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Candidates: Markus Ragger kommentiert die 7. Runde

Das Kandidatenturnier ist zur Halbzeit nach der 7. Runde wieder völlig offen. Maxime Vachier-Lagrave gewinnt gegen Ian Nepomniachtchi und schließt in der Tabelle zum Russen auf. Dahinter folgen Caruana, Grischuk, Giri und Wang mit je einem Punkt Rückstand. Markus Ragger geht in seinem Videokommentar der Runde auf alle vier Partien ein. (wk, Foto: FIDE)

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Videokommentare von Markus Ragger (Youtube)
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Der englische Großmeister Daniel King hat alle Kandidaten auf Youtube vorgestellt:
CaruanaDingGrischukNepomniachtchiVachier-LagraveGiriWangAlekseenko.

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Nepomniachtchi baut Führung aus, erster Sieg für Giri

Der russische Lokalmatador Ian Nepomniachtchi baut seine Führung in der sechsten Runde des Kandidatenturniers in Jekaterinburg mit einem Sieg gegen Ding Liren aus. Der 29-jährige hält nun bei viereinhalb Punkten aus sechs Partien und hat bereits einen ganzen Punkt Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Maxime Vachier-Lagrave. Einen ersten Sieg in einem Kandidatenturnier feiert der Holländer Anish Giri.

In der Partie Nepomniachtchi gegen Ding kommt eine spanische Variante aufs Brett, die der Chinese zuvor bereits gegen Carlsen und Vachier-Lagrave am Brett hatte. Nepomniachtchi weicht mit 16.Tb2 von diesen Vorgängern ab. Ding behandelt die entstandene Stellung mit aktivem Spiel am Königsflügel, erlaubt seinem Gegner aber einen freien b-Bauern, den Nepomniachtchi zu seinem Vorteil nützt. In einer phantastischen Partie verpasst Ding gleich zweimal wundersame Rettungszüge, insbesondere der brilliante Zug 33.- Txb6 verbunden mit einem Turmopfer hätte den Tag für ihn retten können. In beiden Fällen war die anfällige weiße Königsstellung mit einem schwarzen Bauern auf h3 das Motiv für die von Computern gefunden wundersame Rettung. Ding verpasst diese schwer zu sehende Möglichkeit und muss eine Figur geben. Danach konsolidiert Nepomniachtchi seine Stellung und fährt seinen dritten Sieg im Turnier ein.

Kirill Alekseenko und Anish Giri spielen die längste Partie des Tages. In einem Italiener zeigt sich Giri wieder bestens vorbereitet und hat mit Schwarz bald die angenehmere Stellung. Alekseenko verteidigt sich aber aktiv und scheint immer wieder knapp am völligen Ausgleich zu sein. Die Stellung mündet in einem Springerendspiel mit zwei gegen drei Bauern am Königsflügel, das Giri im Interview als klar Remis einschätzt. In Zeitnot, beide Spieler hatten nur mehr rund eine Minute auf der Uhr, passiert Alekseenko im 89. Zug mit Sd3 ein fataler Fehler. Ein einfaches Schachgebot hätte die Partie im Gleichgewicht gehalten, so muss der Russe im ein paar Züge später aufgeben. Giri hat damit in seiner 20. Partie in einem Kandidatenturnier erstmals eine Partie gewonnen. 2018 hatte er alle Partien remisiert, heuer liegt er nun mit je einem Sieg und einer Niederlage bei vier Remisen wieder bei der 50%-Marke.

Alexander Grischuk gegen Fabiano Caruana entsteht die Archangels Variante der spanischen Verteidigung, die Caruana bereits in der ersten Runde gegen Vachier-Lagrave am Brett hatte. Überhaupt zeichnet sich der Trend ab, dass die Spieler ihrem Schwarzrepertoire treu bleiben. Caruana zeigt sich wieder perfekt vorbereitet und braucht zu Beginn kaum Bedenkzeit, während Grischuk immer wieder auch länger nachdenkt, insbesondere als Caruana offenbar eine Zugwiederholung anbietet. Grischuk entscheidet sich aber einen Bauern zu opfern und erhält dafür volle Kompensation. Die Partie bleibt dynamisch, als Caruana langsam die Oberhand zu gewinnen scheint, bleibt Grischuk trotz Zeitnot akkurat und erzielt sein sechstes Remis. Beide halten nun bei 3/6.

In der Partie Wang Hao gegen Maxime Vachier-Lagrave ging es um den zweiten Platz in der Tabelle. Wang schiebt in einem Grünfeldinder rasch seinen h-Bauern nach vorne. Vachier-Lagrave kann die Stellung vereinfachen, muss allerdings einen Bauern geben. Wang erhält einen freien d-Bauern den Vachier-Lagrave aber gut blockieren kann. Wang hätte aus seiner gute Stellung wohl im einen oder anderen Moment mehr machen können, nach dem Tausch seines Springers gegen den schwarzen Läufer rettet der Franzose aber die Position als erster Verfolger.

