Österreich hat einen neuen Großmeister im Schach. Der Steirer Andreas Diermair holt bei der Europameisterschaft in Batumi seine dritte Norm und wird den Titel eines Großmeisters vom Weltschachbund (FIDE) in Kürze offiziell verliehen bekommen. Andreas Diermair ist erst der fünfte gbürtige Österreicher nach Karl Robatsch, Josef Klinger, Nikolaus Stanec und Markus Ragger, der diese Auszeichnung erhält. Diermair gelangen seine Normen 2013 beim Open in Bad Gleichenberg, 2015 beim Europacup der Vereine in Skopje und nun in Batumi. Seine letzte Norm gelingt Diermair nach dramatischem Turnierverlauf. Er besiegt in den Runden fünf und sieben der EM die starken Großmeister Michal Krasenkow (POL) und Sergei Zhigalko (BLR). Das reicht nach zwei weiteren Remisen gegen GM Mads Andersen (DEN) und Mateusz Bartel (POL) für eine Norm aus neun Runden. Um den GM-Titel tatsächlich zu erhalten benötigte Diermair allerdings eine Norm aus elf Runden und hier gab es in Runde zehn mit einer Niederlage gegen den Russen Mikhail Kobalia einen herben Rückschlag. Diermair behält aber die Nerven, besiegt in der Schlussrunde den Serben Aleksandar Indjic mit den schwarzen Steinen und sichert sich damit doch noch die heißbegehrte dritte Norm und den Titel. Diese Leistung stellt eine andere toll etwas in den Schatten. Felix Blohberger erspielt mit fünf Punkten eine Eloleistung über 2500 und sichert sich eine IM-Norm. Damit geht die EM trotz Abwesenheit von Markus Ragger für Österreich erfolgreich zu Ende. Diermair wird mit 6,5 Punkten am 73. Platz von 302 Teilnehmern aus 34 Nationen Bester des ÖSB Teams. Shengelia beendet das Turnier mit sechs Punkten. Blohberger, Schnider und Huber gelingen jeweils fünf Punkte. Neuer Europameister ist der Kroate Iva Saric mit 8,5 Punkten. Er sichert sich den Titel in der Schlussrunde mit einem Sieg gegen David Navara. Silber geht an Radoslaw Wojtaszek (POL), Bronze an Sanan Sjugirov (RUS). Beide haben die bessere Feinwertung von insgesamt sieben Spielern mit je acht Punkten. (wk, Foto: Shengelia)
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Fabiano Caruana sorgt mit seinem Sieg beim Kandidatenturnier in Berlin für eine Weltmeisterschaft des Westens und wird vom 9. bis 22. November in London Magnus Carlsen herausfordern. Vor der Verwirklichung seines Traumes musste Caruana in der Schlussrunde in Berlin alles geben und stets auch seine Konkurrenten Karjakin und Mamedyarov im Auge haben. Karjakin wird nach einem Versehen von Ding Liren unsanft aus seinen Titelambitionen gerissen und schafft mit schlechter Stellung gerade noch ein Remis. Das ist zu wenig. Mamedyarov erhält mit Schwarz von Kramnik einen Kampf, alle drei Ergebnisse sind möglich, nachdem Kramnik einen Bauern für starke Initiative geopfert hatte. Mamedyarov gelingt mit einer hübschen Kombination noch der Übergang in ein scheinbar chancenreiches Endspiel, das Kramnik aber problemlos hält. Nach dieser Punkteteilung ist klar, dass Caruana ein Remis reicht. Der Amerikaner steht aber schon so gut, dass er in seiner Partie gegen Grischuk auf ein Remisangebot verzichtet und sie eine halbe Stunde später siegreich beendet. Caruana gewinnt das Kandidatenturnier in Berlin mit neun Punkten aus vierzehn Partien überzeugend vor Mamedyarov und Karjakin mit je acht Punkten. Ding Liren bleibt ungeschlagen einen halben Punkt dahinter. Kramnik und Grischuk zeigen risikoreiches Schach, bleiben aber knapp unter der 50%-Marke. Levon Aronian und Wesley So beenden das Turnier mit einem raschen Remisschluss am Tabellenende, wobei vor allem Aronian als einer der Favoriten mit sechs Niederlagen schwer enttäuscht. Überzeugt hat der Kampfgeist der Spieler. In dreizehn der vierzehn Runden brachte zumindest eine der jeweils vier Partien eine Sieger. In der ersten Runde waren es sogar drei. Das war beste Werbung für den Schachsport und macht das Kandidatenturnier in Berlin zu einem der spannendsten in der Geschichte. (wk, Foto: FIDE)
