Magnus Carlsen gewinnt vorzeitig das "Altibox Norway" Super GM Turnier in Stavanger. Nach einem Sieg im direkten Duell der beiden Tabellenführenden gegen Alireza Firouzja führt der Weltmeister mit vier Punkten Vorsprung auf Firouzja und kann nicht mehr eingeholt werden. Er gewinnt fünf seiner bisherigen neun Partien und holt sich zudem dreimal eineinhalb Punkte nach einem Sieg im Armageddon. Einzig die "historische" Niederlage gegen Duda, nach einer Serie von 125 ungeschlagenen Partien, trübt etwas die ansonsten makellose Bilanz. Im Interview nach der Partie zeigt sich Carlsen mit seiner Leistung im ersten "normalen" Turnier durchaus zufrieden, meint aber scherzhaft es hab nach den vielen Online Turnieren schon etwas gedauert sich wieder an den "wooden screen" zu gewöhnen.
Die Partie gegen Firouzja endet mit einem eher glücklichen Sieg für Carlsen. Zwar erreicht Firouzja in der Eröffnung kaum Vorteil, nach einer Serie von minimalen Ungenauigkeiten, wie Kramnik und Polgar in der Live Kommentierung meinten, ist Carlsen aber derjenige der am Drücker ist. Knapp an Zeit wickelt Firouzja schließlich in ein Bauernendspiel ab, das sich als nicht ganz so einfach erweist, wie wohl gedacht. Mit wenig Bedenkzeit verpasst er den einzigen Zug zum Remis und muss unmittelbar danach aufgeben.
Der Kampf um Rang zwei und drei entscheidet sich heute im Fernduell zwischen Firouzja, Aronian und Caruana. Die Paarungen des Schlusstags lauten: Carlsen-Aronian, Caruana-Tari und Firouzja gegen Duda. Die hochkarätigen Live-Kommentatoren sind Judit Polgar und Vladimir Kramnik.
Turnierseite
wk, Screenshot: Turnierseite
Magnus Carlsen muss in der fünften Runde des Altibox Norway Chess nach langem Kampf gegen Jan-Krzysztof Duda aufgeben. Es ist der erste Sieg von Duda, der mit drei Niederlagen und einem Remis denkbar schlecht in das Turnier gestartet ist. Carlsen hat am Tag davor noch Caruana überzeugend geschlagen. In der Partie gegen Duda nimmt er, wie so oft, mit Schwarz einiges an Risiko um sich Gewinnchancen zu erkämpfen. Im 19. Zug opfert er völlig korrekt eine Qualität. Im darauf folgenden taktischen Kampf verteidigt sich der Pole aber sehr präzise. Carlsen findet nicht den richtigen Weg um seine Kompensation aufrecht zu halten und hat schließlich einfach zu wenig Material um die Partie halten zu können.
Diese Niederlage am 11. August 2020 in Stavanger ist die erste von Carlsen im Standardschach seit dem 31. Juli 2018 in Biel gegen Shakryiar Mamedyarov. Dazwischen liegen unfassbare 125 Partien in denen Carlsen in zwei Jahren, zwei Monaten und 10 Tagen ungeschlagen blieb. Und das bei einem Eloschnitt seiner Gegner über 2700.
Am Tag darauf nimmt Carlsen in der Rückrunde gegen Duda sofort grimmige Revanche und gewinnt mit Weiß in 26 Zügen überzeugend. Gestern folgt eine Punkteteilung mit Schwarz gegen Caruana, wobei sich Carlsen in einer schwierigen Stellung gut verteidigt. In der Armageddon-Partie holt er sich dann den Sieg und eineinhalb Punkte für die Tabelle.
Tabellenführer ist nach sieben Runden aber Alireza Firouzja. Das Talent aus dem Iran spielt unter FIDE Flagge sein bisher vielleicht bestes Turnier und liegt mit 14,5 Punkten von 23 möglichen einen Punkt vor Carlsen und zweieinhalb vor Aronian. Caruana folgt mit 11 Punkten am 4. Platz. Duda (7) und Tari (1,5) sind bereits abgeschlagen und haben drei Runden vor Schluss keine Chance mehr auf einen vorderen Platz.
