„Frau Schach“ ist ein Schachklub exklusiv für Frauen in Wien und der einzige seiner Art in Österreich, womöglich sogar in ganz Europa. Das Ziel von „Frau Schach“ besteht darin, ein weiblicher Kontrapunkt in der männer dominierten Schachwelt zu sein und Frauen einen niederschwelligen Zugang zu diesem zeitlos schönen Spiel und Sport zu bieten. Schließlich ist die Dame die stärkste Figur am Brett.
Gegründet wurde „Frau Schach“ im Jahr 2013 von Karoline Spalt, einer ambitionierten Hobby- und mittlerweile auch Turnierspielerin, die fand, dass es zu wenige Angebote für schachspielende Frauen gab. Der Erfolg gibt ihr recht: Das Projekt erfreut sich regen Zuspruchs von Schachfrauen in Wien und aus dem Umland. Anfangs war die Herbergssuche für den Frauenschachabend
schwierig, aber mittlerweile haben die Schachdamen im Café Schopenhauer im 18. Bezirk in Wien eine wunderbare Heimat gefunden. Es gilt das Damensaunaprinzip: Die Schachfrauen haben nichts gegen Männer (und spielen außerhalb unserer Klubabende oft mit ihnen), aber diese Abende gehören allein den Frauen. So banal es auch klingen mag: Wo Frauen sind, gesellen sich Frauen gerne dazu. Das erklärt vielleicht teilweise, warum Schachvereine bis heute überwiegend männlich sind.
Von links: Karoline Spalt, die Gründerin von „Frau Schach“, Webdesignerin Kineke Mulder, Übersetzerin/Texterin Dagmar Jenner.
ENTSPANNT UND FREUNDLICH
Gespielt wird in absolut entspannter und stets freundlicher Atmosphäre, wobei Frauen jedes Spielniveaus willkommen sind, von der Anfängerin bis zur starken Turnierspielerin. Mitspielzwang besteht natürlich keiner, auch zuschauen ist erlaubt. Außerdem analysieren die Schachfrauen mitunter Partien, grübeln gemeinsam über Schachrätseln oder es spielen zwei gegen eine. Ganz klar im Vordergrund stehen der Spaß beim Spiel und die Freude am Miteinander.
„Frau Schach“ ist nicht als Verein organisiert, sondern als lose Interessengemeinschaft (was aber nicht in Stein gemeißelt ist). Deshalb gibt es keinen Mitgliedsbeitrag und eine Anmeldung zum Frauenschachabend ist auch nicht notwendig. Zu den Abenden kommen regelmäßig rund 15 Teilnehmerinnen, wobei insgesamt um die 50 Frauen auf dem Verteiler stehen. Darüber hinaus ist „Frau Schach“ multikulti und altersmäßig bunt gemischt, von der Studentin bis hin zur alles andere als ruhenden Pensionistin. Für die entsprechende Außenwirkung sorgt eine ansprechende Webseite, gestaltet von Schachfrau Kineke Mulder: www.frauschach.at. Darüber hinaus gibt es eine eigene Facebook-Seite, die regelmäßig zum Austausch verwendet wird.
Ohne falsche Bescheidenheit lässt sich sagen: „Frau Schach“ funktioniert und ist gekommen, um zu bleiben. Besonders
schön wäre es, wenn unser Konzept auch in anderen Bundesländern umgesetzt würde. Mittlerweile weiß „Frau Schach“, was bei Schachfrauen besonders gut ankommt: An erster Stelle steht ein ansprechender Rahmen mit schönem Ambiente. Deshalb sind Zusatzveranstaltungen, die Schach mit Kunst und Kultur verbinden, besonders beliebt. Etwa eine Simultanpartie gegen Veronika Exler im Rahmen der „Man Ray“-Ausstellung im Kunstforum Wien auf der Freyung. Diese Veranstaltung war nicht exklusiv für Frauen konzipiert und dennoch haben sich sechs Frauen und vier Männer getraut, gegen Veronika anzutreten. Die ist ein durchaus rekordverdächtiger Frauenanteil.
Seit 2016 ist die Autorin dieser Zeilen die Obfrau von „Frau Schach“. Seither haben wir die Medienarbeit intensiviert und das mediale Echo ist mittlerweile beträchtlich. Seit einiger Zeit gibt es bei „Frau Schach“ auch Zusatzangebote, etwa Mentaltraining mit der Trainerin der Damen-Nationalmannschaft, Denise Salomon, oder Schachtraining mit Veronika Exler – Letzteres dankenswerterweise mit finanzieller Unterstützung des Wiener Schachverbandes. Darüber hinaus haben wir eine gegenseitig gewinnbringende Kooperation mit dem Schachklub Ottakring: Viele der Schachfrauen von „Frau Schach“ sind dort Mitglied und spielen Meisterschaft. Es ist sehr erfreulich, dass sich „Frau Schach“ so gut entwickelt hat. Angesichts des großen Zuspruchs findet derzeit der Frauenschachabend testweise nicht wie bisher einmal, sondern zweimal im Monat statt.
Mit ihren bescheidenen sieben Jahren gratuliert „Frau Schach“ dem Österreichischen Schachbund ganz herzlich zum 100. Geburtstag!
(Ein Beitrag aus dem Magazin 100 Jahre ÖSB)
WK, Text/Fotos: Dagmar Jenner