Das Turnier hat mit Ian Nepomniachtchi erstmals einen klaren Führenden. Der Russe ist nun in der klaren Favoritenrolle. Allerdings hat Neopomniachtchi schon mehrmals klare Führungen in hochkarätigen Turnieren noch verspielt. Man darf gespannt sein wie er mit dieser Rolle nun mental zurecht kommt. Co-Favorit Ding Liren wird nach dieser dritten Niederlage mit zweieinhalb Punkte Rückstand seine Träume auf einen Sieg hingegen aufgeben müssen. (wk, Presseinfo/Fotos: FIDE)

Stand nach der 6. Runde:

1. Ian Nepomniachtchi – 4½
2. Maxime Vachier-Lagrave – 3½
3-6. Fabiano Caruana, Anish Giri, Wang Hao and Alexander Grischuk – 3
7-8. Ding Liren and Kirill Alekseenko – 2

Heute ist eine Ruhetag. Die 7. Runde folgt morgen Mittwoch, dem 25. März um 16:00 Uhr Ortszeit (12:00 MEZ):

Fabiano Caruana (USA) – Wang Hao (CHN)
Maxime Vachier-Lagrave (FRA) – Ian Nepomniachtchi (RUS)
Ding Liren (CHN) – Kirill Alekseenko (RUS)
Anish Giri (NED) – Alexander Grischuk (RUS)

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Ian Nepomniachtchi schlägt Wang Hao und übernimmt Führung

In der fünften Runde des Kandidatenturniers übernimmt erstmals ein Spieler die alleinige Führung. Ian Nepomniachtchi besiegt im Duell zweier Führender Wang Hao und hält nun bei dreieinhalb Punkten aus fünf Partien. Sein erster Verfolger ist Maxime-Vachier Lagrave mit drei Punkten. Alle anderen spieler haben 50% oder einen halben Punkt weniger.

Nach dem Remistag der vierten Runde gibt es in der fünften wieder einen Sieger. Nepomniachtchi und Wang sind zuvor viermal aufeinandergetroffen. Jeder konnte eine Partie gewinnen, zwei endeten mit Remisen. Wang erwidert auf 1.e4 erneut mit der russischen Verteidigung. In einer bekannten Variante schickt Nepomniachtchi früh seinen h-Bauern auf die Reise um die gegnerische Königsstellung zu lockern. Diese Neuerung entspricht einer modern gewordenen Strategie und kommt seit dem Projekt "Alpha Zero" viel häufiger vor, wie selbst Weltmeister Magnus Carlsen auf "chess24" erläutert. Die selbstlernende Schach-Maschine greift in ihren Partien oft erfolgreich zum Vorstoß des Randbauern. Das entstandene Endspiel scheint Weiß objektiv nicht viel zu bieten, die Stellung ist für Schwarz aber viel unangenehmer zu spielen, da er ständig auf weißen Drohungen reagieren muss. Im 32. Zug passiert dem Chinesen mit Dd7 ein entscheidender Fehler. Im Interview meint Wang den weißen Gewinnzug Dd8 übersehen zu haben. Sonst hätte er wohl die richtige Verteidigung mit Sxd4 gefunden. Nepomniachtchi bleibt im Erfolg "cool". Auf seine Chancen angesprochen meint er nur, dass es noch zu früh sei darüber zu spekulieren.

Fabiona Caruana, der große Favorit, darf sich glücklich schätzen seine Partie gegen Anish Giri gerettet zu haben. Der Amerikaner wählt zum zweiten Mal die slawische Verteidigung, anders als gegen Ding, kommt er gegen Giri aber rasch unter Druck. Trotz schlechter Stellung, eigentlich einer verlorenen, wie er in der Pressekonferenz meint, verteidigt er sich zäh. Das hätte aber nicht geholfen wenn Giri im 33. Zug den Gewinn mit Tf2 gefunden hätte. Markus Ragger analysiert in seinem Videokommentar diese Stellung und zeigt, warum dieser Zug alles andere als leicht zu finden war. Die eigentliche Pointe kommt erst 10 Züge später. Eine verpasste Chance von Giri, die Caruana weiter hoffen lässt.

