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Österreichs Schach trauert um Walter Wittmann

Walter Wittmann wurde am 13. März 1948 in Graz geboren. Er kam gemeinsam mit seinen drei Brüdern früh mit Schach in Berührung und feierte rasch im örtlichen Verein in St. Radegund erste Erfolge. Die Liebe zum Schach sollte ihn sein ganzes Leben begleiten, auch wenn er sich entschieden hatte nicht Profi zu werden, sondern seinen Lebensunterhalt als Jurist zu bestreiten.

Der Titel eines Internationalen Meisters wurde ihm 1981 von der FIDE verliehen. Wittmann war nach Georg Danner (1980) und vor Walter Pils (1983) der zweite Spieler aus der Steiermark, dem dieser internationale Titel gelungen ist. Zudem gehörte er in den 70-ern und 80-ern zu den allerbesten Spielern Österreichs und hat auch viele Jahre die nationale Eloliste angeführt. Internationale Entsendungen wurden zur Selbstverständlichkeit. Zwischen 1976 und 1994 hat Wittmann Österreich zehnmal in Folge bei der Schach-Olympiade vertreten.

Auf nationaler Ebene war Wittmann zwischen 1975 und 1989 - mit einer Ausnahme (1777) - bei den alle zwei Jahre durchgeführten Staatsmeisterschaften stets in den Top-3. Der Titelgewinn wollte ihm aber nie gelingen. 1985 und 1987 hat er dieses große Ziel als Zweiter nur knapp verpasst. Viele Titel sammelte Walter Wittmann hingegen mit Merkur Graz in der österreichischen Staatsliga. Den ersten in der Saison 1986/1987, den letzten und 12. Titel 2001/2002. Dies war zudem der siebente Mannschaftstitel in Folge.

Walter Wittmann war in der Szene als großer Theoretiker bekannt, der viele Varianten in unzähligen Fernschachturnieren getestet hat. Über die Sweshnikow Variante hat er sogar ein Buch geschrieben, das 1978 erschienen ist. Ein Jahr später hat er gemeinsam mit Horst Watzka mit der Grazer Variante im Löwenthal Sizilianer einen Beitrag zur Schachtheorie geliefert. Die Premiere der Variante war ein Schwarzsieg von Wittmann gegen Mato Damjanovic 1979 in einem GM-Turnier im Palais Attems in Graz. Fünf Runden später war Watzka gegen Igor Zaitsev mit der gemeinsam ausgebrüteten Variante erfolgreich.

Wittmann war aber auch die Verbreitung des Schachsports in den Medien wichtig. In diesem Sinne hat er viele Jahre die "Schachecke" in der Kleinen Zeitung betreut. Seine letzten Schachpartien hat er 2018 im Februar beim Graz Open gespielt. Vor wenigen Tagen ist Walter Wittmann an den folgen einer langen Erkrankung verstorben. Wir trauern um eine Persönlichkeit, die das steirische und österreichische Schach über mehrere Jahrzehnte geprägt hat und fühlen mit den Hinterbliebenen.

Das Begräbnis findet am Freitag, dem 26. Juni um 10:00 Uhr am Grazer Zentralfriedhof statt.

Endstand Logo-Wettbewerb Frauen

Nach 3 Tagen und 329 Stimmen dürfen wir einen klaren Gewinner küren. Danke an alle, die abgestimmt haben!

Die Top 3 werden in den nächsten Tagen bezüglich der Preise kontaktiert und die Verlosung des Trainings findet heute gegen 15:00 Uhr auf Facebook statt.

(js, nm)

Webinar "Starke Frauen im Schachsport" startet am 01.07.

