Ding Liren is back. Im Duell der beiden großen Favoriten besiegt der Chinese mit einer bemerkenswerten Leistung Fabiano Caruana. Dabei beginnt die Partie für Ding denkbar schlecht. Er wird von Caruana in der Eröffnung überrascht und läuft voll in die gegnerischen Vorbereitung in einem slawischen Damengambit. Caruana spielt seine Züge a tempo, opfert zwei Bauern und erhält dafür viele taktische Möglichkeiten, deren Berechnung Ding viel Zeit kosten. Anders als in seinen beiden Verlustpartien zuvor, findet Ding diesmal die besten Züge und schafft es die gegnerische Initiative zu neutralisieren. Danach ist sein Materialvorteil entscheidend. Es ist die einzige Gewinnpartie des Tages. Alle Spieler sind nun wieder innerhalb eines Punktes. Das Turnier ist wieder völlig offen. Diese herausragende mentale Leistung sollte Ding zudem viel Selbstvertrauen für die nächsten Partien geben.
Einen Tag vor dem ersten Ruhetag beim Acht-Spieler-Kandidatenturnier 2020 stehen drei Spieler an der Spitze - Ian Nepomniachtchi (Russland), Maxime Vachier-Lagrave (Frankreich) und Wang Hao (China), alle am 2/3. Der Amerikaner Fabiano Caruana und der Russe Alexander Grischuk liegen mit 1,5 / 3 einen halben Punkt dahinter. Anish Giri (Niederlande), Kirill Alekseenko (Russland) und Ding Liren (China) haben nach drei Runden einen Punkt.
Die Partie zwischen Anish Giri und Maxime Vachier-Lagrave endet unentschieden. Vachier-Lagrave spielt wie erwartet seine bewährte Grünfeld-Verteidung gegen 1.d4 und vereinfacht schnell die Stellung. Das folgende Endspiel ist für Weiß etwas besser, bietet dem Franzosen jedoch ausreichende Verteidigungsressourcen. Die Partie endet als erste des Tages im 30. Zug mit einer Zugwiederholung.
Alexander Grischuk (Russland) macht sein drittes Unentschieden in Folge, diesmal gegen Wang Hao (China). Nachdem Weiß mit 1.e4 eröffnet wählt der Chinese gegen den Russen die russische Verteidigung. Grischuk wechselt mit einem Trick in der Zugfolge in eine französische Abtauschvariante und erreicht mit zwei Läufern und einer besseren Bauernstruktur Vorteil. Nach dem Austausch der schwarzfeldrigen Läufer rückt Grischuk nach und nach seine Bauern am Königsflügel vor und scheint auf dem Weg zum Sieg, als ihm ein taktischen Versehen passiert, das Wang die Abwicklung in ein gleichstehendes Turmendspiel erlaubt. Ironischerweise hatte Grischuk diese Idee schon lange zuvor gesehen, sie aber in diesem Moment einfach vergessen, wie er im Interview nach der Partie zugibt.
Im rein russischen Duell zwischen Kirill Alekseenko und Ian Nepomniachtchi kommt eine französische Verteidigung aufs Brett. Eine überraschende Wahl von Nepomniachtchi, der als großer Experte im Najdorf gilt. Das letzte Mal, dass eine französische Verteidigung im Kandidatenturnier gespielt wurde, war übrigens 2007 in Elista im Spiel Leko - Gurevich. Der letzte Schwarzsieg in dieser Eröffnung in diesem Turnier liegt noch viel länger zurück: Sokolov - Yusupov, 1986 in Riga! Die Stellung entwickelt sich lebhaft. Schwarz übt etwas Druck am Damenflügel aus, während Weiß seine Chancen auf der anderen Brettseite sucht. Alekseenko entscheidet sich dann für ein interessandtes Qualitätsopfer und erhält volle Kompensation, verpasst aber ein weiteres chancenreiches Figurenopfer. Zu diesem Zeitpunkt war er aber bereits zu knapp an Bedenkzeit um so eine weitreichende Entscheidung zu treffen. Zehn Züge später forciert er eine Zugwiederholung. (wk, Presseinfo/Fotos: FIDE)
Heute, Freitag, ist der erste Ruhetag. Die vierte Runde beginnt morgen Samstag, dem 21. März, um 16 Uhr Ortszeit (14:00 MEZ). Die Paarungen lauten:
Fabiano Caruana (USA) - Ian Nepomniachtchi (Russland)
Wang Hao (China) - Kirill Alekseenko (Russland)
Maxime Vachier-Lagrave (Frankreich) - Alexander Grischuk (Russland)
Ding Liren (China) - Anish Giri (Niederlande)
Links:
FIDE, Offizielle Turnierseite
Videokommentare von Markus Ragger (Youtube)
Runde 1, Runde 2, Runde 3
Der englische Großmeister Daniel King hat alle Kandidaten auf Youtube vorgestellt:
Caruana, Ding, Grischuk, Nepomniachtchi, Vachier-Lagrave, Giri, Wang, Alekseenko.