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Daniel King: Videozusammenfassung der 14. Runde
Fabiana Caruana geht als Führender in die Schlussrunde des Kandidatenturniers in Berlin. Der Amerikaner steckt die gestrige Niederlage gegen Karjakin gut weg, folgt gegen Levon Aronian der Partie Grischuk gegen Aronian aus der Runde davor und kommt zu einem überzeugenden Sieg. Da Karjakin gegen So über eine baldige Punkteteilung nicht hinauskommt, holt sich Caruana die Führung vor der Schlussrunde zurück. Es könnte aber eine trügerische Führung sein. Caruana braucht in der Schlussrunde einen Sieg um sicher zu gehen. Eine Punkteteilung in seiner heutigen Schwarzpartie gegen Grischuk reicht nur dann zum Turniersieg wenn Karjakin und Mamedyarov sieglos bleiben. Mamedyarov gewinnt gestern gegen Grischuk, weil der Russe einer Remisfortsetzung ausweichen musste um seine Chancen intakt zu halten. "Ein Remis war wie eine Niederlage", meinte Grischuk dazu in der Pressekonferenz. Mamedyarov seinerseits hat gute Chancen auf das Match gegen Carlsen wenn er heute mit Schwarz gegen Kramnik gewinnt und Caruana sieglos bleibt. Da es keinen Stichkampf gibt, müssen im Fall einer Punktegleichheit die Feinwertungen entscheiden und die sind für den Aserbeidschaner in fast allen möglichen Konstellationen günstig. Karjakin hat hingegen im Falle eines geteilten ersten Platzes mit Caruana die Nase vorne. Wenn drei sich streiten könnte aber auch Ding Liren noch der lachende Vierte werden. Die Sterne für seinen Sieg stehen aber schlecht. Er müsste mit Schwarz gegen Karjakin gewinnen, zugleich muss Caruana gegen Grischuk verlieren und Mamedyarov darf gegen Kramnik nicht gewinnen. Die Entscheidung um den nächsten WM-Herausforderer fällt heute ab 15:00 in Berlin. Spannung ist garantiert. (wk, Foto: FIDE)
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Daniel King: Videozusammenfassung der 13. Runde
Die neunte Runde der EM in Batumi ist für Österreich mit einem Remis von Andreas Diermair gegen Mateusz Bartel (POL, 2609) und vier Niederlagen auf den ersten Blick unerfreulich. Bei Licht betrachtet fixieren Andreas Diermair eine GM-Norm und Felix Blohberger eine IM-Norm. Beide krönen damit ihre guten Leistungen. Für Diermair ist es bereits die dritte Norm nach Bad Gleichenberg 2013 und Skopje 2015, allerdings braucht er für den GM-Titel eine Norm aus elf Partien, da jene aus Skopje im Vereins-Europacup mit nur sieben Runden zählt und die GM-Normen auf insgesamt 24 Partien beruhen müssen. Blohberger könnte seiner ersten Norm in der Bundesliga bald eine weitere folgen lassen. Heute konnte er sich für die Norm sogar eine Niederlage gegen Kirill Shevchenko leisten. Morgen spielt Diermair mit Schwarz gegen Mikhail Kobalia (RUS, 2599), Blohberger hat mit Davit Jojua (2601) einen georgischen GM. Shengelia, Schnider und Huber bekommen die Chance gegen eloschwächere Gegner ihr Punktekonto aufzubessern. (wk, Foto: ECU)
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Schach-Österreich blickt auf St. Veit/Glan und seinen wunderschönen Fuchspalast, wo heute die Jugendmeisterschaften 2018 mit den Bewerben in den Altersklassen U16 und U18 beginnen! Hochkarätig ist die Besetzung der diesjährigen Meisterschaften. Bei den BU18 führt die Setzliste der IM Florian Mesaros (B) an, ihm folgen Domink Ly (NÖ) und Michael Tölly (St). In der Altersklasse BU16 starten Lukas Leisch (OÖ), FM Daniel Morgunov (W) und Konstantin Peyrer (W) mit aussichtsreicher Startnummer. Ein spannendes Duell steht bei den MU18 bevor, WFM Chiara Polterauer (T), Jasmin-Denise Schloffer (St) und Alexandra Busuioc (W) werden den Titel wohl unter sich ausmachen. Ein Dreiergespann sollte auch bei den Mädels U16 den Takt vorgeben, vorne erwartet werden Sophie Konecny (W), Magdalena Mörwald (S) und Katharina Katter (St). 7 Runden an 5 Spieltagen werden letztendlich Klarheit für die Turnierausgänge bringen. Die Partien werden aus dem Fuchspalast live im Internet übertragen. (wk, Text/Foto: Erich Gigerl)