Der österreichische Schachbund startet am 1. Juli die Serie "Starke Frauen im Schachsport" mit einem Portraits von WGM Regina Theissl-Pokorna. Wir freuen uns über zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer. Geplant sind regelmäßige Vorstellungen von Frauen die im Schach etwas bewegen. Anmeldungen bitte bis Ende Juni an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. (hsz)

Ausschreibung

Peter Balint, österreichisches Talent mit ungarischen Wurzeln

Vor kurzem erschien in einem ungarischen Magazin, Sakkmező, ein Interview über Peter Balint. Peter ist 10 Jahre alt, er verfügt über 2105 Elo-Punkte und damit steht er auf Platz 6 auf der Weltrangliste seiner Altersklasse im klassischen Schach. Die Zeitung schreibt darüber, dass es in Ungarn in dem letzten Jahrzehnt keinen so Elo-starken Spieler mit 10 gab. Mit dem Einverständnis von dem Magazin Sakkmező und der Autorin, Orsolya Sztipán dürfen wir den Artikel in einer deutschen Übersetzung publizieren. (wk, Text/Foto/Info: Magdolna Varga)

Artikel bei Sakkmező

 

Deutsche Übersetzung:

Das Spiel und der Wettkampf - die Quellen seiner Freude

Péter Bálint ist ein unter österreichischer Flagge spielender 10 Jahre alter Junge, der mit 2105 ELO-Punkten in seiner Altersklasse derzeit auf Platz 6 der Weltrangliste steht. Über so viele ELO-Punkte verfügte in seinem Alter während der vergangenen 10 Jahre kein einziger ungarischer Schachspieler. (In Österreich gab es noch nie so einen ELO-starken zehnjährigen.)

Das ungarische Magazin, Sakkmező sprach mit seiner Mutter, Magdolna Varga.

Wann hast du bemerkt, dass Peter etwas anders ist, als seine Altersgenossen?

Bei Peti stellte sich bald heraus, dass er über ganz besondere Fähigkeiten verfügt. Mit 4 Jahren war er bereits mein Navigationsgerät. Wir fuhren zum Beispiel zum zweiten Mal mit seinem autistischen Bruder zur Therapie von Parndorf nach Wien, die Fahrt dauert etwa eine Stunde. Dabei navigierte mich Peter so, dass er mich sogar rechtzeitig auf Fahrstreifen-wechsel hinwies. Überdies meinte er, dass die Route, auf welcher wir beim ersten Mal zurück fuhren, seiner Meinung nach auch bei der Hinfahrt schneller sei. Und er hatte Recht!

Welche Interessen hatte Peter als er klein war?

Er war schon immer außerordentlich aufgeweckt, dies ist auch heute noch so. Er las schon mit 4 Bücher, sowohl auf Ungarisch wie auch auf Deutsch. Einmal, als er noch ein Kindergartenkind war, musste er eine Woche lang zuhause bleiben, weil er krank war. Ich kaufte ihm ein dickes Buch zur Beschäftigung. Er hörte jedoch so lange nicht damit auf die Aufgaben zu lösen, bis er damit an dem darauffolgenden Vormittag schon ganz fertig war. Er ist in allem so.

Wie läuft ein durchschnittlicher Tag von Peter ab?

Er sitzt viel im Auto, bestenfalls kommen wir in 40 Minuten bei der Schule an, je nach Verkehrslage kann es aber auch 1 ½ Stunden dauern. So vergehen 2-3 Stunden seines Tages mit den Fahrten. Er ist kein Privatschüler, wir wollen das, zumindest vorläufig, auf keinen Fall. Peter ist sehr gern in Gesellschaft. Ich könnte ihn schon um 13 Uhr aus der Schule abholen, ich tue es aber nicht, weil er zwischen 14 und 15 Uhr mit den anderen Kindern im Park spielt. Die anderen Kinder lernen zwischen 15 und 16 Uhr, während dieser Zeit fahren wir. Zuhause macht er seine Aufgaben in 15-20 Minuten, dann spielt er Schach, liest ein Buch und legt sich schlafen.

Wie kam er in Kontakt mit dem Sport?