Heute spielen ab 17:00 Uhr Carlsen-Tari, Aronian-Duda und Caruana-Firouzja. Auf der Turnierseite kommentieren Judit Polgar und Wladimir Kramnik und schwelgen dabei in Erinnerungen über Höhepunkte ihrer Karrieren.
Eine ganz besondere Herausforderung in dieser Corona-Zeit ist das Planen und Organisieren eines Schach-Events. Die Westliga-Saison 2020/21 startete mit den regionalen Runden in Vorarlberg, Salzburg und Tirol. Ausrichter der Tiroler Begegnungen war Schach ohne Grenzen, Newcomer in der 2. BL West. Ina Anker, als Obfrau des Ausrichters, war es gelungen, ein optimales Spiellokal zur Verfügung zu finden. So konnte man auf den Galerien der Kufstein Arena alle Sicherheitsvorkehrungen des ÖSB voll umsetzen.
Die Westliga startet mit drei regionalen Veranstaltungen in Salzburg, Vorarlberg und Tirol. In Tirol spielten die Vereine Rochade Rum, Jenbach II, Mayrhofen/Zillertal und Schach ohne Grenzen.
Die Auftaktbegegnungen am 9.10.2020 hießen Rochade Rum – Mayrhofen/Zillertal und Schach ohne Grenzen – SK Jenbach II. Es entwickelten sich hart umkämpfte und intensiv geführte Partien. Mayrhofen/Zillertal, die in der 1. Bundesliga unglücklich abgestiegen waren, stellten mit einem 6:0 Erfolg klar unter Beweis, dass der Wiederaufstieg das Ziel für diese Saison sein wird. Sehr viel enger ging es in der Begegnung Schach ohne Grenzen gegen Jenbach zu. Der Gastgeber gewann mit 4,5:1,5. Der SK Kufstein/Wörgl musste in der Salzburger Runde gegen Schwarzach antreten und nahm mit einem 3:3 einen Mannschaftspunkt mit.
Schach ohne Grenzen schaffte dann am Samstag einen 6:0-Kantersieg gegen Rochade Rum, Jenbach II verlor gegen Mayrhofen/Zillertal 1,5:4,5, Kufstein war spielfrei!
In der Sonntagsrunde kam es dann zum Zusammentreffen der beiden führenden Vereine Schach ohne Grenzen und Mayrhofen/Zillertal. Dabei setzten sich die Mannen um nonplaying Captain Werner Csrnko knapp mit 3,5:2,5 durch und führen nun mit Hohenems II gemeinsam die Tabelle der 2. Bundesliga an. Jenbach gewann gegen Rochade Rum 4,5:1,5. Das gleiche Ergebnis schaffte auch Kufstein/Wörgl gegen Ranshofen.
Ergebnisse bei Chess-Results, Infoseite BL2 West, Website Schach ohne Grenzen
wk, Text/Foto: Schach ohne Grenzen
Der Herbst ist traditionell die Zeit für Mannschaftsturniere. Doch angesichts der andauernden CORVID-19-Pandemie befinden sich viele Vereine und Ligen noch im Leerlauf. Viele Spieler möchten aber wieder zusammen mit ihren Mannschaftskollegen um Punkte spielen, mit ihren Schachfreunden über die Partien sprechen und diese danach gemeinsam auf der Suche nach den besten Zügen analysieren.
Deswegen gibt es jetzt die Playchess Herbstserie für Vierer-Mannschaften!
Die Playchess Herbstserie besteht aus insgesamt vierzehn Turnieren, die von Mitte Oktober bis Mitte Dezember mittwochs und sonntags (mit einem Schnellschachwochenende) auf dem Playchess-Server in verschiedenen Formaten und verschiedenen Bedenkzeiten (Schnellschach und Blitz) ausgetragen werden. Man kann als Mannschaft an einem, mehreren oder auch an allen Turnieren teilnehmen. Bei jedem Turnier gibt es ganz besondere Preise zu gewinnen. Zum Schluss gibt es auch noch eine Gesamtwertung mit Sonderpreisen.