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Die Führenden straucheln in der 12. Runde des Kandidatenturniers in Berlin. Sergey Karjakin schlägt Fabiano Caruana und übernimmt nach einen Zwischenspurt mit phantastischen fünf Punkten aus den letzten sechs Partien vor dem nun punktegleichen Amerikaner die Führung. Im direkten Duell wählt Caruana gegen Karjakin erneut die russische Verteidigung und scheint eine gute Stellung zu erreichen, gibt aber Karjakin die Chance zu einem Qualitätsopfer. Diese Entscheidung sollte er bald bedauern. Die Stellung ist zwar weiter im Gleichgewicht, spielt sich für Karjakin aber viel leichter. Der Russe nützt die Gunst der Stunde, holt sich den ganzen Punkt und ist plötzlich in der Favoritenrolle. Dabei standen die Quoten nach seinen beiden Auftaktniederlagen irgendwo bei 1:100. Noch weiß niemand wie das Turnier endet, es sind aber solche "big points" die ein Turnier entscheiden. Man erinnere sich, dass Kramnik einen solchen in der vierten Runde gegen Caruana verpasst hatte oder wie Aronians Unglücksserie mit verpassten Chancen begann. Es war überhaupt kein guter Tag für die Führenden. Mamedyarov sucht gegen Ding seine Chance, erreicht aber kaum Vorteil und läuft dem Chinesen ins offene Messer. Sein erster Sieg lässt Ding mit Mamedyarov und Grischuk gleichziehen. Diese drei haben nur einen halben Punkt Rückstand auf Karjakin und Caruana. Einer dieser Fünf wird der nächste WM-Herausforderer von Magnus Carlsen. Kramnik, So und Aronian sind aus dem Rennen, können aber zu Stolpersteinen werden. Heute ist in Berlin der letzte Ruhetag. Morgen spielen: Mamedyarov-Grischuk, Ding-Kramnik, So-Karjakin, Caruana-Aronian. (wk, Foto: FIDE)
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Daniel King: Videozusammenfassung der 12. Runde
Gute Leistungen zeigen die Österreicher bei der Einzel Europameisterschaft in Batumi. Nach sieben Runden sind Andreas Diermair mit viereinhalb Punkten und Felix Blohberger mit vier Punkten die Besten. Beide schlagen Großmeister und erreichten bisher eine Eloleistung knapp unter 2600. Diermair besiegt in der fünften Runde GM Michal Krasenkow (POL, 2644) und gestern GM Sergei Zhigalko (BLR 2625). Blohberger gewinnt in der siebenten Runde gegen den lettischen Großmeister Nikita Meskovs (2536). David Shengelia plagt sich bisher zu dreieinhalb Punkten, Gert Schnider und Martin Christian Huber stehen bei drei Zählern. Heute warten auf Diermair, Blohberger und Huber mit Andersen, Paichadze und Ruck wieder starke Großmeister. Shengelia und Schnider sind hingegen in der Favoritenrolle. In der Tabelle führt der Engländer Gawain Jones mit sechs Punkten vor zehn Spielern mit fünfeinhalb. In der Gruppe der Verfolger sind mit Navara und Wojtaszek auch zwei der Elofavoriten. Insgesamt werden elf Runden gespielt. (wk, Foto: ECU)
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Der Vorstand des Österreichischen Schachbundes hat im Vorjahr eine Reform der Staatsmeisterschaften im Standardschach beschlossen. Die Meisterschaften werden ab 2019 im Rahmen eines Opens mit einer Elogrenze von 2000 ausgespielt. Die erste Auflage wird es beim Wien-Open 2019 geben, ab 2020 wird die Vergabe jeweils zwei Jahre zuvor ausgeschrieben.