Seine erste Erfahrung machte er mit Fußball und diese Leidenschaft begleitet ihn bis heute. In seiner Mannschaft spielte ein türkischer Junge, namens Ali, er schoss die Tore und unser Sohn rannte nach jedem Tor als Erster vom gegnerischen Tor zurück, segelnd, in Extase, mit der Freudenbotschaft. Anfangs waren seine Bewegungen ungeschickt, ein Jahr später hielt ihn sein Trainer jedoch für den technisch versiertesten Spieler. Peti setzte immer mehr auf dem Spielfeld um, was er gerade beim Training gelernt hatte.

So funktionierte das bei ihm am Anfang auch beim Schach. Die Freude am Spiel und der Respekt vor dem Gegner fesselten ihn zuerst. Dabei interessierte es ihn nie, wer gewinnt - oder wer beim Fußball die Tore schießt. Die Liebe zum Sport und die fanatische Entschlossenheit halfen ihm bei der Anhäufung seines Wissens.

Zweimal sah ich einige Sekunden lang Tränen in seinen Augen – beide Male hatte er Fehler gemacht. Einer davon brachte ihn um die Goldmedaille bei der Staatsmeisterschaft.

Wie kam er zum Schach? Hat dieser Sport auch früher in der Familie eine Rolle gespielt?

Schach nicht, aber das mathematische Talent hat er sicher von seinem Vater geerbt. Bei uns spielen auch die Großeltern gern Schach, aber niemand wettkampfmäßig. Die Idee kam von der einen Großmutter. Zu seinem 6. Geburtstag bekam Peter ein Schachbrett und einen Gruppenkurs geschenkt, den er einmal in der Woche besuchte. Der Kursleiter, Reinhold Achs entdeckte ihn. Ein Schüler von Reinhold war im Jahr 2019 U16 Blitz Weltmeister gewordene Dominik Horvath und auch Florian Mesaros, der bei zwei Weltmeisterschaften die Silber- und Bronzemedaille für Österreich holte.

Ende desselben Jahres, im Dezember 2016 nahm Peter zum ersten Mal an einem Turnier, an dem I. Mobilis Amateur Open in Győr teil. Dann kam Weihnachten und 14 Skype-Stunden als Geschenk, für jeden Tag ein Training in den Ferien. Zwei Wochen später, am 8. Jänner holte Péter den geteilten ersten Platz an dem II. Mobilis Amateur Open. Der Veranstalter, Zsolt Szabó meldete ihn als Gastspieler zum Simultan Schachverein an, später zum Széchenyi SE, dessen Mitglied er auch derzeit ist. In Österreich spielt er für seinen Heimatort, Parndorf und für Hietzing.

Wie gelangte er bis hierher, was führte dazu, dass er derzeit in seiner Altersklasse sechster auf der Weltrangliste ist?

Natürlich kam es nicht infrage, dass der Trainingsrhythmus von den Weihnachtsferien fortgesetzt wird. Wir konnten zwei Trainingsstunden in der Woche bezahlen, dies ist jetzt auch so, es begann jedoch in unserer Lebensweise Schach eine wesentliche Rolle zu spielen. Bei 8 nacheinander folgenden Staatsmeisterschaften stand Peter auf dem Podest, auch ganz oben. 2018 wurde er vom internationalen Meister Siegfried Baumegger in die Nationalmannschaft eingeladen. Das war eine sehr große Freude. Seither erhält er vom Österreichischen Schachverband weitere zwei Stunden Training. Man muss aber sehen, dass die meisten kleinen Schachspieler täglich so viel trainieren wie Peter jahrelang in einer Woche trainiert hat.

Im November 2018 präsentierte er sich stark bei der Weltmeisterschaft. Es hing dabei eigentlich an zwei Partien, dass er nicht unter die ersten 10 gelangte. Bei unbekannten Eröffnungen berechnete er die Zeit für die ersten 40 Züge auf die Sekunde, als er dann in der Bonuszeit aufatmete und beim 41. bzw. 44. Zug Fehler machte. So erging es ihm in gewonnener Stellung zum Beispiel gegen den besten Russen. Dieser WM war ein wichtiger Meilenstein und eine weitere Bestätigung darin, dass Peter in diesem Sport etwas zu suchen hat.

