und einige sind nicht einmal physisch anwesend. Das Programm „Crafty“ z.B. läuft auf einem Supercomputer mit parallelen Prozessoren in einer nordamerikanischen Universität.


Amir Ban (Junior) und Stefan Mayer-Kahlsen (Shredder)

Das Turnier ist offen ausgeschrieben, im Prinzip kann jedes Programm an dieser im Schweizer System ausgetragenen Meisterschaft teilnehmen. So sind hier in Turin 6 italienische Programme vertreten. Die WM der Computer 2005 in Reykjavik erlebte eine große Überraschung, indem das unbekannte Programm „ZAPPA“ allen Favoriten die Show stahl und mit einem unglaublichen Score von 10,5 aus 11 Punkten gewann. Ob wir so etwas auch in Turin erleben? In einigen Tagen gibt es die Antwort!



Doch nun in die Turnier-Arena.


15.00 - Runde 9


Damen:
Österreich - England  1,5:1,5


Unsere Damen agieren nach dem 3:0 Sieg in der Vorrunde gegen die favorisierten Engländerinnen voller Selbstvertrauen. In teils wechselhaft verlaufenden Partien erreichen Mira, Kopinits und Sommer letztendlich ein Remis. Captain Schein zeigt sich mit dem 1,5:1,5 zufrieden, trauert aber doch ein wenig dem möglichen Sieg hinterher.


Sonja Sommer vor der Partie gegen England.


Erstmals dabei der eben angekommene Präsident Kurt Jungwirth.


Doch auch die Engländer haben ein Maskottchen.


So ist das 1,5:1,5 das "logische" Resultat.



Herren:
El Salvador - Österreich  1:3

Routiniert holen die Österreicher gegen El Salvador einen 3:1 Sieg. Die Schwarzspieler Neubauer und Genser halten sicher Remis, die Weißspieler Danner und Kreisl punkten voll.



Captains Danner "Team-Baby-Sturm": Genser und Kreisl (re)


Harald Genser erzielt sicher ein Remis mit Schwarz.



Foto-Highlights der Runde:


Jede Runde beginnt mit einem wahren Film- und Fotofeuerwerk.


Wegen vereinzelter Kritik - unsere Fotos seien "Damenlastig" - ...


... richten wir heute den Focus auf die Männer.


Wunderkind Magnus Carlsen hat nach 8 Runden die beste Eloperformance (über 2900 !!)




Hollands Loek van Wely


Kasimdzhanovs Frau


Slowakei gegen Slowenien


Pressebetreuung


Gata Kamsky findet offenbar den richtigen Zug gegen Tschechien.


Vorne dabei ist weiter die Ukraine mit Iwantschuk auf Brett 1.


Manchmal sind die Wege mühsam...


... und das sind die Engländer in ihrem Wettkampf gegen Mexiko.


Ganz ohne "Faces" geht´s auch heute nicht...


... so hat die Redaktion mehrheitlich entschieden.




=> Back





Website of the
Austrian Chess Federation


=> Back to Olympia 2006
=> Back to Specials