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Candidates: Markus Ragger kommentiert die 5. Runde

Der Russe Ian Nepomniachtchi gewinnt in der fünften Runde des Kandidatenturniers in Jekaterinburg das Duell zweier Führender gegen den Chinesen Wang Hao und setzt sich damit alleine mit 3,5/5 an die Spitze. Markus Ragger widmet in seinem Videokommentar der Runde natürlich dieser Partie einen Schwerpunkt und zeigt aber auch auf warum selbst Computerbewertungen von +3 nicht immer einfach zum Sieg führen. (wk, Foto: Turnierseite) 

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Videokommentare von Markus Ragger (Youtube)
Runde 1Runde 2Runde 3Runde 4, Runde 5

Der englische Großmeister Daniel King hat alle Kandidaten auf Youtube vorgestellt:
CaruanaDingGrischukNepomniachtchiVachier-LagraveGiriWangAlekseenko.

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Erste Remisrunde trotz spannender Partien in Jekaterinburg

Am vierten Spieltag gibt es in Jekaterinburg erstmals keine Gewinnpartie. Maxime Vachier-Lagrave war gegen Alexander Grischuk knapp dran einen vollen Punkt einzufahren, aber er verpasst im 30. Zug seine (einzige) Chance. Die längste Partie des Tages zwischen Fabiano Caruana und Ian Nepomniachtchi endet ebenfalls mit einer Punkteteilung. An der Spitze gibt es weiter keinen klaren Führenden. Ian Nepomniachtchi, Maxime Vachier-Lagrave und Wang Hao führen das Feld mit 2,5/4 an.

Die aufregendste Partie des Tages war jene zwischen Vachier-Lagrave und Grischuk. Der Russe ist der ein einzige Spieler, der bisher alle Partien remisiert hat. Vachier-Lagrave eröffnet wie erwartet mit 1.e4, Grischuk antwortet wie in seiner ersten Partie mit der Berliner Verteidigung. Die Züge gehen beiden bis zum 18. Zug schnell von der Hand, dann beginnt Grischuk zu grübeln, insgesamt 53 Minuten, um schließlich mit Se7 einen Zug zu spielen, der bereits in einer Partie zwischen Vachier-Lagrave und Nakamura am Brett stand. Im nächsten Zug verbraucht der Russe erneut 21 Minuten. Für den Rest der Partie bleiben ihm nur wenig Restzeit, während sein Gegner noch rund eineinhalb Stunden auf der Uhr hat. Im 20. Zug opfert Vachier-Lagrave seinen c3-Bauern und erhält im Gegenzug starken Druck auf die schwarze Stellung. In hoher Zeitnot passiert Grischuk om 29. Zug ein Fehler, den Vachier-Lagrave mit 30.Te4 entscheidend hätte ausnutzen können. Er spielt aber (zu) rasch ein Läuferschach auf a3 und verpasst damit seine Chance. Im Interview meint er auf Te4 einfach vergessen zu haben, während Grischuk eingesteht, dass es dumm war eine Stunde für einen offensichtlichen Zug zu ver(sch)wenden. Das entstehende Turmendspiel hält Grischuk trotz seiner Zeitnot sicher im Gleichgewicht.

Die Partie zwischen Fabiano Caruana und Ian Nepomniachtchi entwickelt sich in einer grünfeldindischen Verteidigung sehr rasch. Beide spulen ihre Vorbereitung herunter. Allerdings scheint jene von Caruana weiter zu gehen. Er dürfte selbst das entstandene Endspiel noch weit analysiert haben. Jedenfalls gelingt es ihm selbst mit wenigen Figuren unangenehmen Druck aufzubauen. Sein Trumpf ist ein weit vorgeschobener Bauer auf h6, der die Stellung des schwarzen Königs gefährlich einengt. Nach einer Ungenauigkeit von Caruana ist der Vorteil aber plötzlich weg. Nepomniachtchi kommt zu f5 nebst Damentausch und nun ist es Caruana, der genau spielen muss um im Läuferendspiel das Remis zu erreichen. Die Partie endet im 55. Zug nach fünf Stunden Spielzeit.

Wang Hao und Kirill Alekseenko treffen in Jekaterinbug zum erstenmal überhaupt aufeinander. Alekseenko scheint in einem g3-Grünfeldinder mit d5 und c6 leicht auszugleichen. Die Kommentatoren meinen sogar seine Stellung sei bereits leichter zu spielen. Dann passiert ihm aber mit 13.- Ta6 ein Tempoverlust, wonach Wang Hao einigen Druck aufbauen kann. Es gelingt dem Russen aber akkurat zu verteidigen und die weißen Ideen zu neutralisieren. Der Remisschluss folgt im 41. Zug.