In der Familie erfolgten jedoch im Jänner 2019 Änderungen und Peter trainierte ein halbes Jahr lang nicht, er nahm nur an Wettbewerben teil. Dann trainierte er ein halbes Jahr lang wieder, jedoch nur wenig. Andere Sachen waren damals wichtig, fröhliche Stunden und viel gemeinsam verbrachte Zeit. Das alte Feuer kehrte im November 2019 zurück. Von da an wurde er in drei Monaten um 400 ELO-Punkte stärker und mit 2105 ELO-Punkten gelangte er auf Platz 5 der Weltrangliste seiner Altersklasse im klassischen Schach.

Wie viel trainiert er derzeit, wie ist sein Trainingssystem?

Seit Jänner 2020 trainiert er zweimal in der Woche mit Bundestrainer IM Siegfried Baumegger und zweimal mit dem slowakischen Großmeister Ján Markoš. Jan ist ein Polyhistor, von denen es nur mehr sehr wenige gibt. Er ist Verfasser von Büchern, er ist evangelischer Theologe, er unterrichtet an der Universität, ist eine wichtige Figur im öffentlichen Leben und er versteht zudem auch herausragend viel von Kindern.

Wie gut ist Peter in der Schule?

Er ist Vorzugsschüler. Peter ist 10 Jahre alt, jetzt hat er noch eine Menge Zeit für Schach. In den 4 Schuljahren hatte er nie eine schlechtere Note als Sehr Gut, es kam auch kaum vor, dass er irgendwo Punkte verloren hätte. Dreimal wurde uns vorgeschlagen, dass er eine Klasse überspringt, wir nahmen dieses Angebot jedoch nicht an, weil wir es für wichtig erachten, dass er lange Kind bleiben kann.

Am internationalen Känguru der Mathematik Wettbewerb beteiligen sich die meisten Schüler in Österreich, Peter ist jedes Jahr unter den besten, im Vorjahr wurde er Fünfter in Österreich. Er ist ein Bücherwurm, es interessiert ihn, was in der Welt geschah und geschieht, in jedem Bereich des Lebens. Trotzdem, wer ihn persönlich kennt, weiß genau, dass er kein Stubenwissentschaftler ist. Er ist voll von Leben, liebt die Gesellschaft, Freundschaften sind ihm wichtig. Wenn etwas kaputt geht, repariert er es, er hilft beim Kochen oder gerade Blumen pflanzen.

Er ist ja noch ein sehr junger Mann, aber gibt es schon die Vorstellung, dass Peter Schachspieler wird?

Nein, wichtig ist, dass er ein wertvoller und zufriedener Mensch wird, dass er sich damit beschäftigt, worin er Talent hat und womit er sich nützlich machen kann. Wir folgen ihm und versuchen, ihm dabei zu unterstützen. Peter hat Ausdauer und Schach interessiert ihn sehr. Derzeit kann er sich das Leben ohne Schach nicht vorstellen. Dabei steckt starker Kampfgeist in ihm und all das bringt ihn in diesem Sport voran, in welchem das Wissen und die Herausforderung gleichermaßen gegenwärtig sind.

Schach ist nicht nur Sport, sondern auch Spiel. Spielt dein Sohn deiner Meinung nach in erster Linie oder wettkämpft er eher?

Dies ist eine seltsame Sache, weil das die Quelle seiner Freude ist: das Spiel und der Wettbewerb gemeinsam. Von Anfang an spielte er lieber mit den Stärkeren. Er lässt sich nicht deshalb messen, um zu gewinnen.

Wie erlebt ihr als Eltern, als Familie, dass ihr ein so talentiertes Kind habt?

