S P E C I A L



11.09.2006, Schlussbericht


Eine historische Staatsmeisterschaft 
erlebt die Steiermark in Köflach vom 2.-10. September 2006. 

Erstmals gewinnt mit Eva Moser eine Frau
die Allgemeine Klasse und verweist damit die Herren-Elite geschlossen auf die Plätze. 

3 Staatsmeisterinnen
bringt die Staatsmeisterschaft 2006 dem österreichischen Schachsport. Bei den Damen beenden Anna Christina Kopinits und Helene Mira das Turnier ex Aequo. 

3 Spieler
aus dem von Zoltan Ribli betreuten Hoffnungskader sind in der Allgemeinen Klasse vorne.

3.000 Zuschauer
verfolgen tägliche die Live-Übertragung der Partien im Internet.


=> Statistik siehe unten


Allgemeine Klasse

Die Schlussrunde der Staatsmeisterschaft in Köflach bringt einen sehenswerten Fight zwischen dem Frauentaler Andreas Diermair und der in Graz studierenden Kärntnerin Eva Moser um den Titel. Diermair muss die Partie unbedingt gewinnen, spielt stark und erzielt auch ein Eröffnungsplus. Moser muss alle Register ihres Verteidigungskönnens aufwenden um im Spiel zu bleiben. Überraschend wickelt Moser dann von einen Turm- in ein Bauernendspiel mit einem Minusbauern ab. Doch Moser hat richtig gerechnet. Das Endspiel ist zumindest remis. Diermair stellt seine Bemühungen ein, darf sich aber über Platz 3 und eine Norm für den Internationalen Meistertitel freuen.

Moser wird mit einer Performance von über 2527 erste Staatsmeisterin in der Allgemeinen Klasse und macht das Schachfestival in Köflach zu einem historischen Ereignis und sich selbst zur Doppelstaatsmeisterin, wurde Moser doch erst im März mit ihrem Verein Styria Graz Österreichischer Mannschaftsstaatsmeister. Darüber hinaus ist ihre Leistung der absoluten Weltklasse im Damenschach gleichzusetzen. Das Ziel für die Zukunft ist mit der Qualifikation für die Weltmeisterschaft hoch gesetzt.


Erste Staatsmeisterin der Allgemeinen Klasse: EVA MOSER


Hinter Moser wird der für Fürstenfeld spielende Wiener Günter Kuba mit einer tollen Performance von 2483 Vizestaatsmeister. Wie Moser bleibt auch Kuba im Turnier ungeschlagen. Ein Kunststück, das auch noch dem 10-fachen Serienstaatsmeister und Titelverteidiger Nikolaus Stanec gelingt. Ein einziger Sieg reicht heuer allerdings nur für Rang 4 vor Österreichs Jungstar Markus Ragger, der inzwischen schon bei der Jugend Europameisterschaft in Montenegro weilt. Diese fünf Spieler sind auch für die Staatsmeisterschaft 2007 qualifiziert.



Günter Kuba wird Vize-Staatsmeister


Andreas Diermair holt Rang 3 und eine IM-Norm


Alle übrigen Spieler bleiben unter der 50%-Marke der möglichen Punkte. Norbert Sommerbauer, Herwig Pilaj, und Martin Neubauer erzielen jeweils 4 Punkte aus 9 Partien. Der Steirer Manfred Freitag holt mit 3,5 Punkten Rang 9 und Außenseiter Robert Zsifkovits kann immerhin 5 Partien remisieren und seine Elo - Erwartung deutlich übertreffen.



Rang 4 für Titelverteidiger und Serienstaatsmeister Niki Stanec


Damen

Ein totes Rennen zwischen Anna Christina Kopinits und Helene Mira gibt es bei den Damen. Beide geben vor dem Remis in der direkten Begegnung in der Schlussrunde nur gegen die Steirerin Andrea Zechner jeweils einen halben Punkt ab und beenden so das Turnier mit identischen Wertungen. Andrea Zechner holt überraschend den dritten Platz am Stockerl, da die sensationell spielende Newcomerin Barbara Schink ihre Chance in der Vorschlussrunde verspielt. Die 22-jährige Grazerin, die erst sein eineinhalb Jahren Turnierschach spielt, gibt gegen Mira zu deren Überraschung und Erleichterung auf, weil ihr im Eifer des Gefechts die gewinnbringende Riposte nach einer Scheinkombination der Vorarlbergerin entgangen war.



Ex Aequo Staatsmeisterinnen werden Anna Christina Kopinits ...


... und Helene Mira


Auch Routinier Maria Horvath vergibt in der Schlussrunde gegen eine Vorarlbergerin den dritte Platz und verhilft der erst 12-jährigen Annika Fröwis zum ersten Sieg bei einer Staatsmeisterschaft. Auf Grund der gezeigten Leistungen ist der dritte Platz von Zechner verdient, insbesondere da sie in der Startrunde eine Gewinnstellung gegen Horvath vermurkst hat und nach einer weiteren Niederlage gegen Sommer mit einer Doppelnull starten musste. Das Wiener Talent Veronika Exler holt noch Rang 4 vor den Nationalspielerinnen Sonja Sommer und Maria Horvath. Mit Ausnahme der beiden Ersten liegen alle Spielerinnen in der Tabelle eng beieinander.



Gut schlagen sich die Steirerinnen. Zechner holt Rang 3, Newcomerin
Schink vergibt mit unglücklichem Finale den Platz am Stockerl.