Ding Liren, der nach seinem Sieg gegen Caruana nur einen Punkt hinter der Spitze liegt, remisiert mit Weiß gegen Anish Giri in einer katalanischen Eröffnung. Erneut zeigt sich Giri bestens vorbereitet. Wie Caruana schickt er seinen h-Bauern auf die Reise um den gegnerischen König zu gefährden. Ding entscheidet sich für einen sicheren Springerzug und verhindert, dass der Bauer nach h3 gelangt. Im Interview meint er damit aber etwas von einem möglichen Vorteil hergegeben zu haben. Nach einem massiven Abtausch endet die Partie in einem Endspiel mit Turm und Läufer, das keiner Seite mehr eine Siegchance gab. Die Punkteteilung war das logische Ende.

In der offizielle Live-Kommentierung kam es gestern zu einem Gast-Auftritt von Judit Polgar. Die wohl beste Spielerin aller Zeiten sprach von einer außergewöhnlichen Situation, bedingt durch das Coronavirus, sieht darin aber auch eine Chance für Schach, insbesondere mit der Möglichkeit Turniere online zu organisieren. (wk, Presseinfo/Fotos: FIDE)

Stand nach der 4. Runde:

1-3. Ian Nepomniachtchi, Maxime Vachier-Lagrave, Wang Hao – 2½
4-5. Fabiano Caruana and Alexander Grischuk – 2
6-8. Ding Liren, Kirill Alekseenko and Anish Giri – 1½

Die fünfte Runde bringt heute, Sonntag, dem 22. März, die folgenden Paarungen:

Anish Giri (NED) – Fabiano Caruana (USA)
Alexander Grischuk (RUS) – Ding Liren (CHN)
Kirill Alekseenko (RUS) – Maxime Vachier-Lagrave (FRA)
Ian Nepomniachtchi (RUS) – Wang Hao (CHN)

 

 

 

Candidates: Markus Ragger kommentiert die 4. Runde

In der vierten Runde enden erstmals alle vier Partien mit einem Remis. Markus Ragger zeigt in seinem Videokommentar, dass die Partien aber trotzdem hart umkämpft waren. Inbesondere Maxime Vachier-Lagrave und Fabiano Caruana waren knapp daran einen ganzen Punkt zu holen.

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Runde 1Runde 2Runde 3, Runde 4

Der englische Großmeister Daniel King hat alle Kandidaten auf Youtube vorgestellt:
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Ding Liren gewinnt das Duell der Favoriten gegen Caruana

Ding Liren is back. Im Duell der beiden großen Favoriten besiegt der Chinese mit einer bemerkenswerten Leistung Fabiano Caruana. Dabei beginnt die Partie für Ding denkbar schlecht. Er wird von Caruana in der Eröffnung überrascht und läuft voll in die gegnerischen Vorbereitung in einem slawischen Damengambit. Caruana spielt seine Züge a tempo, opfert zwei Bauern und erhält dafür viele taktische Möglichkeiten, deren Berechnung Ding viel Zeit kosten. Anders als in seinen beiden Verlustpartien zuvor, findet Ding diesmal die besten Züge und schafft es die gegnerische Initiative zu neutralisieren. Danach ist sein Materialvorteil entscheidend. Es ist die einzige Gewinnpartie des Tages. Alle Spieler sind nun wieder innerhalb eines Punktes. Das Turnier ist wieder völlig offen. Diese herausragende mentale Leistung sollte Ding zudem viel Selbstvertrauen für die nächsten Partien geben.

Einen Tag vor dem ersten Ruhetag beim Acht-Spieler-Kandidatenturnier 2020 stehen drei Spieler an der Spitze - Ian Nepomniachtchi (Russland), Maxime Vachier-Lagrave (Frankreich) und Wang Hao (China), alle am 2/3. Der Amerikaner Fabiano Caruana und der Russe Alexander Grischuk liegen mit 1,5 / 3 einen halben Punkt dahinter. Anish Giri (Niederlande), Kirill Alekseenko (Russland) und Ding Liren (China) haben nach drei Runden einen Punkt.

Die Partie zwischen Anish Giri und Maxime Vachier-Lagrave endet unentschieden. Vachier-Lagrave spielt wie erwartet seine bewährte Grünfeld-Verteidung gegen 1.d4 und vereinfacht schnell die Stellung. Das folgende Endspiel ist für Weiß etwas besser, bietet dem Franzosen jedoch ausreichende Verteidigungsressourcen. Die Partie endet als erste des Tages im 30. Zug mit einer Zugwiederholung.