Eine Mannschaft besteht aus vier Spielern plus zwei Ersatzspieler. Die gemeldeten Spieler sollen einen Bezug zu einem Verein haben, müssen dort aber nicht unbedingt spielberechtigt sein. Das Turnier wendet sich vor allem an deutsche Vereine, aber auch Vereine aus anderen Ländern dürfen gerne teilnehmen.
Für die Teilnahme ist ein Premium-Account erforderlich. Für die Herbstserie bietet ChessBase ein Aktionspaket an, das Vereins-Premiumpaket.
Formate und Termine
Die Herbstserie besteht aus einem bunten Strauß von verschiedenen Formaten mit verschiedenen Bedenkzeiten. So kommen alle Spieler auf ihre Kosten - Blitzexperten und Schnellschachliebhaber.
Für die Gesamtwertung werden die Turnierergebnisse mit verschiedenen Gewichtungen addiert und mit Sonderpreisen prämiert.
Ausschreibung und Vereinspremiumpaket siehe
Bericht bei ChessBase
Die Veranstaltung Spin trifft Hirn begeisterte die Teilnehmer. Ein von Giorgio Gugler (Schach Union Innsbruck) und Horst Ollram ( TTTV) entwickelter Modus lässt es zu, Schach und Tischtennis als einen Bewerb durchzuführen. Durch die Corona Regeln musste der Bewerb leider ohne Zuschauer und mit nur 10 Teilnehmern durchgeführt werden. Schach wurde mit Masken gespielt!. Nach 6 Stunden harten Kampfes stand der Sieger fest. Herbert Wolfahrt, seines Zeichen aktueller Tiroler Vize-Meister im Schach war nicht zu biegen. Grundlage für den Sieg war seine sensationelle Leistung im Tischtennis, wo er unter anderem einen ehemaligen Landesliga Spieler schlagen konnte. Die Plätze 2 (Stöger Egon) und 3 (Ollram Horst ) retteten die Ehre der Tischtennis Spieler. Noch knapper ging es im Doppel zu. Hier wird zuerst ein Tischtennisdoppel gespielt und sofort darauf Schach ( 4 Personen, und von jeder Partei muss abwechselnd ein Spieler einen Zug machen und man darf sich dabei nicht abstimmen. Dieser Modus brachte dermaßen spannende Spiele dass es Spannung Pur gab. Letztendlich konnte das Duo Giorgio Gugler/Ollram Horst diesen Bewerb gewinnen. Dabei konnten sie im Viertelfinale das Favoritenpaar Herbert Wolfahrt/Hermann Steiner in einem Krimi niederringen. Letztendlich hatten sie am Schluss noch 7 Sekunden Guthaben auf der Schach Uhr die jedoch ausreichten um den Gegner Matt zu setzen.
Spin trifft Hirn war ein Testlauf für eine wesentlich größere Veranstaltung. In Innsbruck findet jedes Jahr ein großes Internationales Schachfestival statt (Veranstalter Giorgio Gugler/ heuer 400 Teilnehmer !) und im Jahr 2021 wird Spin trifft Hirn dort als zusätzlicher Bewerb aufgenommen. Durch die ausgiebige Berichterstattung (Zeitung/ORF) wird dies eine tolle Werbung für beide Sportarten.
Ergebnisse
Bericht: Horst Ollram Präsident Tiroler Tischtennis Verband
Photos: Giorgio Events e.U.
wk
Ungarns Schach Queen Judit Polgar organisiert seit mehreren Jahren ein "Global Chess Festival". Heuer findet dieser Event pandemiebedingt erstmals online statt. Die Veranstalter bieten ein buntes Programm für alle Altersgruppen. Hier ist ein Auszug aus der englischen Pressemeldung:
Chess
Judit Talks with Garry Kasparov, Vladimir Kramnik, John Nunn, Jan Timman and Simen Agdestein - Biggest Milestones of Judit Polgar - Chess Puzzles with Morgan Stanley - Tips for Chess Parents - and much more.