Die Zeit, wo wir Peti erwarteten, war die schwierigste Zeit in unserem Leben. Sein damals 3-jähriger Bruder hat gerade eine tiefe Regression erlitten, damals erfuhren wir, dass unser bis dahin nur außergewöhnlich geglaubtes Kind mit frühkindlichem Autismus lebt und niemals selbstständig sein wird. Die neun Monate vergingen mit Drama, Traurigkeit und vor allem viel Sorge. Dann kam Peter an und vom ersten Augenblick an strahlte er Freude und eine riesige positive Kraft – wodurch wir uns langsam beruhigten. Und diese Freude hält bis heute an.

 

Online-Abstimmung über das neue Frauenschach-Logo

Der Logo-Wettbewerb für die Mädchen- und Frauenschachbewegung war ein großer Erfolg. Mit über 10 Logo-Vorschläge wurden die Erwartungen an den Wettbewerb übertroffen!

Das Frauenschach_AUT-Team hat ihre Top 3 (siehe Bild) ausgewählt, doch das Gewinner-Logo dürft ihr bei einer Online-Abstimmung selbst bestimmen. Zeit zum Abstimmen habt ihr bis inklusive Samstag, 20.06.2020 - anschließend wird dann das Gewinner-Logo offenbart!

Der Gewinner-Name wird ebenso nach der Abstimmung bekanntgeben. Zusätzlich dürft ihr euch über eine Live-Verlosung am 21.06. freuen, da noch ein zusätzliches Einzeltraining mit einer Nationalspielerin verlost wird!

Weitere Informationen gibt es in der Ausschreibung.

(nm)

Carlsen gewinnt dramatisches Finale im Clutch Chess

Die "Clutch Chess" Matches in St. Louis verlaufen im Semifinale und Finale mit einer Ausnahme hochdramatisch und bringen spannende Unterhaltung für die vielen Online-Zuschauer. Die Ausnahme war das Semifinale zwischen Weltmeister Magnus Carlsen und Levon Aronian. Carlsen gewinnt fünf der zwölf Partien ohne Niederlage und hätte es beinahe geschafft schon vor den beiden finalen Partien, bei denen es um dreifache Punkte geht, im Finale zu stehen. Den noch fehlenden halben Punkt übererfüllt er bereits in der ersten "Clutch-Partie". Am Ende gewinnt er mit 12:6.

Im zweiten Semifinale demoliert Wesley So am ersten Spieltag Fabiano Caruana ebenso deutlich mit 6:2 wie Carlsen im anderen Match gegen Aronian. Am zweiten Spieltag kann Caruana aber mit drei Siegen bei einer Niederlage den Rückstand vor den entscheidenden "Clutch Games" auf 5:7 reduzieren. In der 11. Runde holt er sich mit einem Sieg drei Punkte und die Führung. Ein völlig entnervter Wesley So erlaubt dann in der 12. Partie in einer "must win situation" eine Zugwiederholung. Caruana schafft doch noch mit 9,5:8,5 den Einzug ins Finale und erhält damit die Chance zur "WM-Revanche".

Das Finale zwischen den derzeit besten Spielern der Welt verläuft völlig ausgeglichen. Carlsen gelingt am ersten Tag in der dritten Partie die Führung. Caruana gleicht in der vierten aus. Dann gewinnt Carlsen doppelte Punkte in der fünften Partie und geht erneut in Führung. In der zweiten "Clutch-Partie" des ersten Tages scheint er dann mit Schwarz erneut am Weg zum Sieg und die Führung deutlich auf vier Punkte ausbauen zu können. Carlsen verbraucht aber viel Zeit und findet in einer komplizierten Stellung nicht den Weg zum Sieg. Caruana nutzt die sich bietende Chance und gleicht zum 4:4 aus. In den Interviews zeigt sich sichtliche Erleichterung bei Caruana und Frust bei Carlsen.