Alexander Grischuk (Russland) macht sein drittes Unentschieden in Folge, diesmal gegen Wang Hao (China). Nachdem Weiß mit 1.e4 eröffnet wählt der Chinese gegen den Russen die russische Verteidigung. Grischuk wechselt mit einem Trick in der Zugfolge in eine französische Abtauschvariante und erreicht mit zwei Läufern und einer besseren Bauernstruktur Vorteil. Nach dem Austausch der schwarzfeldrigen Läufer rückt Grischuk nach und nach seine Bauern am Königsflügel vor und scheint auf dem Weg zum Sieg, als ihm ein taktischen Versehen passiert, das Wang die Abwicklung in ein gleichstehendes Turmendspiel erlaubt. Ironischerweise hatte Grischuk diese Idee schon lange zuvor gesehen, sie aber in diesem Moment einfach vergessen, wie er im Interview nach der Partie zugibt.

Im rein russischen Duell zwischen Kirill Alekseenko und Ian Nepomniachtchi kommt eine französische Verteidigung aufs Brett. Eine überraschende Wahl von Nepomniachtchi, der als großer Experte im Najdorf gilt. Das letzte Mal, dass eine französische Verteidigung im Kandidatenturnier gespielt wurde, war übrigens 2007 in Elista im Spiel Leko - Gurevich. Der letzte Schwarzsieg in dieser Eröffnung in diesem Turnier liegt noch viel länger zurück: Sokolov - Yusupov, 1986 in Riga! Die Stellung entwickelt sich lebhaft. Schwarz übt etwas Druck am Damenflügel aus, während Weiß seine Chancen auf der anderen Brettseite sucht. Alekseenko entscheidet sich dann für ein interessandtes Qualitätsopfer und erhält volle Kompensation, verpasst aber ein weiteres chancenreiches Figurenopfer. Zu diesem Zeitpunkt war er aber bereits zu knapp an Bedenkzeit um so eine weitreichende Entscheidung zu treffen. Zehn Züge später forciert er eine Zugwiederholung. (wk, Presseinfo/Fotos: FIDE)

Heute, Freitag, ist der erste Ruhetag. Die vierte Runde beginnt morgen Samstag, dem 21. März, um 16 Uhr Ortszeit (14:00 MEZ). Die Paarungen lauten:

Fabiano Caruana (USA) - Ian Nepomniachtchi (Russland)
Wang Hao (China) - Kirill Alekseenko (Russland)
Maxime Vachier-Lagrave (Frankreich) - Alexander Grischuk (Russland)
Ding Liren (China) - Anish Giri (Niederlande)

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Runde 1Runde 2, Runde 3

Der englische Großmeister Daniel King hat alle Kandidaten auf Youtube vorgestellt:
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Candidates: Markus Ragger kommentiert die 3. Runde

Ding Liren ist der Mann der Stunde in Jekaterinburg. Nach seinen zwei Auftaktniederlagen spielt der Chinese in der dritten Runde gegen den Amerikaner Fabiano Caruana, der allgemein als Top-Favorit gehandelt wird und sich in seinen ersten Partien perfekt vorbereitet gezeigt. Auch Ding Liren marschiert schnurstracks in die gegnerische Vorbereitung und muss seinen Weg durch ein Minenfeld finden. Das kostet viel Zeit, während Caruana stets blitzschnell antwortet. Aber im Gegensatz zu den ersten beiden Runden zeigt Ding seine Fähigkeit auch unter Druck die besten Züge zu finden und als er letztlich seine Dame zentralisieren kann steht sein Sieg außer Frage und Ding ist zurück im Turnier. Markus Ragger widmet sich in seinem Videokommentar der dritten natürlich ausführlich dieser Schlagerpartie.

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Runde 1Runde 2

Der englische Großmeister Daniel King hat alle Kandidaten auf Youtube vorgestellt:
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Peter Kranzl berichtet von der Senioren WM

In der Kategorie der „Jungsenioren“, S50, gingen heuer 55 Teams aus aller Welt an den Start Österreich trat in folgender Besetzung an: Adolf Denk (2224), Andreas Druckenthaner (2277), Michael Ernst (2155), Peter Kranzl (2153) und Robert Gattermayer (1979).