Sport
Take part (if you signed up) or follow various chess events: The Chess Palace Cup, the World Continental Online Youth Team Cup, the Chess Challenge and Simuls by the Polgar Sisters.
Education
The Art of Feedback - It’s OK to Make Mistakes - Let’s Math on the Chessboard - Play Code with Morgan Stanley - the Judit Polgar Method for Preschoolers and more.
Science
Chess behind Bars - Business Lessons from Chess - Developing Social Skills - Talk with John Nunn -Chess and Decision-making in Sports - Vladimir Kramnik, AI and new Chess Variants.
Art
Chess Songs - Virtual Art Galleries by Sofia Polgar and Mariya Yugina – Photo Galleries by Alina l'Ami and David Llada - Chess Films: The Polgar Sisters, Chess Mind, Rising Above.
After registering to the website online.globalchessfestival.com from your PC, you can download the Global Chess Festival App from the App Store.
Let’s enjoy the Chess Connects Us Experience together!
The Global Chess Festival Team
Links:
Website Global Chess, Programm
wk, Foto: Global Chess
In Bojnice, Slowakei, findet seit 6. Oktober ein GM Turnier statt, an dem mit David Shengelia, Felix Blohberger, Lukas Leisch und Marc Morgunov auch vier Österreicher teilnehmen.
Shengelia startet mit einem Sieg gegen Jan Brhel, verliert aber in den Runden drei und vier mit Schwarz gegen Karol Motuz und das GM Duell gegen Jergus Pechac. Felix Blohberger hält bei einem Sieg gegen Marc Morgunov und einem Remis gegen Samir Sahidi, verliert aber wie Shengelia zwei Partien gegen Lukas Leisch und Viktor Gazik.
Morgunov hält bei 50%. Er startet mit Pechac und Gazik gegen zwei starke Gegner mit Remisen gut ins Turnier, verliert dann aber gegen Blohberger. In der vierten Runde folgt ein Sieg gegen Brhel.
Den besten Start aus österreichischer Sicht erwischt Leisch. Er verliert zwar zum Auftakt gegen Gazik, gewinnt dann aber gegen Blohberger und Brhel. Gestern gelingt ihm gegen GM Pier Luigi Basso ein Remis.
Die fünfte Runde folgt heute um 15:00 Uhr.
Ergebnisse bei Chess-Results
Magnus Carlsen übernimmt beim Altibox Norway Chess in Stavanger in der vierten Runde mit einem Sieg im Duell der beiden Weltranglistenführenden gegen Fabiano Caruana die Führung und stellt einmal mehr die Hierarchie im Schachsport klar. Zuvor ist der Weltmeister mit zwei Remisen und danach Siegen im Tie-Break gegen Levon Aronian und Alireza Firouzja aus seiner Sicht nicht optimal gestartet, während Caruana gegen Aryan Tari und Jan-Krzsyztof Duda jeweils gewinnen konnte. Siege bringen in diesem Turnier drei Punkte, ein Gewinn im Tie-Break eineinhalb.
Die Trendumkehr erfolgt in der dritten Runde. Carlsen gewinnt gegen seinen Landsmann Tari nach riskanter Eröffnungsbehandlung während Caruana gegen Firouzja remisiert und danach das Tie-Break verliert. Nach dem Sieg im direkten Duell führt Carlsen mit neun Punkten vor Aronian (8) sowie Caruana und Firouzja (je 7).
Schlecht gestartet sind Tari und Duda mit jeweils drei Niederlagen in Serie. Das direkte Duell entscheidet der Norweger nach einem Remis im Tie-Break für sich. Gut in Schuss zeigen sich hingegen Aronian mit zwei Siegen und zwei Remisen, wobei er aber jeweils das Tie-Break verliert und Firouzja. Er ist wie Aronian und Carlsen noch ohne Niederlage in den Standardpartien.
