Dresden-Tagebuch
12
Ein grauer Tag im frisch verschneiten Dresden.
Die österreichische
Delegation hat seinen allzeit
Optimisten Karl-Heinz Schein verloren, der abreisen musste um
sein künstlerisch kreatives Schachwissen nun als Trainer in
Weyregg der Lehrerfortbildung zur Verfügung stellt. Das
Olympiatagebuch verliert damit seine germanistisch blumenreiche
Schlagfertigkeit.
Zum Glück ist Dresden hinreichend vorgestellt und sind die
wichtigsten Interviews bereits gemacht. Wir wenden uns daher
gleich dem Geschehen im Turniersaal zu. Nicht aber ohne zuvor
noch ein paar Worte des Danks an Zimmergenossen Karl-Heinz
Schein zu richten, dessen Schachbegeisterung grenzenlos ist, wie
diese Aufnahmen der letzten Pressekonferenzen zeigen.
Immer mitten im Geschehen: Karl-Heinz Schein (re) hier bei der
PK
mit Anatoly Karpov.
Neben Fotos müssen auch Videos her...
... verpasst hat er mit Wehmut Boris Spassky, der leider auch
den
Autogrammwunsch verweigert hat.
Lieber Karl-Heinz, danke für deine vielen Hilfen hier in
Dresden. Heute war "Happy Hour" und die Partie steht
gar nicht mal so schlecht... :)) Wünsche euch in Weyregg ein
ebenso spannendes Seminar wie hier die Schlussrunde sein wird.
Herren Runde 10
Br. |
33 |
Uzbekistan
(UZB) |
Elo |
- |
54 |
Austria
(AUT) |
Elo |
2
: 2 |
18.1 |
GM |
Kasimdzhanov
Rustam |
2672 |
- |
GM |
Ragger Markus |
2518 |
½ - ½ |
18.2 |
GM |
Iuldachev Saidali |
2511 |
- |
GM |
Kindermann Stefan |
2517 |
1 - 0 |
18.3 |
IM |
Khamrakulov
Dzhurabek |
2533 |
- |
IM |
Atlas Valery |
2465 |
½ - ½ |
18.4 |
GM |
Barsov Alexei |
2513 |
- |
IM |
Neubauer Martin |
2422 |
0 - 1 |
Nach neuer Regel müssen alle pünktlich ans Brett. Was tun mit
der
"gewonnen" Zeit?
Ragger gibt Autogramme. Was sich da wohl Kasimdzhanov denkt?
Kindermann vertreibt sich die Zeit lesend.
Unsere Herren treffen mit Usbekistan auf eine weiteren schweren
Gegner und zeigen erneut die frisch gewonnene Olympiastärke.
Markus Ragger bekommt es mit Schwarz gleich mit einem
Ex-Weltmeister zu tun und wirft Rustam Kasimdzhanov mit der
ultrascharfen Botwinnik-Verteidigung gleich den Fehdehandschuh
hin. Bei offener Königsstellung und gegnerischer
Freibauernmassen ist jeder Zug taktisch genauestens zu
berechnen. Am Ende ist es Markus der das Dauerschach forcieren
kann.
Österreichs Team mitten im Geschehen.
Nach guter Eröffnung kommt Stefan Kindermann im Mittelspiel in
Nöten und muss eine Figur für zwei Bauern geben, vielleicht
war es aber auch ein Opfer. Wenn ja, dann reichte die
Kompensation nicht aus. Trotz zäher Verteidigung hat Dzhurabek
Khamrakulov eine gewinnbringende Ressource. Da Valery Atlas
seine Partie gegen Alexei Barsov problemlos mit Schwarz in den
Remishafen steuert liegt es an Siegfried Baumegger einen
Mannschaftspunkt gegen Usbekistan zu sichern.
Von der Eröffnung Weg spielt der zweifache Staatsmeister
kreativ und energisch, klar ist die Stellung aber lange nicht.
Selbst als Shukrat Safin eine Figur für einen Freibauern geben
muss, scheinen die gegnerischen Bauern gefährlich und
Kompensation zu sein. Eine tadellose Spielführung sichert aber
den Sieg gegen den 2510-Mann und das 2:2 nebst Matchpunkt. Damit
lebt die Chance auf einen Topplatz vor der letzten Runde, die
nach einem spielfreien Montag am Dienstag um 10.00 Uhr gestartet
wird.