Mit unserem Elo-Durchschnitt von 2202 waren wir somit an 15. Stelle gesetzt; Favorit, wie schon im Vorjahr, war Team USA vor der Lasker Schachstiftung und den Hausherren ,Team Czech 1. Unser Auftaktgegner, Burza aus CZE , an 42. gesetzt, erwies sich als überraschend harter Brocken, einzig unserem „Ersatzspieler“ Robert gelang ein voller Erfolg für den 2,5:1,5 Mannschaftssieg. Runde 2 bescherte uns das Mörderteam um die Legende Artur Jusupov, nämlich Lasker Schachstiftung GK. Peter und Robert remisierten was zum durchaus ehrenvollen 1:3 führte. In der 3.Runde gegen Team Wales Silures drehten wir den Spieß um,3,5:0,5 mit sehr starker Mannschaftsleistung!

Die 4. Runde brachte einen hart errungen 2:5:1,5 Sieg für unser Teamgegen „Vsocina“ aus dem Gastgeberland .Somit lagen wir nach den ersten 4 Runden mit 3 Siegen und einer Niederlage sehr aussichtsreich im Rennen, Alles schien möglich!

Im Spitzenduell der 4. Runde bezwang Team USA die Mannschaft von England 1 mit 3:1 und unterstrich damit deutlich seine Titelambitionen.
In der Schlagerpaarung am 2. Tisch zwischen Island gegen Czech 1 konnten die Hausherren knapp 2,5:1,5 reüssieren und als einziges Team neben den USA die 4 Runden eine weiße Weste/100% vorweisen.

Die grimmigen Isländer, unsere Gegner in der 5.Runde,liessen sich von unseren gletschereisblauen Teamtrikots überraschenderweise nicht gnädig stimmen sondern demolierten uns mit 3,5 :0,5,m lediglich Peter konnte ein halbes Pünktlein ergattern. Somit hatten wir nach 5 Runden mit 3 Siegen und zwei Niederlagen den geteilten 16.Rang inne. Seit diesem Tage wurde das Turnier in mehrere Sektoren zu jeweils unter 100 Spielern gesplittet , es herrscht absolutes Zuschauerverbot und nach Beendigung der Partie hat man den Spielsaal umgehend zu verlassen, weiters gibt es keinen Analyseraum.....

All dies mindert das Spielvergnügen doch ganz erheblich!

Wir gedachten in den vermeintlich verbleibenden 3 Runden noch zumindestens 3 Punkte zu erkämpfen und somit 11 Mannschaftspunkte zu erreichen was sehr wahrscheinlich einer Top 10 Platzierung gleichkäme. Doch es kam ganz anders: Unsere Gegner der 6.Runde , USA 4 Brothers, hatten wegen alarmierender Nachrichten aus USA bzw drohendem Einreisestopp (Corona) bereits die Heimreise angetreten, somit kampfloser 4:0 Sieg für uns. Am 1.Tisch trennten sich USA (10Pkt) und Lasker (8Pkt) mit 2:2 Unentschieden, Team Czech 1 (8Pkte) schlug Schottland mit 3:1 und wahrte somit seine Titelchancen.

Unmittelbar vor Beginn der 7. Runde wurde dann seitens der Turnierleitung verkündet dass dies gleichzeitig die Schlussrunde sei da die geplanten 9 Runden wegen des Gesundheitsrisikos gemäß Regierungsbeschluss nicht möglich waren. Außerdem drohte baldige Grenzschließung, und so trennten wir uns nach wenigen Zügen von unseren Freunden , Team Germany 1,mit einem 2:2 Unentschieden um den letzten(?) Zug nach Wien noch zu erreichen.

SENIOREN TEAM WM 2020
PRAG, 15.MÄRZ 2020
KATEGORIE S50
BERICHT P.KRANZL

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Ergebnisse bei Chess-Results

Präsident Christian Hursky zur aktuellen Situation im ÖSB im Interview mit Hannes Neumayer

Welche Auswirkungen hat die aktuelle Corona-Krise auf den ÖSB?

Christian Hursky: „Sämtlicher Meisterschaftsbetrieb ist abgesagt. Das war vor einer Woche noch nicht so klar, da galt die 100 Personen Indoor- Regel, und ich habe auf die Maßnahmen der Regierung vertraut. Erst ein Anruf von mir letzten Donnerstag bei der Stadt Wien hat die Notbremse ausgelöst: Da war klar, dass ab Montag Österreich geschlossen sein wird."

Bis wann ist der Spielbetrieb abgesagt?

Christian Hursky: „Ich rechne, dass die derzeit geltenden Maßnahmen mindestens bis Ende der Osterferien gelten. Frühestens am 19. April können wir Entscheidungen treffen, ob und wie der Meisterschaftsbetrieb weiter geht."

Welche Veranstaltungen sind konkret betroffen?