Gestern war in Stavanger ein Ruhetag. Die fünfte Runde folgt heute ab 17:00 Uhr MEZ. Die Schlagerpaarung ist Caruana gegen Aronian. Carlsen trifft mit Schwarz auf Duda. (wk, Foto: Turnierseite)
Turnierseite
Das GLAREAN MAGAZIN aus der Schweiz beschäftigt sich mit Musik, Literatur, Schach und Rätsel. Namensgeber des Magazins ist der Schweizer Musiker, Dichter, Mathematiker und Humanist Glarean. Zur Zeit wird eine Serien Report von Mario Ziegler über Schachzeitschriften publiziert. In der aktuellen Ausgabe wird SCHACH AKTIV unter die Lupe genommen. Mit freundlicher Genehmigung des Herausgebers dürfen wir diese interessante Außenansicht auf unsere Website übernehmen. (wk, Text: Mario Ziegler, Screenshot: GLAREAN MAGAZIN)
SCHACH AKTIV Artikel beim GLAREAN MAGAZIN
Chronist des österreichischen Schachlebens
„Schach-Aktiv, das österreichische Schach-Magazin, wurde 1979 von den beiden Wienern Alfred Einöder und Lothar Karrer gegründet, mit dem Anspruch der österreichischen Schachbewegung zu dienen. Bereits 1981 hat der Österreichische Schachbund die Rolle des Herausgebers übernommen. Seither ist „Schach Aktiv“ das offizielle Organ des ÖSB und liefert eine nahezu lückenlose Chronik über das Schachgeschehen in unserem Land.“
Mit diesen Worten charakterisiert der Österreichische Schachbund das von ihm seit fast 40 Jahren publizierte, monatlich erscheinende Magazin auf seiner Verbandshomepage. Ständige Mitarbeiter sind IM Georg Danner, GM Andreas Diermair, FM Hartmut Metz, IM Gert Schnider, Dr. Martin Stichlberger und FM Anatol Vitouch. „Schach Aktiv“ erscheint im Format A5, der Umfang beträgt etwa 60 Seiten pro Ausgabe. Die Fotographien sind durchgängig farbig gedruckt.
Grundlage der folgenden Besprechung bilden die beiden Ausgaben 5 und 6/2020, die stark von den Corona-bedingten Einschränkungen und der Verlagerung des Schachspiels ins Internet geprägt sind, auch wenn in Heft 5 noch Rückblicke auf die letzten Turniere vor der langen Nah-Schach-Pause gegeben werden.
Corona-Ausweg: Online-Turniere
Geradezu programmatisch leitet ein Schreiben des ÖSB-Präsidenten Christian Hursky mit der Darstellung der aktuellen Situation und der Pläne für die Zukunft das Heft 5 ein („Ein Virus hebelt auch den Schachalltag aus“). Im weiteren Verlauf beider Ausgaben spielen Online-Turniere aus dem In- und Ausland eine gewaltige Rolle: Die 1. Österreichische Internet-Schachmeisterschaft, der Mädchen- und Frauenländerkampf Österreich-Deutschland-Schweiz, ein Frauen-Schnellschach-Match zwischen Team Österreich und einer Mannschaft aus internationalen Titelträgerinnen, aber auch Online-Turniere unter Beteiligung der Weltspitze: Der FIDE Nations Cup, das Magnus-Carlsen-Invitational oder das Steinitz-Memorial.
Dazwischen findet sich in der Rubrik „Jugendschach“ ein Bericht von Gert Schnider über Trainings- und Spielmöglichkeiten im Internet und ein längeres Interview mit dem Schachjournalisten und Internationalen Meister Georgios Souleidis mit dem Untertitel „YouTube statt Schreiben über die Großen“ – es fällt nicht schwer, den Schwerpunkt dieses Interviews zu erahnen!
