Nach der Rapid-WM folgte die Weltmeisterschaft im Blitzschach, die am 30. und 31. Dezember ebenso in New York City stattfand. Am 1. Tag wurde ein Turnier nach Schweizer System gespielt – 13 Runden in der offenen Klasse, 11 Runden bei den Frauen. Die Top 8 jedes Bewerbs kämpfte am 2. Tag in einem K.o.-System um den Titel. Erstmals wurden zwei Weltmeister in der offenen Klasse gekürt: Ian Nepomniachtchi und Magnus Carlsen teilten sich Gold. Ju Wenjun triumphierte bei den Frauen.
Zwei Weltmeister in der offenen Klasse
Das Finale der offenen Klasse entwickelte sich zu einem wahren Krimi. Magnus Carlsen startete stark und führte das Vier-Runden-Match schnell mit 2:0 an. Doch Ian Nepomniachtchi gelang ein beeindruckendes Comeback, er gewann die nächsten beiden Partien und glich somit auf 2:2 aus. Drei weitere Blitzpartien brachten keinen Sieger hervor – der Zwischenstand blieb ausgeglichen bei 3,5:3,5. Daraufhin geschah etwas Überraschendes: Carlsen schlug seinem Kontrahenten vor, den Titel zu teilen. Nach kurzem Überlegen stimmte Nepomniachtchi zu. Die Regularien sahen vor, dass der Präsident der FIDE, Arkady Dvorkovich, das letzte Wort bei unvorhergesehenen Umständen traf. Dvorkovich akzeptierte den Wunsch der Spieler, sodass beide zu Weltmeistern gekrönt wurden. Eine Silbermedaille wurde nicht vergeben. Bronze ging an Wesley So.
Carlsen begründete seine Entscheidung auf der anschließenden Pressekonferenz damit, dass sowohl er als auch Nepomniachtchi müde und nervös gewesen seien, weshalb die Entscheidung, den Titel zu teilen, für beide die beste Lösung gewesen sei.
Ju Wenjun triumphierte bei den Frauen
Im Frauenbewerb kristallisierte sich ein chinesisches Finale zwischen Ju Wenjun und Lei Tingjie heraus. Letztere forderte Ju Wenjun bereits 2023 ohne Erfolg um den Weltmeistertitel im klassischen Schach heraus. Die ersten fünf Partien im Finale endeten allesamt in Remis, doch in der zweiten Tiebreak-Partie bewies Ju ihre Klasse. Sie nutzte einen Eröffnungsvorteil konsequent aus, baute den Druck Zug um Zug auf und zwang ihre Landsfrau schließlich zur Aufgabe. Damit sicherte sich Ju Wenjun souverän den Titel.
Team Austria blitzt sich hoch
Der Ruhetag am 29. Dezember schien dem österreichischen Team gutgetan zu haben. Die Spieler Felix Blohberger, Valentin Dragnev und Dominik Horvath zeigten bei der Blitzschach-WM starke Leistungen. Dragnev und Horvath erreichten mit jeweils 6,5 Punkten die magische 50%-Marke, während Blohberger mit 6 Punkten nur knapp darunter blieb.
Besonders Dominik Horvath glänzte mit bemerkenswerten Siegen gegen Großmeister wie Varuzhan Akobian (USA, Elo 2496), Mads Andersen (Dänemark, Elo 2518) und Sergey Erenburg (USA, Elo 2555). Highlight war der Kurzsieg in der Schlussrunde gegen den indischen Großmeister Diptayan Ghosh (2552). Nach einem frühen Qualitätsopfer konnte Horvath die Partie vorbildhaft für sich entscheiden. (dt, Bilder: FIDE/Michal Walusza & Lennart Ootes)