Dem Schach ist schon öfter der Remistod vorausgesagt worden. So nah wie bei der Weltmeisterschaft zwischen Magnus Carlsen und Fabiano Caruana in London war Schach dieser Vorhersage aber noch nie. Fakt ist seit heute, London sieht die erste WM ohne Gewinnpartie. Dabei sehen die Schachfans in aller Welt die qualitativ beste WM aller Zeiten. Der Kampfgeist ist enorm. Beide Spieler sind auch bereit Risiko zu gehen, wie insbesondere die Eröffnungswahl der letzten drei Weißpartien von Caruana zeigt, machen aber kaum Fehler. Das killt auf diesem Niveau die Siegchancen und enttäuscht all jene, die Siege erwarten. Nach dem heutigen zwölften Remis steht es nach den klassischen Partien 6:6. Wie schon vor zwei Jahren in New York wird wieder ein Tie-Break über den Titel entscheiden. Dabei war Carlsen heute der Titelverteidigung nahe. Er bringt im Sweschnikow Sizilianer als Nachziehender eine andere Variante als in seinen letzten beiden Schwarzpartien und erreicht unbestritten Vorteil. Eigentlich sollte die Stellung ganz nach seinem Geschmack sein. Die Experten meinen allesamt, dass Carlsen risikolos auf Gewinn spielen kann. Nur Carlsen sieht das anders. Er bietet einem sichtlich überraschten Caruana im 30. Zug Remis an. Der Amerikaner kann nicht ablehnen. Die Entscheidung ist auf einen Stichkampf am Mittwoch vertagt. Im Tie-Break werden zuerst vier Partien Schnellschach gespielt. Carlsen gilt ob seiner Stärke in den schnellen Disziplinen als klarer Favorit. Zu vermuten ist aber, dass Tagesform und Spielverlauf ein wichtiges Wort mitreden werden. Die Live-Übertragung am Mittwoch beginnt um 16:00 MEZ. (wk, Foto: World Chess)
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Videokommentare: Markus Ragger, Daniel King
DerStandard: Bericht 12. Runde