Damen Runde 10
Br. |
36 |
Austria
(AUT) |
Elo |
- |
33 |
Italy
(ITA) |
Elo |
1½:2½ |
18.1 |
IM |
Moser Eva |
2376 |
- |
IM |
Sedina Elena |
2365 |
½ - ½ |
18.2 |
WFM |
Kopinits
Anna-Christina |
2270 |
- |
WGM |
Zimina Olga |
2368 |
1 - 0 |
18.3 |
WFM |
Novkovic Julia |
2161 |
- |
WFM |
Ambrosi Eleonora |
2128 |
0 - 1 |
18.4 |
|
Newrkla Katharina |
2071 |
- |
WFM |
De Rosa Maria |
2083 |
0 - 1 |
Gut gelaunt sind die Österreicher vor der Partie: Kopinits,
Zsifkovits,
Brestian und Newrkla
Derweilen rückt Julia Novkivic die Figuren zurecht...
und genießt die neue Perspektive vor dem ersten Zug.
Anderswo liegen die Maskottchen bereit
Doch leider läuft es nicht so gut für unsere Damen. Das Match
gegen Italien geht knapp verloren. Gleich der Start läuft
komplett gegen Österreich. Julia Novkovic, eigentlich auf den
ganzen Punkte angesetzt, "erobert" in einem Sizilianer
die gegnerische Dame. Der Preis von drei Leichtfiguren stellt
sich aber als zu hoch heraus und das Team gerät 0:1 in
Rückstand. Katharina Newrkla macht es auf Brett 4 umgekehrt und
opfert gegen Maria De Rosa zuerst chancenreich die Qualität und
dann zudem die Dame für zwei Läufer und ein paar Bauern.
Leider schafft es Kathie nicht die Koordination ihrer Figuren
herzustellen und es steht 0:2.
Eva Moser müht sich gegen Elena Sedina natürlich lange um
einer gleichen Stellung leben einzuhauchen. Es gelingt aber
nicht, das Remis besiegelt die Niederlage. Und so geht ein
toller Schwarzsieg von Anna-Christina Kopinits gegen WGM Olga
Ziminia fast unter, sollte ihr aber viel Selbstvertrauen für
die Schlussrunde geben. Hier heißt es jetzt. Alles ist
möglich. Für das angestrebte Ziel, ein Platz in den Top-30
muss aber ein Sieg her.
Und der ist laut Auslosung durchaus im Bereich des Möglichen.
Auf unsere Damen wartet Schottland und damit eine
Favoritenstellung. Die Herren müssen gegen die leicht höher
gesetzten Esten antreten, aber auch hier ist alles möglich!!
Es ist kalt in Dresden. Aber so kalt?
ECU Kontinentalmeeting / FIDE-Kongress
Am Samstag beginnt das Kontinentalmeeting der Europäischen
Schachunion mit lächerlichen Streitigkeiten zwischen Türken,
Griechen und Präsident Kutin und führt dann über lange
Diskussionen wegen der schlecht vorbereiteten "Bids-Procedure"
zu den schließlich blamablen Präsentationen der einzelnen
Bewerber für die Ausrichtung großer Turniere. Am Ende lacht
(fast) ganz Bulgarien führt, denn der Vereinseuropacup 2010
wird an Plovdiv vergeben.
Lichtblick des Tages ist die Wahl des Schweizer Präsidenten
Kurt Gredener zum neuen Schatzmeister der Schachunion.
Herzlichen Glückwunsch!!
Heute begann eine Ebene höher der Kongress des
Weltschachbundes. An drei Tagen muss eine lange Tagesordnung mit
mehr als 100 Punkten förmlich durchgepeitscht werden.
Höhepunkt ist die Vergabe der Schach Olympiade 2012, die morgen
erfolgen wird. Heute sind vor allem die neuen Regeln betreffend
Remisverbot und Pünktlich sein, erwähnenswert. Das Remisverbot
bis zu einer bestimmten Zugzahl kann von nun an vom Veranstalter
beliebig gewählt werden. Die Pünktlichkeit am Brett wird zur
Präsidiumssache erklärt. Es scheint als würde dies eine
generelle FIDE-Regel für alle. Doch ist das letzte Wort
darüber noch nicht gesprochen.
Der dreitägige FIDE-Kongress hat begonnen
Mit dabei Präsident Kirsan Ilyumshinov nach schwerem Autounfall
Nicht alles gefällt aus rotweißroter Sicht...
Und wieder geht an ein langer Tag an der Dresdner Elbe zu Ende.
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