Einen taktischen Schlagabtausch mit vielen Opfern und Gegenopfern liefern sich Kirill Alekseenko und Maxime Vachier-Lagrave in einem Najdorf Sizilianer. Beide folgten einer Vorgängerpartie von Carlsen gegen Vachier-Lagrave, der Franzose verbessert im 16. Zug mit g6, worauf der Russe mit Txg6 den Opferreigen beginnt. Das Brett steht danach in Flammen. Wenig beeindruckt zeigen sich hingegen die "Engines", die mit ihrer Bewertung konstant bei 0,00 bleiben und dabei wohl schon die 15 Züge später folgende Zugwiederholung im Auge haben. Insbesondere Vachier-Lagrave hat diese Variante wohl ausgiebig im Vorfeld analysiert, wie sein geringer Zeitverbrauch zeigt. Dennoch ist es enorm schwierig alle Varianten im Gedächtnis zu behalten und/oder die richtigen Züge zu finden. Für die Zuschauer war es ein faszinierender Schlagabtausch, dem die Kommentatoren auch viel Aufmerksamkeit geschenkt haben.

Alexander Grischuk und Ding Liren liefern sich ein theoretischen Duell in einem Anti-Marshall Spanier. Ding findet die richtigen Antwort auf Grischuks Vorbereitung und die Partie landet in einem Endspiel mit nur symbolischem Vorteil für den Russen. Der Remisschluss folgt im 54. Zug. "Es war eine gute Partie, aber keine sehr interessante", sagt Grischuk im Interview und sorgt zudem für Schlagzeilen, als auf die Frage wie er sein bisheriges Spiel sieht nachdenklich meint: "Ich habe angesichts der aktuellen Ereignisse gar keine Lust zu spielen und denke das Turnier sollte abgebrochen werden".

Caruana und Giri meinten zu diesem Thema mit Galgenhumor, dass sie nicht wissen wie sie nach dem Turnier wieder heim kommen werden. Die meisten Flüge der nächsten Wochen sind abgesagt. Vor Ort bemüht sich der Veranstalter alle Sicherheitsvorkehrung zu treffen, die möglich sind, sieht man einmal von der Eröffnungsfeier mit 1.000 Besuchern ab. Spieler waren übrigens keine dabei. De facto wurde das Hotel zu einer Quarantäne-WG und schafft für die Spieler eine Atmosphäre, die es schwer macht sich auf den Sport zu konzentrieren. Andererseits bieten sie ihren Fans eine spannende Unterhaltung in einer schweren Zeit. Die danken es ihnen mit hohen Online-Zuschauerzahlen. (wk, Presseinfo/Fotos: FIDE)

Stand nach der 5. Runde:

1. Ian Nepomniachtchi – 3½
2. Maxime Vachier-Lagrave – 3
3-5. Fabiano Caruana, Wang Hao, and Alexander Grischuk – 2½
6-8. Ding Liren, Kirill Alekseenko and Anish Giri – 2

Die 6. Runde folgt heute, Montag, dem 23. März, ab 16:00 Ortszeit (12:00 MEZ):

Alexander Grischuk (RUS) – Fabiano Caruana (USA)
Kirill Alekseenko (RUS) – Anish Giri (NED)
Ian Nepomniachtchi (RUS) – Ding Liren (CHN)
Wang Hao (CHN) – Maxime Vachier-Lagrave (FRA)

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Der englische Großmeister Daniel King hat alle Kandidaten auf Youtube vorgestellt:
CaruanaDingGrischukNepomniachtchiVachier-LagraveGiriWangAlekseenko.

Candidates: Markus Ragger kommentiert die 6. Runde

In der sechsten Runde des Kandidatenturniers legt Ian Nepomniachtchi mit einem Sieg gegen Ding Liren nach und baut seine Führung auf einen ganzen Punkt aus. Markus Ragger widmet sich in seinem Videokommentar der Runde ausführlich dieser Partie und zudem einem Sieg von Anish Giri gegen Kirill Alekseenko. Es ist übrigens der erste Sieg des Holländers in seiner 20. Partie in einem Kandidatenturnier. Er steht jetzt bei +1 =18 -1. Bei seinem ersten Antreten hatte er bekanntlich alle Partien remisiert.

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Der englische Großmeister Daniel King hat alle Kandidaten auf Youtube vorgestellt:
CaruanaDingGrischukNepomniachtchiVachier-LagraveGiriWangAlekseenko.

Candidates: Markus Ragger kommentiert die 5. Runde

Der Russe Ian Nepomniachtchi gewinnt in der fünften Runde des Kandidatenturniers in Jekaterinburg das Duell zweier Führender gegen den Chinesen Wang Hao und setzt sich damit alleine mit 3,5/5 an die Spitze. Markus Ragger widmet in seinem Videokommentar der Runde natürlich dieser Partie einen Schwerpunkt und zeigt aber auch auf warum selbst Computerbewertungen von +3 nicht immer einfach zum Sieg führen. (wk, Foto: Turnierseite) 

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Runde 1Runde 2Runde 3Runde 4, Runde 5

Der englische Großmeister Daniel King hat alle Kandidaten auf Youtube vorgestellt:
CaruanaDingGrischukNepomniachtchiVachier-LagraveGiriWangAlekseenko.