Die Österreicher sind die bisherhige Sensation der ersten fünf von elf Runden der Schach Europameisterschaft im polnischen Legnica. David Shengelia führt nach fünf von elf Runden sensationell vor dem punktegleichen Ukrainer Alexnder Moiseenko. Diese Leistung ist gar nicht hoch genug einzuschätzen, sind doch 286 der besten Schachspieler Europas aus 38 Ländern am Start, darunter 143 (!) Großmeister. Shengelia ist in der Startrangliste mit seiner Elozahl von 2546 nur als Nummer 119 (!!) gesetzt. Nach einem Plichtsieg in der Startrunde gewinnt Shengelia in den Runden zwei und drei gegen die höher eingeschätzten Großmeister Grzegorz Gajewski (POL, 2616) und Evgeny Postny (ISR, 2637). In Runde vier folgt ein sicheres Remis mit Schwarz gegen den Franzosen Maxime Vachier-Lagrave, der mit einer Elozahl von 2718 zum elitären Kreis der besten Spieler der Welt gehört und im Turnier als Nummer Drei gesetzt ist. Doch damit nicht genug. In der gestrigen fünften Runde überspielt Shengelia sehenswert den Ukrainer Alexander Areshchenko (2709) und übernimmt von dessen Landsmann Alexander Moiseenko die Führung. Heute kommt es zum direkten Duell dieser beiden Spieler, die jeweils 4,5 Punkte aus den bisherigen fünf Runden erzielten. (wk)
Website ECU
Website EM mit Live-Übertragung, Ergebnisse bei Chess-Results
Shengelia ist aber nicht der einzige Österreicher, der bemerkenswerte Leistungen zeigt. Der Leobner Robert Kreisl erspielte bisher eine Turnierleistung von 2787. Das ist eine Leistung, die dem Potenzial der Top-5 Spieler der Welt entspricht. Zugegeben handelt es sich dabei um eine Momentaufnahme der ersten Turnierhälfte, sie zeigt aber das große Leistungsvermögen des Steirers, der seit der Aufnahme des Schachsports in die Bundessportorganisation die Möglichkeit hat im österreichischen Bundeskader mit Nationalcoach Zoltan Ribli zu trainieren. Der Ungar ist ehemaliger WM-Kandidat, war in seiner besten Zeit die Nummer Fünf der Welt und coacht die Österreicher in Legnica. Kreisl startet mit Überraschungssiegen gegen die Großmeister Mateusz Bartel (POL, 2619) und Dragan Solak (TUR, 2602). In Runde drei scheint die Serie mit einer Niederlage gegen den Russen Evgeny Romanov (2640) zu reißen. Doch tags darauf gelingt Kreisl ein überzeugender Sieg gegen den Bulgaren Ivan Cheparinov, der nicht nur mit seiner Elozahl von 2700 zur Weltelite gehört, sondern auch der theoretisch beschlagene Chefsekundant von Ex-Weltmeister Veselin Topalov ist. Dieser Sieg ist wohl die größte Sensation des bisherigen Turniers. Das gestrige Schwarzremis gegen Zbynek Hracek (2628) bringt den als Nummer 209 (!!!) gesetzten Österreicher mit 3,5 Punkten auf Rang 25 im Zwischenklassement. Kreisl führt damit sogar vor Shengelia in einer Spezialwertung, die sich aus der Turnierleistung minus der eigenen Elozahl errechnet.
Dreieinhalb Punkte hat auch Markus Ragger nach fünf Runden am Konto. Das rot-weiß-rote Aushängeschild des Schachs liegt damit punktegleich mit Kreisl auf Rang 34. Das entspricht ungefähr seiner Einstufung. Ragger liegt auf gutem Kurs das angepeilte Ziel der Qualifikation für den World Cup, die erste WM Stufe, zu erreichen. Insgesamt werden sich 23 Spieler qualifizieren. Die Partien der EM werden auf der Turnierseite live übertragen. Die Runden beginnen jeweils um 15:00 Uhr, am kommenden Sonntag ist ein Ruhetag, die Schlussrunde wird am 16. Mai gespielt.