MC-Tour: Finale mit Nakamura und Dubov
Hikaru Nakamura und Daniil Dubov bestreiten das Finale in der Lindores Abbey Rapid Challenge der Magnus Carlsen Online Tour. Der Weltmeister verpasst den Einzug denkbar knapp, denn das Duell mit Nakamura wird erst im Armageddon des dritten Matches entschieden.
Dabei hat die "best of three" Serie für Carlsen perfekt begonnen. Er demütigt Nakamura im ersten Match mit 3:0 und scheint am besten Weg ins Finale. Die erste Partie im zweiten Match scheint eine Fortsetzung der Dominanz des Weltmeisters zu bringen. Carlsen opfert mit Schwarz eine Figur und steht bereits nach 13 Zügen klar besser. Im 26. Zug verpasst er mit nur mehr einer Minute auf der Uhr aber einen Gewinnweg und verzichtet zudem auf ein offensichtliches Dauerschach. Stattdessen spielt er auf Materialgewinn, doch da hat Nakamura Stellungsglück, der schwarze König baumelt nach zwei genauen Zügen im Mattnetz. Dieser Sieg bringt Nakamura verlorenes Selbstvertrauen zurück und Carlsen gelingt es nicht mehr auszugleichen. Nach drei Remisen gewinnt Nakamura das zweite Match mit 2,5:1,5.
Das gestrige Entscheidungsmatch beginnt mit einem farblosen Remis in einem Vierspringerspiel. Danach wählt Carlsen mit dem offenen Spanier eine Eröffnung, die er bisher nur selten gewählt hat, läuft aber in eine tiefe Vorbereitung Nakamuras, der seine Züge herunterblitzt. Carlsen gerät in Zeitnot und kann mit nur mehr 25 Sekunden auf der Uhr die Stellung nicht halten. Nakamura hat am Ende hingegen mit 12 Minuten nur wenig seiner Bedenkzeit verbraucht. Nun schien Nakamura psychologisch stark im Vorteil, aber Carlsen kann in einem Lf4-Damengambit postwendend ausgleichen. Nach einem weiteren Remis muss das Armageddon entscheiden. Nakamura darf die Farbe wählen und entscheidet sich für Schwarz. Carlsen erhält mehr Zeit, muss aber gewinnen. Er wählt eine Variante mit Isolani und schafft es in Folge tatsächlich Nakamura zu überspielen. Aber diesmal ist Fortuna nicht auf seiner Seite. Wie in der ersten Partie des zweiten Matches verpasst er im entscheidenden Moment im 36. Zug den Gewinnzug, zu allem Überdruss stellt er kurz danach zweizügig den Turm ein und verpasst das Finale.
Eine unerwartet klare Angelegenheit war hingegen das zweite Semifinale zwischen Daniil Dubov und Ding Liren. Dubov gewinnt beide Matches klar mit 2,5:1,5 und steht vorzeitig im Finale. Er überzeugt mit kreativen Ideen und stellt Ding, wie schon zuvor Karjakin im Viertelfinale, oft vor Probleme, die er mit Rapid-Bedenkzeit nicht zu lösen vermag. Man darf gespannt sein wie Nakamura im Finale mit dem in Hochform agierenden Russen zurecht kommen wird. Die Finalserie beginnt nach dem heutigen Ruhetag morgen Montag um 16:00 Uhr.
Chess24 begleitet die Veranstaltung mit einer lesenswerten Serie an Portraits der Spieler. Bisher wurden publiziert:
Nakamura, Caruana, So und das amerikanische Schacherbe
Ding Liren, der stille Killer
Sergey Karjakin, das ultimative Wunderkind
Levon Aronian, der armenische Superstar
Von Rubinstein bis Duda, eine kurze Geschichte des polnischen Schachs
Yu Yangyi, "90% Fleiß und 10% Talent"
Alexander Grischuk, "Prokratination ist definitiv der Hauptgrund"
Daniil Dubov, aus Russland mit Ideen
(wk, Foto/Test/Info: Chess24)