Am zweiten Spieltag geht es ähnlich weiter. Carlsen geht gleich zum Auftakt wieder in Führung, muss dann aber in der 9. Partie erneut den Ausgleich hinnehmen. Immerhin verbessert er noch mit einem Sieg in der 10. Partie und einer knappen 6,5:5,5 Führung die Ausgangsposition für die entscheidenden letzten zwei Partien des Turniers. Caruana sucht seine Chance mit 1.e4 und Carlsen wählt die gleiche sizilianische Variante, mit der er in der 9. Runde verloren hatte. Erneut bringt sie ihm kein Glück. Er verbessert zwar und scheint mit einem Bauernopfer auszugleichen, aber die Stellung spielt sich schwer und Carlsen findet nicht die richtige Figurenaufstellung. Caruana gewinnt die drei Punkte und geht erstmals in Führung. In der letzten Partie muss Carlsen daher gewinnen um doch noch den Matchsieg und das erste Preisgeld zu holen. Er wählt die englische Eröffnung. Aufs Brett kommt jene Variante, die Carlsen schon in der ersten Partie versucht hatte. Caruana verbessert mit aktivem Spiel am Damenflügel wird dann aber rasch von einem Bauernopfer ausgehebelt und geht nach dessen Annahme sang und klanglos unter. Carlsen gewinnt doch noch knapp mit 9,5:8,5 und holt sich das erste Preisgeld in Höhe von 50.000 Dollar. Dazu kommen weitere 25.000 Bonus durch Siege in den "Clutch Games". (wk, Bild: Turnierseite)

Turnierseite

OeISM Frauen Semifinale: Annika Fröwis mit 9/9

Annika Fröwis gewinnt das Semifinale der 1. Österreichischen Internet Schachmeisterschaft der Frauen im Blitz ohne Punkteverlust mit zwei Punkten Vorsprung auf Barbara Teuschler. Einen halben Punkt dahinter wird Zsofia Vicze überraschend mit 6,5 Punkten Dritte vor Helene Mira (6).

Insgesamt haben 23 Spielerinnen am Semifinale teilgenommen. Der Kampfgeist war vorbildlich. Keine einzige Spielerin ist vorzeitig ausgestiegen, wie das sonst bei online Turnieren immer wieder einmal vorkommt. ChessBase Turnierleiter Holger Lieske konnte das Turnier wie geplant ohne Unterbrechungen oder sonstige Vorkommnisse rasch innerhalb von zwei Stunden über die Bühne bringen.

Acht Spielerinnen haben sich aus dem Semifinale für das Finale qualifiziert, das voraussichtlich im Herbst im Rahmen einer 100-Jahre ÖSB Feier vor Ort unter Aufsicht eines Schiedsrichters gespielt wird. Daneben sind vier Spielerinnen bereits durch die Vorrunde qualifiziert. Insgesamt sind im Finale daher die folgenden 12 Spielerinnen dabei:

Aus dem Semifinale:

1. Annika Fröwis
2. Barbara Teuschler
3. Zsofia Vicze
4. Helene Mira
5. Nino Kordzadze
6. Magdalena Mörwald
7. Miriam Mörwald
9. Kata Vizce

Aus der Vorrunde:

1. Anna-Christina Ragger
2. Julia Novkovic
3. Veronika Exler
4. Elisabeth Hapala (8. im Semifinale)

Alle Gewinnerinnen der von ChessBase gespendeten Sachpreise aus der Vorrunde und dem Semifinale werden in den nächsten Tagen direkt von ChessBase kontaktiert.

 

OeISM 2020 Blitz Frauen

Vorrunde:
Samstag, 30.05.2020, Chess-ResultsEndstand

Semifinale:
Samstag, 13.06.2020, Chess-ResultsEndstand

Internationales Zoom Meeting Frauenschach am 18. Juni

Am 18. Juni veranstaltet Harald Schneider-Zinner in Kooperation mit dem Deutschen Schachbund und der Deutschen Schachjugend ein Internationales Zoom-Meeting in deutscher Sprache zum Thema Mädchen und Frauenschach. Ehrengast wird ECU-Vizepräsidentin Eva Repkova sein.