Vom Jugendschach zum Rösselsprung
Mit den letztgenannten Beiträgen sind bereits zwei der sich wiederholenden Rubriken angesprochen: „Jugendschach“ widmet sich verschiedenen Aspekten, die im Spiel der jungen Schachfreunde und mit ihnen eine Rolle spielen. In Heft 6 sind dies „Lustige Schachvarianten“, also „Horde“, „Racing Kings“, „Atomschach“ und „Fressschach“. In Interviews kommen bekannte Persönlichkeiten der Schachwelt zu Wort: Neben dem erwähnten Georgios Souleidis sind dies in den zu besprechenden Ausgaben GM Baskaran Adhiban und der Vorarlberger Funktionär Albert Baumberger.
Eine sehr interessante Rubrik stellt „Der Rösselsprung“ des vielseitigen Wiener Autors Anatol Vitouch dar, der als Mitbegründer der Künstlervereinigung „Die Gruppe“ in verschiedenen literarischen Genres publiziert hat. Hier werden Themen angesprochen, die jenseits der üblichen Schachberichterstattung liegen: In 5/2020 ist dies – unter dem Titel „Das fragile Glück“ – ein sehr trauriger Sachverhalt, nämlich der Tod der australischen WIM Arianne Caoili, Ehefrau von Levon Aronian, mit nur 33 Jahren in Folge eines Verkehrsunfalls.
Schach und Fussball
In 6/2020 („Schach, Fußball und die Ewigkeit“) geht es um das deutlich erfreulichere Thema der neuerdings durch ChessBase „live“ übertragenen historischen Partien aus berühmten Turnieren der Schachgeschichte. Diese interessante Idee kam während des Corona-bedingten Stockens des aktuellen Spielbetriebs auf und wurde von vielen schachhistorisch Interessierten sehr positiv aufgenommen, so auch von Vitouch, der folgenden bemerkenswerten Vergleich zieht: „Fußball ist, wie vielleicht Sport an sich, reine Gegenwart, und nur als solche erleb- und genießbar; sich ein Fußballspiel nicht live anzusehen, hat deshalb eigentlich einzig und allein dann Sinn, wenn man das Ergebnis noch nicht kennt. Schach dagegen gehört wie die Kunst der Ewigkeit und nicht dem Augenblick. Zwar wird Schach als Sport betrieben, und für diejenigen, die sich unter Zeitdruck mitten in einer wichtigen Partie befinden, ist es in diesem Moment nichts als Sport. Aber das Wesen des Schachspiels ist, wie das des Kunstwerks, der Welt entrückt.“
Weder Elos noch Computer: Progressivschach
Noch eine weitere Rubrik ist mir besonders aufgefallen. In „Stichls Stolpersteine“ entführt uns der Autor Martin Stichlberger, dessen Homepage übrigens ebenfalls zum Schmökern einlädt, in die Welt des Progressivschachs und stellt dem Leser Aufgaben, „wo weder Elos noch Computer nützen“, wie der Untertitel seiner Kolumne lautet. Neben diesen außergewöhnlichen Bestandteilen weist „Schach Aktiv“ natürlich auch Inhalte auf, ohne die ein Schachmagazin kaum auskommt: Berichte über aktuelle Schachereignisse samt umfangreichen Partieanalysen durch österreichische Spitzenspieler (in den angezeigten Ausgaben sind dies neben den bereits genannten Online-Turnieren die beendete Saison der österreichischen Ligen, das Kandidatenturnier in Jekaterinburg und das Accentus Young Masters in Bad Ragaz), Kombinationen zum Selberlösen, die Trainingsrubrik „Endspielbausteine“ mit den Themen „Zwei gegen einen“ im Bauernendspiel und „Läufer-Springer“, „Internationale News“, Schachprobleme, Fernschach, Rezensionen und ein Turnierkalender.
Im Teil „Aus den Bundesländern“ wird das Magazin seinem Anspruch gerecht, möglichst umfassend über das Schachleben in Österreich zu berichten. Hier werden Turniere und Ligabetrieb aus den verschiedenen Bundesländern zusammengefasst, was in etwa den regionalen Berichten aus den deutschen Bundesländern in der „Rochade Europa“ entspricht.
