Die FIDE ist tief betrübt über den Tod von Boris Spassky, dem zehnten Schachweltmeister, im Alter von 88 Jahren. Spassky wurde 1937 in Leningrad geboren und galt schon in jungen Jahren als Schachwunderkind. Mit 18 Jahren erlangte er den Großmeistertitel und debütierte 1956 im Kandidatenturnier in Amsterdam. Obwohl er als vielversprechendes Talent galt, verpasste er die nächsten beiden Weltmeisterschaften, da er sich nicht für das Interzonenturnier qualifizieren konnte. Acht Jahre später nahm er jedoch sein Streben nach der Schachkrone wieder auf.
Nachdem er Keres, Geller und Tal 1965 in den Kandidatenwettkämpfen besiegt hatte, verdiente sich Spassky das Recht, Tigran Petrosian um den Weltmeistertitel herauszufordern. Obwohl er das Match 1966 in Moskau verlor, kämpfte er sich zurück und besiegte Petrosian drei Jahre später in der Revanche (Moskau, 1969) mit 12½:10½, womit er der zehnte Schachweltmeister wurde.
Spassky hielt den Titel bis 1972, als er in Reykjavik gegen Bobby Fischer unterlag – eine der berühmtesten Partien der Schachgeschichte.
Das als „Spiel des Jahrhunderts“ bekannte Duell wurde zum Symbol der Rivalität zwischen den USA und der UdSSR während des Kalten Krieges. Es wurde in Reykjavik, Island, ausgetragen und war mit einem rekordverdächtigen Preisgeld von 250.000 Dollar dotiert, das selbst andere Sportarten in den Schatten stellte. Das Aufeinandertreffen eines Amerikaners und eines Sowjets zog eine beispiellose Medienberichterstattung nach sich, an der alle großen Medienhäuser beteiligt waren. Die Partie wurde von 50 Millionen Zuschauern verfolgt. Der Wettkampf dauerte 21 Partien, die Fischer mit 12½:8½ gewann, wodurch er als elfter Schachweltmeister in die Geschichte einging. Dieser Sieg rückte das Schachspiel in das Rampenlicht der internationalen Öffentlichkeit.
Spassky setzte seine Karriere auf höchstem Niveau fort und erreichte 1974 das Halbfinale des Kandidatenturniers sowie 1977 das Finale.
Als erster echter Universalspieler war Spassky kein ausgesprochener Eröffnungsspezialist, doch er brillierte in komplexen und dynamischen Mittelspielstellungen, in denen er seine ganze Stärke ausspielte.
Die FIDE spricht der Familie, den Freunden und Angehörigen von Boris Spassky ihr aufrichtiges Beileid aus. (wk, Text/Foto: FIDE)