Christian Hursky: „Die erste Bundesliga, die Frauen Bundesliga, die 2. Bundesliga Ost und Mitte, die Österreichischen Senioren-Meisterschaften und die Jugend Bewerbe zu Ostern in St. Veit."

Gibt es ein Szenario, in dem heuer kein Bundesliga-Titel vergeben wird?

Christian Hursky: „Das werden wir nicht vor 19. April entscheiden. Aber natürlich müssen wir darüber nachdenken. Denn mit 1. Juli beginnt die Übertrittszeit, die aktuelle Meisterschaft müsste also bis spätestens 30. Juni beendet sein. Und der Meister der 2. Bundesliga West, Absam, wird wohl sein Recht einfordern im nächsten Jahr 1. Bundesliga spielen zu wollen. Die Österreichische Jugend- und Seniorenmeisterschaft kann man sicher im Herbst nachtragen."

Sind verstärkte Online-Aktivitäten geplant?

Christian Hursky: “Der ÖSB ist intern dabei, die Tools für optimale Videokonferenzen zu suchen. Und wir überlegen, für die turnierfreien Wochen Online-Turniere zu organisieren. Generalsekretär Walter Kastner ist beauftragt, nach entsprechenden Wegen zu suchen. Die National- und Nachwuchsspieler erhalten alle ihre Trainings über Skype. Auch die geplanten Trainingswochen von Artur Jussupow werden so stattfinden."

2020 wird auch hundert Jahre ÖSB gefeiert, wie sieht der weitere Plan aus?

Christian Hursky: Unser Bundestag und die ÖSB-Sitzung in Kärnten vergangenes Wochenende wurden abgesagt. Die nächste Sitzung im Juni, wo wir festlich unser Magazin 100 Jahre ÖSB präsentieren wollten, ist Stand heute noch nicht gesichert. Eventuell gibt es die erste reguläre Sitzung erst im September. Und dann stellt sich die Frage, das Projekt "100 Jahre ÖSB" mit unserem Magazin, etc. erst am Gründungstag, am 12. Dezember, zu feiern, das würde dann Sinn machen. Das Jubiläums-Magazin ist im Prinzip fertig, alle Geschichten sind da. Aber auch unser Produktions- & Druck-Partner hat alles auf Eis gelegt."

Im Zuge des Magazins werden speziell in den letzten Wochen Fake-News verbreitet...

Christian Hursky (lacht): „Auf alle Fälle wurden da Fake-News verbreitet. In Österreich gilt der Spruch: 'Wer lange fragt, geht lange irr!'. In dem Fall wäre es besser gewesen mich zu fragen, dann hätte man sich Gerüchte über den ehemaligen Sportminister als Autor sparen können."

Wie ist das gemeint?

Christian Hursky: „Ganz einfach: Es wird außer unserem ehemaligen Präsidenten Kurt Jungwirth keinen einzigen Ex-Politiker geben, der einen Beitrag für das  Magazin leistet. Und mit nahezu einem halben Jahrhundert Präsidentschaft ist das im Fall von Kurt Jungwirth wohl mehr als gerechtfertigt. Wir sind froh, dass wir mehr als 20 verschiedene Autoren gefunden haben. Dafür wird es auch keine Vorworte geben. Leider konnte Michael Ehn für das Projekt nicht gewonnen werden. Er als Person wird aber dennoch ein Teil des Magazins sein."

Abschließende Frage, leider findet ausgerechnet im Jubiläumsjahr kein Vienna Chess Open statt. Warum nicht?

Christian Hursky: „ Ja, leider. Nach einer Prüfung des Rechnungshofes wird die Stadt Wien die Festsäle des Wiener Rathauses nur noch „mildtätigen“ Organisationen zur Verfügung stellen. Viele Sportdach- und Fachverbände sind mit ihren größeren und kleineren Aktivitäten davon be- und getroffen. Seit 2009, als das Vienna Chess Open wieder veranstaltet wurde, waren zwischen 650 bis 950 Spielerinnen und Spieler aus mehr als 50 Nationen, zum Teil mit ihren Angehörigen, zufriedene Gäste des Turniers und der Stadt. Das sorgt auch für Umsatz im Tourismus, auch nachhaltig, denn hier wurde „Gutes“ über Wien erzählt. Aber ein 9-tägiges Turnier, über alle Säle im 1. Stock würde bis zu 250.000 Euro kosten. Der Rechnungshof hat dem Sport und vielen anderen, nicht reichen, Organisationen hier einen Bärendienst erwiesen.“ (wk)

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Vier Kandidaten führen, zweite Niederlage für Ding Liren

Nach dem zweiten Tag des Kandidatenturniers 2020 in Jekaterinburg liegen vier Spieler an der Spitze. Fabiano Caruana, Ian Nepomniachtchi, Maxime Vachier-Lagrave und Wang Hao halten jeweils bei 1,5 / 2, gefolgt von Alexander Grischuk mit einem Punkt und Alekseenko und Giri mit einem halben Punkt. Allein am letzten Platz liegt mit Ding Liren nach einer zweiten Niederlage einer der Favoriten.