Schach mit Alpha-Zero & Co.
Zuletzt seien Artikel genannt, die aus aktuellem Anlass verfasst wurden. Der Hype um AlphaZero scheint in den letzten Wochen etwas abzuflauen, dennoch rechtfertigt dieses vielleicht stärkste Schachprogramm der Welt natürlich jederzeit eine tiefergehende Beschäftigung. Im Artikel „Wie AlphaZero spielt“ widmet sich Valeri Beim dieser Software, analysiert umfänglich eine Partie gegen Stockfish 8 und kommt zu dem Ergebnis:
„AlphaZero zeigte mit seinen Siegen, die vorwiegend durch extrem energetische Offensivaktionen eingespielt wurden, der Schachwelt überzeugend, dass der Anteil der Dynamik im Schach als höher angesehen werden kann als bis vor kurzem. Und die Schachwelt nahm diese Kernbotschaft gerne an.“
Ein weiteres Treffen zwischen den erwähnten Programmen wird im Artikel „Holländische Phantasie“ analysiert, wo die Leningrader Variante zur Diskussion stand (daher die Überschrift).
Ein ganz anderes Ereignis, das die Schachwelt aber seinerzeit ebenso bewegte wie heute die Erfolge von AlphaZero, war der Titelgewinn des jungen „Schachzauberers“ Michail Tal vor 60 Jahren. Ein gleichnamiger Artikel in „Schach Aktiv“ widmet sich diesem Ereignis und geht zugleich auf Tals „Hassliebe“ zur Französischen Verteidigung ein.
Material auf hohem Niveau
Zusammengefasst: „Schach Aktiv“ bietet neben all den Inhalten, die man bei einer zeitgemässen Schachzeitschrift erwarten kann, einiges Überraschendes. Die Rubriken „Jugendschach“ mit den besprochenen Schachvarianten, „Stichls Stolpersteine“ und „Der Rösselsprung“ blicken über den Tellerrand einer Berichterstattung über aktuelle Schachereignisse hinaus. Man kann solche Exkurse mögen oder auch nicht, aber es führt den Leser in jedem Fall zu Aspekten des Schachs, die originell sind und zum Nachdenken anregen.
Für den Freund anspruchsvoller Analysen bietet „Schach Aktiv“ etliches Material auf hohem Niveau. Besonders gefallen haben mir in diesem Zusammenhang die ausführlichen Kommentare der österreichischen Nummer Eins GM Markus Ragger.
Da insgesamt ein breites Spektrum an Inhalten geboten wird, werden viele Leser mit unterschiedlichen Interessen bedient. Dass dabei im Einzelfall auch Themen vorkommen, für die man sich weniger interessiert, ist unausweichlich und angesichts des sehr abwechslungsreichen Inhalts gut zu verschmerzen.
Nur 8 Spieler*innen nahmen am freundschaftlichen Lichess-Team-Wettkampf mit Frankreich, Tschechien, Deutschland, England und einer Spielgemeinschaft der Schottinnen und Irinnen teil. Die Französinnen gewinnen mit ihrem 20-köpfigen Team, bei dem 15 für die Endwertung herangezogen wurden, mit 233 Punkten vor Tschechien mit 220 Punkten und Deutschland mit 195 Punkten. Turniersiegerin wird Andreea-Cristiana Navrotescu (FRA), die nebenbei ihre Partien live auf twitch streamte und die Zuschauer*innen entertaint hatte.
Das beste Ergebnis aus österreichischer Sicht gelingt Annika Fröwis mit 22 Punkten vor Ortrun Göschl und Nino Kordzadze mit jeweils 18 Punkten. Miriam Mörwald darf sich als beste U18-Spielerin über ein Training mit einer Nationalspielerin freuen!
Hier geht's zu den Ergebnissen: International Female Match Team Battle
(af, Bild: lichess)