Dresden-Tagebuch
02
Eine fulminante Eröffnungsfeier
in der Dresdener Eishalle gab den Startschuss für die 38.
Schacholympiade. (Übrigens genau 38 Jahre,
nachdem Deutschland die letzte Olympiade ausrichtete: das
war in Siegen im Jahre1970!) Mehr als 90 Minuten verzauberte ein
farbenprächtiges Spektakel
tausende Zuseher aus der ganzen Welt. Mit einer riesigen, über
Videoleinwand eingeblendeten Schachuhr wurde der Beginn der
Veranstaltung angezeigt.
Eine sehenswerte
Artistengruppe verkürzte die Wartezeit bis zum offiziellen
Beginn.
Schließlich begann der
Programmteil mit einem Trommelwirbel und einem atemberaubenden
„Freddy-Mercury“-Imitator, der „We will rock you“ und
„We are the champions“ intonierte.
Eine Gruppe von
Eisschnellläufern mit „rauchenden Köpfen“ symbolisierte
Schach als dynamische Sportart.
Schließlich wurde das
olympische Feuer in die Halle gebracht …
und von einer gut in Szene gesetzten Choreographie aus
lebenden Schachfiguren begrüßt.
Immer wieder zeigten
Eiskunstläufer ihr phantastisches Können und hervorragende
Musikeinlagen brachten weitere Abwechslung.
Besonders gelungen fand ich den Einmarsch der Nationen.
Schulkinder, die im Vorfeld der Olympiade in ihren Schulen
jeweils ein Mitgliedsland in einem Projekt genauer kennen
gelernt hatten,
trugen die Flaggen. Nach und nach füllte sich die Eisfläche
und wurde zu einem beeindruckenden, wogenden Meer aus Fahnen
aller Herren Länder.
Da war selbst Viktor
Korchnoj beeindruckt!
Schließlich wurde die offizielle FIDE- Hymen gespielt, die
FIDE -Flagge hereingetragen und Ehrenpräsident Florencio
Campomanes richtete die Grußworte der FIDE an die
TeilnehmerInnen. Er ließ mit der Meldung aufhorchen, dass
FIDE-Präsident Kirsan Iljumshinov auf dem Weg zum Moskauer
Flughafen einen Unfall erlitten hatte und in “stabilem
Zustand“ sei. Er hoffe, ihn bald begrüßen zu dürfen. Wie
schwer die Verletzungen des FIDE-Präsidenten sind, war nicht zu
erfahren. Wir alle hoffen, dass nichts Ernstes passiert ist und
wünschen dem FIDE-Präsidenten auf diesem Weg auch baldige
Genesung.
Campomanes zeigte sich sichtlich beeindruckt von der pompösen
Inszenierung und erinnerte daran, dass er die Olympiade von München
1958 (also vor 50 Jahren) selbst als Augenzeuge mitverfolgt
hatte und in Leipzig 1960 gegen Tal
gespielt habe. In Siegen 1970 habe er das Feld bereits jüngeren
Spielern überlassen. Die völkervebindende Idee der
Schacholympiaden bezeichnete er als „triumph of the human
spirit“.
Die Siegestrophäe der Schacholympiade ist ein Wanderpokal, der
zwei Jahre im Siegerland verbleibt und dann bei der Eröffnungsfeier
zurückgegeben wird. In Vertretung der siegreichen Teams von der
letzten Schacholympiade, Turin 2006, (Armenien
bei den Herren und
Ukraine bei den Damen) erfüllten die Kapitäne Arshak Petrosjan
und Leonid Timoschenko diese Aufgabe.
Nach den Grußworten der Dresdener Bürgermeisterin und des
deutschen Innenministers Schäuble, der die Olympiade schließlich
auch auch offiziell eröffnete, folgte noch ein optisch und
akustisch äußerst beeindruckender Schlussteil, ehe eine
sogenannte „Welcome-Party“ unter den vielen SpielerInnen für
fröhliche Willkommensstimmung sorgte.
Ob der deutsche Bundestrainer mit seiner Nummer 1 Arkadi
Naiditsch schon die Fahrtrichtung für die morgige erste Runde
festlegt?
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