Pavel Datsyuk, ein russischer Eishockeyspieler, eröffnete die zweite Runde mit einem symbolischen ersten Zug in der Partie zwischen Fabiano Caruana (USA) und Kirill Alekseenko (Russland). Die Nummer 2 der Weltrangliste überrascht seinen Gegner mit 1.d4 anstelle seines üblichen 1.e4 und wählt dann die zweischneidige f3-Variante im Nimzo-Inder. Alekseenko verbraucht schon in der Eröffnung viel Zeit, die ihm später fehlen sollte. Caruana nutzt die Aktität seiner Figuren und schränkt jene seines Gegners gekonnt ein. Schließlich opfert der Russe eine Figur für drei Bauern. In einem Endspiel wäre das eine gute Kompensation, aber im Mittelspiel geht Caruana entschlossen gegen den gegnerischen König vor und siegt im Mattangriff.

Die russischen Landsleute Ian Nepomniachtchi und Alexander Grischuk trennen sich unentschieden. Anstelle eines traditionellen Handshakes begrüßten sich die Spieler zu Beginn mit einem „Elbow-Shake“. Grischuk entscheidet sich für die Berliner Verteidigung und nach Ians Ungenauigkeit 24.Lc1 bekommt er Vorteil. In seiner üblichen Zeitnot - im Interview meint Grischuk er hätte die halbe Partie verschlafen und als er endlich aufgewacht ist, hatte er nur mehr sechs Minuten auf der Uhr - spielt er auf Sicherheit und tauscht alles um ein Endspiel mit ungleichen Läufern zu erreichen. Ein zweites Unentschieden für Grischuk, der jetzt einen Punkt hat.

Maxime Vachier-Lagrave (Frankreich) besiegte Ding Liren (China) und versetzt dem chinesischen Favoriten einen zweiten Schlag in Folge. Der Franzose presst von Beginn an und schafft sich eine gute Stellung im Mittelspiel. Schwarz musste einen Bauern geben, was allerdings angesichts zweier weißer Doppelbauern nicht so dramatisch schien. MVL hat aber richtig erkannt, dass seine Figuren viel aktiver sind und Ding nicht mehr rechtzeitig zu einer wichtigen Umgruppierung kommt. Im 37. Zug hat der Chinese genug und gibt enttäuscht auf. Es ist seine zweite Niederlage in Folge. Das ist dem so sicher spielenden Chinesen in seiner Laufbahn nur selten passiert.

Das längste Partie des Tages spielen Wang Hao (China) und Anish Giri (Niederlande) . Sie dauert fast sechs Stunden. In Runde 1 besiegte Wang Hao seinen Landsmann Ding Liren, während Giri mit einer Niederlage gegen Nepomniachtchi begann. Weiß wählt die englische Eröffnung. Wang Hao erreicht nach eigener Aussage aber nicht den geringsten Vorteil und war bereits früh bereit eine Zugwiederholung anzustreben. Gerade zu diesem Zeitpunkt hätte Giri aber mutig auf Vorteil spielen können. Er verpasst aber diese Gelegenheit und landet in einer leicht schlechteren Stellung mit einem isolierten Bauern. Wang Hao manövriert ihn langsam aus und gewinnt einen Bauern. Als alle bereits mit einem Sieg des Chinesen und einer zweiten Niederlage für Giri rechnen - im Interview gestand er sich zu diesem Zeitpunkt bereits die schlimmsten Turnier-Szenarien ausgemalt zu haben - passieren Wang ein paar unscheinbare Ungenauigkeiten. Sein Vorteil versiegt und Giri erhält genug Gegenspiel um eine Zugwiederholung zu erzwingen.

