Wien. - Komplett unter Ausschluss der Öffentlichkeit spielte Schach-Weltmeister Magnus Carlsen gestern Abend erstmals in seiner Karriere in Wien. Und das war zugleich eine Weltpremiere. Carlsen trat auf Einladung der International Bar Association (IBA) und seiner persönlichen Anwaltskanzlei Simonsen Vogt Wiig zu einem einzigartigen Bewerb an: Der noch 24-jährige Triple-Weltmeister (Blitz-, Schnell- und Standard-Schach) spielte im Redoutensaal der Wiener Hofburg gegen fünf Gegner gleichzeitig, blind - also ohne Blick zu Schachbrett und Gegner und mit extremer Zeitnot. Der Norweger hatte für alle Partien nur 12 Minuten Zeit, seine Gegner je 12 Minuten. Carlsen gewann 3:2. Zwei Partien verlor er aufgrund von Zeitnot. Klingt für Laien nach Showevent, ist aber das Gegenteil. Auch für Carlsen war es eine Weltpremiere: "Ich hatte das gleiche Format bislang erst gegen drei Gegner gespielt. Es war sehr anstrengend, vor allem die knappe Zeit war ein Problem. Dagegen wird die Blitz- und Schnell-Schach-WM fast leicht werden." (wk, Text: Hannes Neumayer)
Auch LaAbg. Christian Hursky, Präsident des Wiener Schachverbandes, zeigte sich vom Weltmeister nach einem kurzen Treffen begeistert: "Trotz seiner großen Erfolge ist Carlsen ein sympathischer junger Mann. Und Respekt vor dieser großartigen Leistung. Natürlich sind die Norweger auch für den österreichischen Schachsport vorbildhaft. Dahin ist es für uns noch weit, aber wir sind gut am Weg!"
Für Carlsen war der Wien-Besuch, sein erster nach einem Ferienaufenthalt als 13-Jähriger mit seinen Eltern, die Vorbereitung auf die Blitz- & Schnell-Schach-WM in Berlin (9. - 14. Oktober 2015 ). Dort ist er zweifacher Titelverteidiger. Und er trifft auch auf einen Österreicher: Die rotweißrote Nummer 1, Markus Ragger, ist zwar nur Außenseiter, hofft aber wie letztes Jahr auf eine Überraschung: Da konnte der Kärntner Vizeweltmeister Anand (Ind) besiegen. Ragger: "Blitz- und Schnellschach ist deswegen so anstrengend, weil man mehrere Partien am Tag spielt. Das Niveau zu halten ist irrsinnig schwierig. Deshalb sind bei optimalem Verlauf auch Überraschungen möglich. Aber ein Top-10-Platz wäre für mich ein Traumziel."