Heuer werden die Staatsmeisterschaften vom 21. bis 29. Juli vom Landesverband Wien ausgerichtet. Ort ist das Veranstaltungszentrum Europahaus in der Linzer Straße. In einem Übergangsjahr spielen die offene Klasse und die Frauen erstmals in einem gemeinsamen Turnier mit getrennten Wertungen. Anmeldungen sind ab sofort bei Turnierdirektor Johann Pöcksteiner möglich. E-Mail: poecksteiner@chess-vienna.at (wk)
Staatsmeisterschaften: Info-Seite, Ausschreibung STM Wien 2018
Sergey Karjakin ist der Gewinner der 11. Runde in Berlin. Nachdem Karjakin mit zwei Niederlagen denkbar schlecht in das Turnier gestartet war, konnte er sich mit Remisen einigermaßen erholen, um in den letzten fünf Runden mit drei Siegen mächtig aufzuholen. Sein gestriges Opfer war ein sichtlich angeschlagener Levon Aronian. Karjakin demonstriert erneut seine gute Vorbereitung gegen Katalanisch und als Aronian ein Fehler unterläuft, lässt sich der Russe nicht zweimal bitten. Mit diesem Sieg schließt Karjakin in der Tabelle zu Grischuk auf, der seinerseits mit Glück und Zähigkeit knapp über der 50%-Marke bleibt. In seiner Partie gegen Ding Liren spielt der Chinese groß auf und zeigt erstmals sein agressives Potenzial. Doch dann verpasst Ding zweimal eine Fortsetzung mit der er Grischuk zur sofortigen Aufgabe zwingen hätte können, behält aber weiter Vorteil, der ihm dann nach und nach entgleitet. Statt eines glanzvollen Sieges wird es es sein elftes Remis. Punkteteilungen gibt es auch in den Partien der Führenden. Mamedyarov gleicht gegen So mit der "Karjakin-Variante" gegen Katalanisch sicher aus. Caruana läuft in eine giftige Neuerung von Kramnik, hält die Stellung aber im Gleichgewicht. Heute kommt es in Berlin zum Schlager zwischen Karjakin gegen Caruana. Kann sich der letzte WM-Herausforderer mit einem Sieg doch noch an die Spitze setzen? (wk, Foto: FIDE)
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Daniel King: Videozusammenfassung der 11. Runde
In der 10. Runde des Kandidatenturniers in Berlin kam es nach einem Ruhetag zum direkten Duell der Führenden. Fabiano Caruana weicht mit Schwarz einem Kampf nicht aus und opfert mutig zwei Bauern für Kompensation. Shakhriyar Mamedyarov zeigt sich aber auf der Höhe, tauscht die Damen und befreit seine Stellung mit einem Qualitätsopfer. Danach kann nur noch er mit Läufer und zwei Bauern für einen Turm auf Gewinn spielen. Caruana verteidigt sich aber gut, die Punkteteilung rettet ihm die Führung. In den verbleibenden vier Runden spielt Caruana noch gegen Kramnik, Karjakin, Aronian und Grischuk. Mamedyarov bekommt es mit So, Ding, Grischuk und Kramnik zu tun. Kramnik beendet gestern mit einem Sieg gegen Aronian seine Durststrecke. In einem an und für sich ruhigen Italiener suchen beide Spieler den Sieg, das Brett steht bald in Flammen und entzückt in der Kommentatorenkabine Judit Polgar und Lawrence Trent. Beide finden sich in den Verwicklungen großartig zurecht, so war es eigentlich schade, dass Aronian die Partie in Zeitnot knapp vor der Zeitkontrolle einstellt. Wie Kramnik hat nun auch Aronian bereits vier Partien verloren, aber erst eine gewonnen. Für Kramnik ist es der dritte Sieg. Grischuk muss sich gegen Karjakin mit einem Remis begnügen, hat es aber in der Hand die Führenden noch zu ärgern. Remis endet auch die Partie zwischen Ding und So. Die 11. Runde beginnt heute um 15:00 Uhr MEZ. (wk, Foto: FIDE)
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Daniel King: Videozusammenfassung der 10. Runde