Es sind erst zwei von vierzehn Runden gespielt. Trotzdem steht mit Ding Liren einer der Favoriten bereits mit dem Rücken zur Wand. Wir ihm heute ausgerechnet gegen Fabiano Caruana ein Comeback gelingen oder wird er früh seine Hoffnungen gänzlich begraben müssen? (wk, Presseinfo/Fotos: FIDE)

In der 3. Runde spielen heute:

Ding Liren (China) – Fabiano Caruana (USA)
Anish Giri (The Netherlands) – Maxime Vachier-Lagrave (France)
Alexander Grischuk (Russia) – Wang Hao (China)
Kirill Alekseenko (Russia) – Ian Nepomniachtchi (Russia)

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Runde 1Runde 2

Der englische Großmeister Daniel King hat alle Kandidaten auf Youtube vorgestellt:
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Candidates: Markus Ragger kommentiert die 2. Runde

Die zweite Runde des Kandidatenturniers bringt heute erneut zwei Siege. Turnierfavorit Fabiano Caruana schließt mit einem Sieg gegen Kirill Alekseenko ebenso zur Spitze auf wie Maxime Vachier-Lagrave. Der Franzose behält gegen Ding Liren die Oberhand. Der chinesischen Co-Favorit erwischt mit dieser zweiten Niederlage den denkbar schlechtesten Start und muss nun volles Risiko nehmen um doch noch um den Sieg mitmischen zu können, wie Markus Ragger in seiner Video-Kommentierung erklärt. Ragger zeigt diesmal die wichtigsten Momente aller vier Partien. (wk, Foto: Turnierseite)

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Runde 1, Runde 2

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Umkämpfter Auftakt mit Siegen von Nepomniachtchi und Wang

Die erste Runde des Kandidatenturniers 2020 beginnt mit einer chinesischen Überraschung, als Außenseiter Wang Hao mit schwarzen Steinen seinen Landsmann - und einen der Favoriten des Turniers - Ding Liren besiegt. Eine zweite Entscheidung gibt es zwischen Anish Giri und Ian Nepomniachtchi. Hier setzt sich der Lokalmatador nach hartem Kampf durch. Nach der ersten Runde führen Ian Nepomniachtchi (Russland) und Wang Hao (China) das Feld an, vor vier Spielern mit je einem halben Punkt.

Das Kandidatenturnier 2020 ist wahrscheinlich das einzige hochkarätige Sportereignis der Welt. Angesichts der Bedenken hinsichtlich des Coronavirus wurden verschiedene Maßnahmen ergriffen. Spieler und Schiedsrichter werden mit Masken und Desinfektionsmitteln versorgt und das Publikum darf den Spielort nicht betreten. In Bezug auf Schach ist diese Veranstaltung einzigartig. Es gibt den höchsten Preisfonds aller Zeiten für ein Kandidatenturnier (500.000). Zudem ist es für die Hälfte der Spieler (Maxime Vachier-Lagrave, Ian Nepomniachtchi, Kirill Alekseenko und Wang Hao) ihr erstes Antreten bei den "Candidates".

Traditionell begann die Eröffnungsrunde mit einer Zeremonie des ersten Zuges. FIDE-Präsident Arkady Dvorkovich machte den ersten Zug im Spiel Ding Liren - Wang Hao, der russische Fußballstar Dmitri Bulykin zwischen Vachier-Lagrave und Caruana, der Leiter des Jekaterinburg City Chess Federation Mikhail Vakhrushev eröffnet das russische Duell zwischen Alexander Grischuk und Kirill Alekseenko und der 12. Weltmeister Anatoly Karpov zwischen Anish Giri und Ian Nepomniachtchi.

Die größte Überraschung des Tages passiert im ersten chinesische Duell in einem Kandidatenturnier. Wang Hao gewinnt gegen Ding Liren, jenen Spieler der 2018 das Turnier ohne Niederlage beenden konnte. Nach einer englischen Eröffnung scheint das Mittelspiel dynamisch ausgeglichen, wobei Weiß (Ding Liren) einen winzigen Vorteil - einen starken Springer auf c4 und eine gute Kontrolle über die Stellung hatte, während Schwarz mit einem passiven Läufer auf c7 zurecht kommen muss. Ding Liren entscheidet sich im 30. Zug mit f4 die Stellung zu öffnen, lässt damit aber Schwarz zum Leben erwachen. Wang Hao nutzt seine Chance, die Initiative zu ergreifen, dominiert er am Königsflügel und bricht entscheidend durch. In seiner Analyse der Position hob Wang Hao in der Pressekonferenz 30.f4 als kritischen Zug hervor und wies darauf hin, dass Weiß zuvor einen Vorteil hatte.

Dieses Partie war auch aus einem anderen Grund interessant: Über eine Million Menschen aus China haben die Live-Übertragung auf der offiziellen Website gesehen. Die chinesischen Kommentatoren waren Yifan Hou, die seit dem Rücktritt Polgars unbestritten beste Spielerin der Welt, und Peng Zhaoqing, dreifacher Champion von China und 14-fachen Meister der Niederlande.

