Erinnerungen an Reinhard Kuntner

Ing. Reinhard Kuntner ist am 3. Mai 2024 im Alter von 70 Jahren unerwartet verstorben. Insbesondere in der Bundesliga war Kuntner weit über die Vorarlberger Landesgrenzen hinaus bekannt. Der Vorstand des Schachklubs Hohenems widmet ihm die folgenden Erinnerungen:

Reinhard Kuntner ist am 11.11.1968 in den Schachklub Hohenems eingetreten. Er war ein talentierter Schachspieler und holte sich bereits in den beiden folgenden Jahren den Titel „Vorarlberger Jugendlandesmeister“.

In zwei Perioden leitete er als Obmann über insgesamt 24 Jahre die Geschicke des Schachklub Hohenems. Aus seinen Tätigkeiten auf Vereinsebene resultierten Funktionen auf Landesebene (Spitzenschachreferent, Jugendreferent, ASVÖ Fachwartreferent), aber auch auf Bundesebene (Vorsitzender der Westliga). Sein unermüdliches Engagement für die Schachszene würdigte sowohl der Vorarlberger Schachverband als auch der Schachklub Hohenems mit der Ehrenmitgliedschaft. Durch sein über ein halbes Jahrhundert andauerndes Wirken für den Verein entwickelte er Hohenems von einem unbekannten Provinzklub zu einem weit über die Grenzen hinaus bekannten Vorzeigeverein.

Für den Nachwuchs verwirklichte er unter anderem mit der Idee einer Jugend-Schacholympiade ein Konzept, das 30 Jahre lang die Vorarlberger Schachjugend förderte und einen Austausch mit Jugendlichen aus den anderen Bundesländern sowie der benachbarten Schweiz und Deutschland ermöglichte. Damit sorgte er für einen gewaltigen Aufschwung im Schüler- und Jugendbereich.

Neben der Nachwuchsförderung hatte er auch sportlich hochstehende Visionen. Unter seiner Führung stieg der Klub als Meister der Vorarlberger Landesliga in die 2. Bundesliga auf, um ein paar Jahre später auch diese Klasse zu gewinnen und weiter aufzusteigen, nämlich in die Staatsliga, die höchste österreichische Spielklasse. 27 Jahre lang coachte und managte er bis zur Corona-Pandemie erfolgreich das Team des SK Hohenems in der Staatsliga, später 1. Bundesliga. Damit bot er vielen Vorarlbergern die Möglichkeit, sich in der höchsten österreichischen Liga mit Spitzenspielern zu messen.

Unter seiner Führung errang Hohenems sogar zweimal den begehrten Titel „Meister der Österreichischen Schach-Bundesliga“ (2004 und 2014). Kein anderer Verein konnte sich so lange ohne Unterbrechung in der 1. Bundesliga behaupten. Dazu kamen noch sieben Teilnahmen am European Club Cup. Reinhard Kuntner war schlichtweg der „Mr. Schach Hohenems“.

Nach seinem Rückzug aus dem Vereinsgeschehen verfasste Reinhard auf Initiative von GM Michael Bezold einen sehr persönlich gestalteten Rückblick auf seine Bundesligajahre. Dieses umfangreiche Werk konnte er am 20. April im Rahmen der Schlussrunde der 2. Bundesliga einem interessierten Zuhörerkreis präsentieren, bevor er sich wieder in die Steiermark, seine neue Wahlheimat, verabschiedete, um neue Ideen und Projekte umzusetzen. Dies war ihm aber nicht mehr vergönnt.

Reinhard Kuntner war ein klassischer Macher, Ideen und Visionen betrieb er voller Energie. Neben seiner Familie mit vier Kindern, Beruf und Schach war er auch politisch in der Feldkircher Gemeindepolitik - Reinhard war jahrzehntelang in Feldkirch ansässig - aktiv. Reinhard war ein kulinarischer Genussmensch und ein großer Weinliebhaber, in seiner steirischen Wahlheimat setzte er zuletzt sogar einige Weinstöcke.

Es blieb ihm leider verwehrt, die Früchte seiner Reben zu ernten.

Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Der Vorstand des Schachklubs Hohenems im Namen aller Mitglieder

 

wk, Foto: vol.at