Qualifikationsturnier zur Staatsmeisterschaft 2007
und das Schachfestival Köflach


Spannend verläuft auch der Kampf um 4 Plätze bei der Staatsmeisterschaft 2007. Im Qualifikationsturnier setzt sich der Steirer Kurt Fahrner in Runde 6 an die Spitze und kontrolliert das Feld. In der Schlussrunde begnügt sich Fahrner gegen Hannes Ganaus mit einem Remis und der sicheren Qualifikation. Dem Niederösterreicher Klaus Neumeier gelingt so mit einem überraschenden Sieg gegen Siegfried Baumegger der Sprung an die Spitze.



Siegt in der Qualifikation: Klaus Neumeier


Neben Neumeier und Fahrner qualifizieren sich noch Hannes Ganaus und Harald Genser, während Routinier Reinhard Lendwai mit dem undankbaren 5. Rang Vorlieb nehmen muss.

Das offen ausgetragene Köflacher Open schließlich gewinnt Peter Sadilek mit 8 Punkten vor Stefan Steiner 7,5 und Hubert Koller 2149. Organisator Franz Taucher schafft trotz rund um die Uhr Einsatz mit Side-Events und Turnierzeitung mit 4,5 Punkte noch Rang 20.



Immer zum Scherzen aufgelegt: Organisator Franz Taucher


Taucher setzte auch im Rahmenprogramm einige Akzente. Die kunstglasgeblasenen Siegespokale sind Unikate, die Side-Events Chess & Golf sowie Chess & Jazz bereicherten das Programm. Der ÖSB führte im Rahmen des Events auch eine Vorstandssitzung und eine Anti-Doping Informationsveranstaltung durch.



Kurt Fahrner beim Golfen. Den Cut im Schach hat er geschafft.


Bei der Siegerehrung wird Taucher für seinen Einsatz von Bürgermeister Franz Buchegger mit einem Ehrengeschenk belohnt. Geehrt wurde auch das Schiedsrichterteam, das seine Sache in der Besetzung Peter Stadler, Jutta Graf, Andrea Prager und Johann Petz-Ortner ausgezeichnet gemacht hat, sowie das Live-Team Karl Theny und Siefgried Posch. Täglich haben rund 3000 Zuschauer die Partien aus Köflach live im Internet verfolgt.



Karl Theny überwacht die vorbildliche Live-Übertragung


Bürgermeister Franz Buchegger darf sich über eine gelungene 
Veranstaltung in Köflach freuen


Schach-Präsiden Kurt Jungwirth wird zum 35-jährigen Jubiläum geehrt


Eva Moser als erste weibliche Siegerin bei den Damen verleiht der Staatsmeisterschaft in Köflach einen historischen Platz in der österreichischen Schachgeschichte.



3 Staatsmeisterinnen mit 2 Glaspokalen: Kopinits, Moser, Mira


11.09.2006, Statistik


Zum Abschluss folgt noch eine kurze Statistik der Staatsmeisterschaft.

Unbesiegt
bleiben in der Allgemeinen Klasse mit Moser, Kuba und Stanec gleich 3 von 10.

Die meisten Siege
gelingen Moser und Diermair (je 3). Kuba und Ragger scoren zweimal voll.

Ohne Sieg
bleiben mit Sommerbauer, Pilaj, Freitag und Zsifkovits sogar 4 Spieler.

Remiskönige
gibt es 3. Je 8 von 9 Partien in den Remishafen geführt haben Stanec, Sommerbauer und Pilaj. Stanec braucht dafür durchschnittlich 20 Züge, Pilaj 22 und Sommerbauer 28. 

Die durchschnittliche Zugzahl
aller Partien beträgt 32 Züge. Nur 25 von 45 Partien haben länger als 30 Züge gedauert. Robert Zsifkovits hat mit einem Durchschnitt von 49 Zügen die längsten Partien. Manfred Freitag kommt auf 40 Züge pro Partie.

Die meisten Niederlagen
kassiert Schlusslicht Robert Zsifkovits. Er muss gegen Moser, Stanec, Ragger und Neubauer den König umlegen.

Die Remisquote
liegt bei obenstehendem Zahlenmaterial nicht überraschend bei erschreckenden 74%
Die Weißspieler gewinnen 7 von 45 Partien, die Schwarzspieler 5. Das Gesamtscore lautet somit +7 =32 -5 !! In den Partien, die über 30 Züge gedauert haben sinkt die Remisquote auf 52%.

Im Qualifikationsturnier 
werden zum Vergleich 29% der Partien von Weiß gewonnen, gar 36% von Schwarz und 35% der Partien endeten mit einem Unentschieden. Die durchschnittliche Zugzahl liegt bei 35.

Bei den Damen
lautet die Bilanz +12 =8 -8. Die Remisquote liegt somit bei 30%. Die durchschnittliche Zugzahl ist 42.


Schlussfolgerung

Dem statistischen Material ist abzuleiten, dass der Kampfgeist im geschlossenen Turnier der Allgemeinen Klasse zu wünschen übrig ließ. Zum Vergleich: beim Super-GM Turnier in Linares lag die Remisquote bei 52%. Die Klasse des Teilnehmerfeldes und das hohe Niveau der Partien kann daher wohl kaum als Begründung für die Vielzahl an (Kurz-) Remisen herhalten. Eher dürften die Gründe in der sportlichen Einstellung und der Kampfmoral zu suchen sein. 

Spieler und Funktionäre sollten nun gemeinsam nach Lösungen suchen wie dem Remistrend sinnvoll entgegenzusteuern ist, damit nicht die geschlossene Staatsmeisterschaft als solche in Frage gestellt werden muss. 


Website of the
Austrian Chess Federation

=> Back to Specials
=> Terminplan



Turnierarchiv