Das erste beendete Partie des Turniers war zwischen Maxime Vachier-Lagrave (der erst in das Kandidatenturnier kam, nachdem Teimour Radjabov zurückgezogen hatte) und Fabiano Caruana (die Nummer 2 der Welt und der Gewinner 2018). Aufs Brett kam die Archangelsk-Variante im Spanier, die Caruana so kommentierte: "Es ist eine der schärfsten Varianten in dieser Eröffnung, die grundsätzlich schon eine der zweischneidigsten überhaupt ist". Die Eröffnung verlief für Maxime Vachier-Lagrave nicht wie geplant und nach seinen eigenen Worten "war die Position sehr unangenehm". In einem taktisch herausfordernden Kampf schien Caruana besser vorbereitet zu sein. Der Franzose spielt jedoch geduldig und findet die richtigen Züge, um das Gleichgewicht in zu halten. Der kritische Moment war im 32. Zug, als Weiß nach 23 Minuten Nachdenken Dd3 spielte! Das schien für Weiß sehr gefährlich, aber es gab immer noch keinen klaren Weg zum Vorteil für Schwarz: "Ich habe eine Reihe von Varianten berechnet, ohne etwas klares zu finden und deshalb ins Remis abgewickelt.", sagte Caruana in einem Interview.

Das russische Duell zwischen Alexander Grischuk und Kirill Alekseenko beginnt mit einem Handschlag und endet unentschieden. Am Anfang gab es ein technisches Problem, als Grischuk darum bat, seinen Stuhl zu ersetzen, da er den urspünglichen "Bürosessel" als unangenehm empfand. Aufs Brett kam die gleiche Eröffnung wie zwischen Ding Liren und Wang Hao. Im achten Zug Betreten die Beiden dann Neuland. Grischuk gelingt es Druck zu machen und im Zentrum die Oberhand zu gewinnen. Schwarz (Alekseenko) behält aber genügend Feuerkraft und offene Diagonalen, um mit Dame und Läufer ein Gegenspiel zu entwickeln und den weißen König zu bedrohen. Das Duell endete mit einer Zugwiederholung. Während die Schachexperten viele Meinungen zu den Partien aus der ersten Runde äußerten, gab Grischuk - in seinem bekannten Stil - eine trockene Zusammenfassung des ersten Tages: "Alle haben heute schrecklich gespielt, außer vielleicht Ian [Nepomniachtchi]".

Grichuk lobt Ian Nepomniachtchi, dem es gelang Anish Giri mit schwarzen Stücken zu besiegen. Es war die längste Partie des ersten Tages und dauerte über fünf Stunden. In einer weiteren englischen Eröffnung entschieden sich die Spieler für ein bekannt scharfes Abspiel. Giri spielt schnell und zeigt sich bestens vorbereitet. Er wählt im 12. Zug ein Abspiel, das bisher nur im Fernschach getestet wurde. Die Computer tendieren danach zwar eher zu Schwarz, das Spiel ist aber sehr kompliziert mit vielen Fallstricken für Schwarz. Nepomniachtchi findet aber seinen Weg durch das Dickicht der Varianten und plötzlich ist es Giri, der die besten Züge finden muss. Im 32. Zug muss er schließlich seine Dame für Turm und Läufer geben, hat aber berechtigte Chancen eine Festung zu bauen. Am Ende entsteht ein Endspiel zwischen Dame und Turm, in dem Nepomniachtchi Weiß gekonnt daran hinderte, die Festung zu vollenden. Im 62. Zug muss Giri aufgeben. "Ich habe schlecht gespielt", sagte Giri nach der Partie. "Ich dachte, wenn ich passiv mit dem Turm auf der vierten Reihe verteidigt hätte, wäre es wohl ein Remis geworden. Es ist aber kein 100-prozentiges Unentschieden." Auf die Frage, ob er etwas an seiner Herangehensweise für das Turnier ändern werde, gab Giri einen düsteren Kommentar ab: "Es ist schwer, sich anzupassen. Wahrscheinlich ist es zu spät." (wk, Presseinfo/Fotos: FIDE)

Die zweite Runde bringt heute ab 16:00 Uhr Ortszeit (12:00 MEZ) die folgenden Paarungen:

Fabiano Caruana (USA) – Kirill Alekseenko (Russia)
Ian Nepomniachtchi (Russia) – Alexander Grischuk (Russia)
Wang Hao (China) – Anish Giri (The Netherlands)
Maxime Vachier-Lagrave (France) – Ding Liren (China)

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Runde 1

Der englische Großmeister Daniel King hat alle Kandidaten auf Youtube vorgestellt:
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