Am Prgramm stehen: Kennenlernen, Gedankenaustausch, Planung der nächsten Schritte und Projekte wie: Kongress, Kooperation Fortbildung, Vorstellungsserie „Starke Frauen“, Länderwettkämpfe und andere Online-Turniere, ….

Interessierte melden sich bitte bis 17. Juni an:
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Download Ausschreibung

"Clutch Chess" in St. Louis

Die Pandemie bringt der Schachwelt ein Online-Highlight nach dem anderen und viele neue Spielarten. In St. Louis, dem Zentrum des Schachs in Amerika, spielt die Weltelite vom 6. bis 14. Juni "Clutch Chess".

Acht Spieler treffen im K.O.-System aufeinander. Gespielt werden jeweils 12 Partien pro Match, je 6 an einem Tag, mit einer Rapid Bedenkzeit von 10 Minuten pro Spieler und Partie plus 5 Sekunden Inkrement. Das besondere am "Clutch Chess" ist, dass die Partien fünf und sechs am ersten Tag doppelte Punkte bringen und am zweiten Tag sogar dreifache. Insgesamt werden somit in jedem Match 18 Punkte vergeben, sechs davon allein in den letzten beiden Runden. Zudem gewinnt bei Gleichstand jener Spieler, der mehr "Clutch Punkte" gesammelt hat. So bleibt die Spannung bis zum Ende erhalten, es sei denn ein Spieler erreicht 9,5 von 12 möglichen Punkten vor den letzten beiden Partien. Wie immer in St. Louis ist der Preisfonds mit 265.000 Dollar attraktiv, ein Teil davon wir als Prämien an die Sieger in den "Clutch Partien" vergeben.

Im Viertelfinale haben sich Magnus Carlsen, Fabiano Caruana, Wesley So und Levon Aronian durchgesetzt. Carlsen startet gegen Jeffery Xiong souverän mit 3:0 und einer 3,5:0,5 Führung nach vier Partien. Dann kommt bei ihm aber Sand ins Getriebe. Xiong gewinnt eine "Clutch Partie" am ersten Tag und die erste Partie am zweiten Spieltag und übernimmt dank des "Clutch Sieges" die Führung. In den nächsten vier Partien ist Carlsen aber wieder auf der Höhe. Er gewinnt drei davon bei einem Remis und steigt mit einem Gesamtcore von 11,5:6,5 letztlich doch deutlich auf.

Im Semifinale trifft Carlsen auf Aronian. Armeniens Nationalheld führt nach dem ersten Tag mit 5:3 und geht am zweiten immer noch mit zwei Punkten Vorsprung in die letzten beiden Partien. Die "Clutch Partien" müssen entscheiden. In der ersten holt sich Grischuk mit einem Sieg drei Punkte und die Führung. In der zweiten muss Aronian daher gewinnen um noch aufzusteigen. Er opfert in einem Sizilianer einen Bauern, objektiv steht Grischuk aber mit Schwarz etwas besser. Doch dann zieht Grischuk den falschen Turm auf die d-Linie und erlaubt Aronian mit einem Opfer die schwarze Königsstellung zu zertrümmern und den blanken König zu erlegen. Das Match endet 10:8 für Aronian.

In einem rein amerikanische Duell gewinnt Caruana gegen Dominguez mit 10,5:7,5. Die Entscheidung fällt am ersten Tag in den Partien drei bis fünf, die alle an Caruana gehen und ihm eine Führung mit drei Punkten bescheren, die er am zweiten Tag über die Distanz retten kann.  Eine deutliche Schlappe erleidet Maxime Vachier-Lagrave gegen Wesley So. Der Franzose experimentiert abseits seines üblichen Eröffnungsrepertoires und geht klar mit 5:13 unter. Damit gibt es zwischen Caruana und So ein rein amerikanisches Semifinale. 

Das Semifinale wird jeweils Donnerstag und Freitag ab 20:00 Uhr MEZ live übertragen und wie in St. Louis üblich von Seirawan, Shahade und Ashley kommentiert.

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